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"Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort!"

„Mein Handy hat in den letzten Tagen ein bisschen öfter geläutet als sonst“, scherzt Günter Friesenbichler.

Kein Wunder, erzielte Neustadts Stürmer doch beim 3:2 gegen Wacker als Joker in einer Halbzeit drei Tore und führte sein Team im Alleingang zum ersten Sieg in der laufenden Meisterschaft.

„Es ist toll. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass es mit nicht taugt. Für jeden Stürmer ist es wichtig, Tore zu erzielen. Das ist ganz normal. Man holt sich dadurch viel Selbstvertrauen“, erklärt der Steirer im Gespräch mit LAOLA1.

Das Kunststück drei Mal ins Schwarze zu treffen, ist dem Blondschopf zuvor schon einmal geglückt, in der Saison 2007/08 in der Ersten Liga im Dress von Austria Lustenau gegen Schwadorf – damals jedoch von Beginn an.

„Zur richtigen Zeit am richtigen Ort“

„Drei Tore zu erzielen ist natürlich wunderbar. Als Joker ist mir das noch nie gelungen. Es war ein tolles Spiel – speziell für uns als Mannschaft. Es war für die Moral ganz wichtig, nach vier sieglosen Spielen endlich zu punkten. Und diese Punkte sind ganz wichtig, zumal Wacker ein direkter Konkurrent ist. Es ist schön, dass wir nicht zu viel an Boden verloren haben. Jetzt schauen wir gelassener in die Zukunft.“

Friesenbichler hält nach seinem Triplepack bereits bei vier Saisontoren und hat damit schon nach fünf Runden um einen Treffer mehr am Konto als in der kompletten Spielzeit 2011/12.

„Einen speziellen Grund gibt es dafür nicht. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich war gut drauf und es hat einfach gepasst. Es gibt eben Spiele, wo man alles probiert und nichts geht, und dann gibt es wiederum Spiele, wo es einfach geht. Schlussendlich ist es jedoch egal, wer die Tore macht. Das Wichtigste sind die Punkte.“

Wink an den Trainer

Alle vier Tore erzielte er als Einwechselspieler. Sollte ihn Trainer Heimo Pfeifenberger vielleicht von Beginn an stürmen lassen?

„Jeder Fußballer will von Beginn an spielen. Dafür trainiert man die ganze Woche. Der Trainer macht sich aber seine Gedanken. Ich habe gegen Wacker nur eine Halbzeit gespielt und gezeigt, dass man in dieser Zeit auch viel  bewegen kann. Wenn der Trainer will, dass ich zunächst nur auf der Bank sitze, ist das okay“, bleibt der ehemalige Griechenland-Legionär am Boden.

Nach seiner Galavorstellung einen Stammplatz zu fordern, käme ihm nicht in den Sinn. „So etwas gibt es im Fußball nicht. Den Platz in der Startformation muss man sich hart erarbeiten. Das weiß ich, denn ich bin schon lange im Geschäft dabei. Ich werde Gas geben.“

Größter Wunsch: Verletzungsfreie Saison

Dennoch fühlt sich der 1,93m große Angreifer so wohl wie schon lange nicht mehr. „In meiner Zeit in Griechenland war ich sicher noch besser drauf – vor allem im körperlichen Bereich. Ich fühle mich momentan aber sehr gut. Wir hatten eine tolle Vorbereitung und ich war seit längerer Zeit endlich verletzungsfrei.“

Eine verletzungsfreie Saison ist auch sein größter Wunsch. „Das letzte Jahr war einfach verkorkst. Ich hatte zwei schwere Verletzungen. Das wirft einen – noch dazu in meinem Alter – natürlich weit zurück.“

Trend geht nach oben

Weit nach vorne soll es nach dem ersten Dreier für Wiener Neustadt gehen. Die vergangenen zwei Begegnungen machen Mut. Das Werk‘l scheint in Niederösterreich langsam zu laufen.

„Wir haben uns den Saisonstart natürlich anders vorgestellt. Es ist aber schwer, wenn soviele neue Spieler integriert werden müssen. Es war in Neustadt wieder ein Neuanfang. Man hat aber schon gegen Ried gesehen, dass es offensiv wesentlich besser läuft. Wir müssen uns aber im Defensiv-Bereich verbessern – speziell bei Standardsituationen. Das haben die Tore gegen Ried und auch in Innsbruck gezeigt. Das ist ärgerlich, denn gerade bei Standards sind Tore am einfachsten zu verhindern.“

Der Klassenerhalt sei auf jeden Fall drinnen. „Man sieht im Training, was in der Mannschaft steckt. Es sind zwar sehr viele Spieler, die noch keine Bundesliga-Erfahrung mitbringen, wir wissen aber, was wir können. Leider haben wir es aber nicht immer abrufen können. Der Trend geht nach den letzten beiden Spielen klar nach oben. So soll es weitergehen.“

Neffe Kevin und die Bayern

Weitergegangen ist es für seinen Neffen Kevin beim FC Bayern München. Der 18-jährige ÖFB-Nachwuchskicker erzielte vor wenigen Tagen für den deutschen Rekordmeister beim 3:1-Testspielsieg  gegen den Regionalligisten SV Seligenporten ebenfalls drei Treffer.

„Er hat eine gute Phase. Kevin war in den letzten Jahren durch Verletzungen immer wieder außer Gefecht gesetzt. Er bekommt  nun die Möglichkeit, sich bei den Profis zu beweisen. Ich bin überrascht und ziehe den Hut vor ihm, wie er sich bei einem Verein wie den Bayern präsentiert. Ihm gebührt mein allergrößter Respekt“, freut sich Friesenbichler.

Seit 2010 kickt der Sohn von Bruder Bruno im Nachwuchs der Bayern, der Wechsel wurde mehrmals im Familienrat besprochen.

„Kevin war damals in der Admira-Akademie. Ich habe gleichzeitig für die Profis gespielt. Wir haben viel über seine Zukunft gesprochen. Er war in den diversen ÖFB-Nachwuchsteams schon sehr gut unterwegs. Daher  gab es einige Angebote. Im deutschsprachigen Raum gibt es kaum eine bessere Adresse als den FC Bayern München. Daher war klar, dass man dieses Angebot nicht ausschlagen kann.“

„Traue ihm den Durchbruch zu“

Heuer durfte der Youngster bereits mehrmals bei den Profis mittrainieren und war auch im FCB-Trainingslager am Gardasee dabei.

Dort trug er sich in diversen Testspielen in die Torschützenliste ein und erweckte dadurch die Aufmerksamkeit von Trainer Jupp Heynckes.

"Er hat vor dem Tor große Fähigkeiten, natürlich muss er aber im Mannschaftsspiel außerhalb des Strafraums noch viel lernen“, beschreibt der 67-Jährigen sein Nachwuchs-Juwel.

Günter Friesenbichler traut seinem Neffen jedenfalls den Durchbruch und eine ähnliche Karriere wie David Alaba zu.

„Weil er ein sehr bodenständiger Kerl ist und solche kleinen Erfolge wie zuletzt richtig einschätzen kann. Er bringt fußballerisch alles mit, um eine große Karriere zu starten. Außerdem kennt sein Vater das Fußball-Geschäft in und auswendig und wird ihn gut unterstützen. Auch bei mir kann er sich jederzeit Rat holen. Wir sind jedenfalls ständig in Kontakt.“

Womit wir wieder beim Handyläuten wären…

Martin Wechtl