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Eine heikle Angelegenheit

Eine heikle Angelegenheit
„Er ist ein sehr angenehmer Mensch, man muss ihn einfach mögen.“

Roger Schmidt outete sich in seinen beiden Saisonen als Salzburg-Trainer öfters als Fan von Sadio Mane und verteidigte ihn, wenn es notwendig war.

Der Senegalese gab das zurück, ließ er doch als erster Spieler wissen: „Er ist ein bisschen wie unser Vater.“ Die Meinung hielt sich bis zum Schluss.

Aktuell ist Mane der verlorene Sohn beim FC Red Bull Salzburg, nicht nur weil sein früherer Coach nach Leverkusen zog, sondern weil sich der Linksaußen selbst ins Aus manövrierte.

Der 22-Jährige sorgte für einen Eklat vor dem „wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte“ (Ralf Rangnick), das mit einem 0:3 im CL-Playoff-Rückspiel nicht mehr in die Hose hätte gehen können.

„Tür nicht zu“

Die Gründe für seinen Rauswurf einen Tag vor dem Showdown in Malmö sind hinlänglich bekannt (Hier zur ganzen Story), seit der Salzburger Rückkehr geht es mitunter auch um die Rehabilitation.

Das wird gewiss Zeit brauchen, Sportchef Ralf Rangnick signalisiert aber: „Die Tür ist nicht zu.“

Doch dafür braucht es auch das Zutun des Spielers, der die Mannschaft durch sein Verhalten im Stich gelassen hat. Kevin Kampl merkte nach der Partie in Schweden an: „Natürlich berührt einen das. Jeder weiß, wie wichtig Sadio für uns war. Dann ist es nicht einfach, wenn das zwei Tage vor dem wichtigsten Spiel passiert. Das ist im Kopf drin und es wird darüber geredet.“

Am Spielfeld ging Mane ab. Es hätte für diese Partie alle verfügbaren Stammkräfte gebraucht „Er hätte ihnen auf der Seite sicher helfen können“, war sich auch US-Co-Trainer und „Sky“-Experte Andreas Herzog sicher. Unter ihm würde ein Kicker nach so einer Aktion aber nicht mehr spielen.

Hütter „teilweise enttäuscht“

Bei seinem Kollegen Adi Hütter verhält es sich ähnlich: „Ich bin menschlich teilweise enttäuscht.“

Das dürfte eine Untertreibung gewesen sein, denn dem Vorarlberger ist Disziplin seiner Spieler wichtig. Der 44-Jährige nannte das Handeln seines Schützlings disziplinlos. Donnerstagmittag blieb Hütter diplomatisch: „Wir werden die notwendigen Schritte setzen.“

Das gab auch Rangnick von sich, betonte aber: „Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Es bedarf es klaren Signals des Spielers auch gegenüber seiner Mitspieler. In der Mannschaft wird er sich mit dieser Aktion keine Freunde gemacht haben. Es gibt keinen Anlass dafür, sich so zu verhalten.“

Zusatz: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt in den letzten 40 Jahren so einen Fall gegeben hat." So hält der Deutsche auch den Jelavic-Vergleich für nicht zulässig, weil Mane ja nicht einmal erschien und das eben vor dem „wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte“.

Alleine trainierend und dann nach Senegal

Der Übeltäter trainiert bis auf Weiteres individuell mit dem Athletiktrainer, nach dem Wochenende reist der Afrikaner zum Nationalteam, wo er zwei Länderspiele für den Senegal absolvieren wird.

"Nach seiner Rückkehr werden wir darüber befinden, wo und mit welcher Mannschaft er trainiert“, sagt Rangnick, der Mane vorerst von den Teamkollegen fernhalten will.

Wenn Mane am Freitag auf die Mannschaft treffen würde, könne Rangnick „für nichts garantieren“. Wäre Rangnick sein Mitspieler, „es bestünde allerhöchste Explosionsgefahr“.

Mane, der nicht gerade als umgänglichster Spieler bekannt ist und das manchmal mit seiner Art Fußball zu spielen auch unterstrichen hat, strebte einen Wechsel an, wollte bis Transferende weg.

Neues Terrain für Rangnick

Doch Rangnick erteilt ihm eine Absage, schloss aus, dass bei Salzburg noch jemand gehen oder kommen werde. Mane, der vor zwei Jahren für kolportierte vier Millionen Euro vom FC Metz gekommen ist, soll des öfteren seinen Abwanderungswunsch geäußert haben.

Nun sieht es allerdings nicht besser aus, nach dem Eklat zum ungünstigsten Zeitpunkt. Rangnick: "Vereine mit grundsätzlichem Interesse gab es schon. Aber die Wahrscheinlichkeit für einen Wechsel ist durch diese Aktion aber nicht gestiegen, sondern niedriger geworden.“

Und nun wird es eine heikle Aufgabe für die Verantwortlichen, Mane wieder an die Mannschaft heranzuführen. Auch die Fans reagierten dementsprechend. Salzburg betritt hier neues Terrain.

„Wir haben da noch keine großen Erfahrungswerte“, gibt Rangnick zu.

Zumindest gut, dass die Länderspielpause de facto vor der Tür steht. Zeit heilt bekanntlich Wunden.

 

Bernhard Kastler