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"Hall of Shame" - Österreichs zwielichtige Klub-Bosse

Nicht immer sind die Präsidenten von Fußballklubs jene Ehrenmänner, als die sie sich gerne geben.

Eine bittere Erkenntnis, die auch in Österreich Vereine schon schwer ins Trudeln brachte.

Martin Kerscher sowie Othmar Brückmüller beim FC Tirol, Wolfgang Rieger (LASK Linz), Hans Linz (DSV Leoben) und Hans Grill (SW Bregenz) - seit Freitag schmückt auch das Bild des ehemaligen Sturm-Graz-Bosses Hannes Kartnig diese Galerie gerichtlich verurteilter Präsidenten.

Ein Überblick über die präsidialen Malversationen der vergangenen 15 Jahre:

Kerschers kühne Visionen

Ende der 90er-Jahre träumte man in Innsbruck noch von den großen europäischen Weihen.

Der Verein solle unter die "Top 30" des Kontinents klettern, erklärte Neo-Präsident Martin Kerscher beim Amtsantritt 1997.

2000 holte man den Titel und redete bereits latente Finanzprobleme klein. 2001 gelang das Double, die Finanzierungsideen wurden kreativer: Das mit einer US-Firma geplante "Cross Boarder Leasing", das fast 16 Millionen Euro in die Tiroler Kassen spülen sollte, platzte nach Anzahlung von rund 726.000 Euro und geriet zum Fiasko.

Nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation machten Gerüchte von der Zahlungsunfähigkeit die Runde, im Oktober trat Kerscher zurück.

Lizenzentzug nach Meistertitel

Othmar Bruckmüller übernahm, konnte den schlingernden Club aber nicht mehr stabilisieren.

Ein frühes Europacup-Aus im Herbst 2001 tat sein Übriges, auch durch Spielerverkäufe war der Megacrash nicht mehr zu vermeiden.

Während die Kicker trotz Durchhalteparolen souverän den dritten Meistertitel en suite holten, stand der Verein völlig nackt da. Die Bundesliga versagte die Lizenz, der Club schlitterte in den Konkurs und löste sich schließlich auf.

Hauptschuld trägt Hochstaffl

Forderungen von über 50 Millionen Euro kamen ans Tageslicht, die juristischen Aufräumarbeiten zogen sich über Jahre.

2009 wurden schließlich Brückmüller und Kerscher wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen zu bedingten Haftstrafen von vier bzw. sechs Monaten verurteilt.

Die Hauptschuld wurde freilich Manager Robert Hochstaffl zugerechnet, der wegen Untreue und Gläubigerschädigung zu vier Jahren und vier Monate verurteilt wurde.

Pleite in der Stahlstadt

Auch den LASK, in den vergangenen 20 Jahren mehrmals von klammen Finanzen geplagt und immer wieder dem Zusperren entronnen, führte ein Präsident mit sicherer Hand an den Abgrund:

Privatbankier Wolfgang Rieger brachte mit u.a. Trainer Otto Baric, Peter Stöger, Geir Frigaard und Vidar Riseth nicht nur Glamour ins Stahlstadt-Grau, sondern letztlich auch den Pleitegeier.

Im Februar 1999 wurde der damals 44-jährige Oberösterreicher wegen Veruntreuung und betrügerischer Krida zu achteinhalb Jahren verurteilt.

Flucht nach Südfrankreich

Rieger hatte sich im Oktober 1998 mit 97 Millionen Schilling (7,05 Mill. Euro) aus seiner konkursreifen Bank für drei Wochen Richtung Südfrankreich abgesetzt.

Der Verein stand vor einem Trümmerhaufen, von dem er sich erst in der zweiten Spielklasse (Abstieg 2001) langsam wieder erholte.

Während Rieger im Mai 2003 nach viereinhalb Jahren bedingt aus der Haft entlassen wurde, mussten die "Athletiker" weitere vier Jahre warten, um - zumindest bis 2011 - wieder Bundesliga-Luft atmen zu dürfen.

Schwarzgeld im Ländle

Schwarz-Weiß Bregenz gehörte seit dem Aufstieg 1999 für sechs Jahre zum fixen Oberhausinventar und sorgte mit Platz fünf in der Saison 2003/04 für den Höhepunkt in der Vereinshistorie.

Doch der Erfolg war auch teuer erkauft und brachte zudem das unrühmliche Ende der langjährigen Präsidentschaft von Hans Grill, der freilich vergleichsweise weniger kriminelle Energie entwickelte.

2003 brachte der damalige Trainer Rainer Hörgl mit seinen Aussagen über Schwarzgeldzahlungen an Spieler die Finanzaffäre ins Rollen.

Grill wurde schließlich gemeinsam mit weiteren Funktionären in mehreren Etappen wegen Steuerhinterziehung, Sozialbetrugs und Gläubigerbegünstigung zu mehreren Geldstrafen und auch bedingten Haftstrafen verurteilt.

12 Millionen in Leoben abgezweigt

Ein abgekartetes Spiel trieb Hans Linz mit dem Erstligisten DSV Leoben, respektive den Anlegern in Auer-von-Welsbach-Genussscheinen. Als Chefvermittler dieser Wertpapiere hatte Linz Gelder abgezweigt und rund 12 Millionen Euro davon in den Verein gesteckt.

Weil Linz durch den Zusammenbruch der AvW-Gruppe seine Finanzierungszusagen schließlich nicht mehr erfüllen konnte, musste der Klub nach Anmeldung des ersten Konkurses Anfang 2009 in die Regionalliga zwangsabsteigen.

2010 folgte ein neuer Konkurs samt erfolgreichem Zwangsausgleich, derzeit liegt man im Mittelfeld der Regionalliga Mitte. Linz selbst wurde im April 2011 wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs, betrügerischer Krida und Begünstigung eines Gläubigers zu sieben Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.

GAK als nächster Fall?

Indes könnte auch die Pleiten- und Konkursserie beim GAK strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

Nach ihrem Höhenflug Anfang des Jahrtausends (erster Meistertitel 2004) legten die "Rotjacken" mehrere finanzielle Bruchlandungen hin und entgingen dreimal (2007, 2008, 2009) dank eines Zwangsausgleichs der Liquidation.

Im Herbst 2011 wurde allerdings bekannt, dass gegen die ehemaligen Präsidenten des nunmehrigen Regionalligisten, Rudi Roth, Harald Sükar, und Stephan Sticher, wegen des Verdachts von Abgabenhinterziehung (u.a. Lohnsteuer), fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und schwerem Betrug ermittelt wird.