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Beric psychisch und physisch in St. Etienne

Beric psychisch und physisch in St. Etienne

C'est la fin! (Das ist das Ende!)

Die Liaison zwischen dem SK Rapid und Robert Beric wird nach nur einer, wenn auch durchaus erfolgreichen, Saison schon wieder in die Brüche gehen.

Alles andere wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine große Überraschung. Angeblich weilt der 24-jährige Slowene nämlich bereits im Land seines künftigen Arbeitgebers: Frankreich.

Der AS St. Etienne kam, sah und siegte. Dabei blieben die direkten Konkurrenten Reading und Club Brügge auf der Strecke.

Rapid kämpft – wohl gegen Windmühlen

Besonders im Fokus steht derzeit Rapids Sportdirektor Andreas Müller, der keinen Hehl daraus macht, dass ein Angebot vorliegt.

Nur übereinstimmende französische Medienberichte, wonach es bereits eine Einigung gibt, will der Deutsche partout nicht bestätigen.

Es ist noch nichts unterzeichnet“, so der sportliche Leiter, der von vertraglichen Inhalten spricht, die vom französischen Rekordmeister derzeit noch nicht erfüllt werden, im Gespräch mit LAOLA1.

Es hakt nach wie vor an einer Geschichte, die für uns wichtig ist. Wir haben ganz klar unseren Standpunkt, den wir hartnäckig vertreten werden. Bisher war St. Etienne nicht bereit, diesen Zusatz zu erfüllen“, verrät der sportliche Leiter.

Von den Forderungen will man nicht abweichen. Entweder St. Etienne geht darauf ein, oder Beric bleibt bei den Hütteldorfern – davon ist Müller überzeugt.

Nur mehr St. Etienne im Rennen

Der Ligue-1-Klub ist zudem der einzig verbliebene Bieter. Beric bleibt also auf jeden Fall ein Grün-Weißer, denn die Farben des französischen Interessenten sind mit jenen Rapids ident.

Es ist nur mehr St. Etienne im Rennen. Das ist der einzige Klub, mit dem wir in den letzten Tagen verhandelt haben“, bestätigt Müller „Ich habe mir sagen lassen, dass sie zwei Eigentümer haben, wovon einer relativ schwierig und auch sehr straight ist.“

Es wird interessant zu beobachten, ob dieser auf Rapids weitere Wünsche eingeht. Ansonsten platzt der Deal noch.

Ich habe die Verhandlungen als sehr schwierig angesehen. Wir waren mit unseren Vorstellungen anfangs weit über dem, was sie investieren wollten. Was an Details dazu kommt, bereitet ihnen sicher Kopfzerbrechen, uns weniger.“

Er ist sicher auf dem Weg nach St. Etienne“

Trotzdem deutet alles darauf hin, dass der Wechsel in den kommenden zwei Tagen in trockenen Tüchern ist. Auch wenn der Name von Vedad Ibisevic bei St. Etienne als möglicher Stürmer herumgeistert.

In der „Grande Nation“ verbreitete sich die Kunde vom angeblich fixierten Transfer in Windeseile. Auch Details zum bevorstehenden und wohl unvermeidbaren Deal wurden bekannt.

Beric soll einen Vierjahresvertrag bis 2019 unterschreiben. 5,5 Millionen Euro sollen fließen, plus erfolgsabhängige Prämien und Wiederverkaufs-Anteile, die im Endeffekt bis zu sieben Millionen einbringen könnten.

Er ist sicher auf dem Weg nach St. Etienne – ob heute oder morgen ist völlig wurscht. Die Abmachung muss kommen, St. Etienne ist am Zug“, so Müller weiter.

Diese Überzeugung war bei ihm nicht mehr da“

Für die kühnsten Optimisten war die Nicht-Berücksichtigung von Beric im Matchkader gegen Mattersburg die inoffizielle Bestätigung.

Wir haben ihn nach dem Vormittagstraining für das Spiel freigestellt, da das in der aktuellen Situation für beide Seiten keinen Sinn gemacht hätte“, betont der Sportdirektor, dessen Hoffnung in den letzten Tagen und Wochen immer mehr zurück ging.

Dass der Stürmer aufgrund seiner Tore am Fließband und guten Leistungen Begehrlichkeiten wecken würde, war allen Beteiligten bewusst.

Wir haben in den letzten Tagen feststellen müssen: Wenn man gemeinsam einen Weg gehen will, muss das von beiden Seiten tun. Diese Überzeugung konnten wir bei ihm nicht mehr in der Form wie bei uns feststellen. Er ist vom Kopf her eindeutig schon nicht mehr ganz da. Deshalb müssen wir sorgfältig prüfen, was für den Verein sinnvoll ist.“

Barisic spricht von „schwarzem Samstag“

In zahlreichen Meetings zwischen der sportlichen Führung, dem Spieler und seinem Manager bestätigte sich dieser Eindruck.

Der Reiz, sich in einer der europäischen Top-Ligen zu beweisen, wurde immer größer. Selbst Müller kann neben den wirtschaftlichen auch die sportlichen Gründe von Beric verstehen.

Er ist 24 Jahre alt, hat eine tolle Saison hinter sich. Wenn man sich mit Mannschaften wie Monaco, PSG oder Marseille messen kann, kann man sich sportlich sicher noch weiterentwickeln.“

Trainer Zoran Barisic sprach nach dem 2:4 gegen Mattersburg von einem „schwarzen Samstag“: „Heute ist wirklich alles schief gelaufen“, bezieht sich der Chefbetreuer nicht nur auf die herbe Niederlage, sondern auch Beric' vermutlichen Abschied.

Finanzieller Gewinn, sportlicher Verlust

Auch ein Mega-Angebot für eine Vertragsverlängerung zu extrem verbesserten Konditionen bis 2019 stand im Raum.

Und trotzdem dürfte der Reiz in einer internationalen Top-Liga zu spielen, zu groß sein. Noch dazu, weil es sich bei St. Etienne wie bei Rapid um einen Europa-League-Starter handelt.

Diese Hinhalte-Technik funktionierte zeitweise sehr gut. Die Fans vertrauten dem Verein, der versprach, Beric nur bei einem unmoralischen Angebot ziehen zu lassen.

Im aktuellen Fall fließen Millionen, spielerisch handelt es sich jedoch um einen offensichtlichen Verlust.

Kommt noch ein Ersatzmann?

Denn wenn sich der Abschied bewahrheitet, wird es schwer, einen auch nur annähernd adäquaten Ersatzmann zu finden.

Müller lässt sich offen, ob Rapid noch einmal am Transfermarkt aktiv wird oder nicht. Man sei gewappnet, trotzdem ist eine zusätzliche Verstärkung kein Muss.

„Wir haben uns intensiv Gedanken gemacht. Einige Alternativen kommen nicht mehr in Frage, da sie nicht mehr verfügbar sind. Wir haben aber sicherlich noch eine Möglichkeit, die wir intensiv prüfen werden. Es ist ein Spieler, der von uns und unseren Scouts gesehen wurde. Ob das in der Kürze der Zeit zu erfüllen ist, kann ich nicht sagen.“

Zuletzt tauchte der Name des iranischen Stürmers Mehdi Sharifi auf, der beim Sepahan FC spielt. Namen kommentiert Müller aber wie gewohnt nicht.

Möglicherweise wird auch noch bis Winter abgewartet, um keinen unüberlegten Schnellschuss zu tätigen. „Sonst bleibt alles vorerst so, wie es ist.“

Beric hat für St. Etienne Priorität

Während Rapid abwartet, setzt St. Etienne nach der Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase im Poker um Beric alles auf eine Karte.

Trainer Christophe Galtier stellte schon am Freitag unmissverständlich klar: „Entweder Beric oder niemand! Es gibt keinen Plan B, aber wir stehen in Konkurrenz mit anderen Interessenten. Die Verhandlungen mit Beric laufen seit drei Tagen. Er sagte mir, er wird zu uns wechseln, wenn sich Rapid nicht für die Champions League qualifiziert.“

Dies scheint sich durch Beric' Abreise Richtung Frankreich zu erfüllen. Noch fehlt aber dieses entscheidende Detail um die Transferposse endgültig abzuschließen.

Die verpasste Champions League könnte Rapid im Poker um den Torgaranten nun zum Verhängnis werden. Königsklasse weg, Beric weg – c'est la fin.


Alexander Karper