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„Jeder einzelne Spieler steht unter Beobachtung“

„Jeder einzelne Spieler steht unter Beobachtung“

Wien – Der eine geht, der andere kommt. So ist das Fußballgeschäft.

Während Peter Schöttel aus dem Spiel ist, wird Zoran Barisic als Joker ins kalte Wasser geworfen. Allerdings handelt es sich keinesfalls um unbekannte Gewässer.

Schon 2011 sprang der 42-jährige Wiener als Feuerwehrmann ein, um Rapid nach Peter Pacults fluchtartigem Abschied zu übernehmen, saß beim Derby-Platzsturm auf der Trainerbank, bevor er im Sommer seinen Job - und so schließt sich der Kreis – an Nachfolger Schöttel abgeben musste.

„Ich möchte mich für das Vertrauen bedanken und werde alles Menschenmögliche unternehmen, um es zurückzuzahlen“, stellte sich der vom Amateure- zum Profi-Trainer beförderte Ex-Rapid-Spieler vor.

Rapid verteidigte kostengünstige Lösung

Bevor er jedoch Details zu seinem zukünftigen Arbeitsbereich verriet, verwies er auf das von Schöttel Geleistete und bescherte dem vier Jahre älteren ehemaligen Teamkollegen einen gebührenden Abschied.

„Ich möchte meinen Respekt gegenüber Peter Schöttel zum Ausdruck bringen“, meinte der unter dem Spitznamen „Zoki“ bekannte Neo-Trainer und hob hervor, dass es alles andere als selbstverständlich sei, dass der bisherige und zukünftige Trainer zusammen bei der Pressekonferenz anwesend seien.

Von Schöttels Trainerteam werden Thomas Hickersberger und Tormann-Trainer Raimund Hedl in seines übergehen, zusätzlich steht ihm Nachwuchskoordinator Carsten Jancker als Co-Trainer und Alexander Steinbichler als Athletiktrainer zur Seite.

„Man tut gut daran, sich auf der Suche nach neuem Personal im eigenen Verein umzuschauen, ob es Personen gibt, die diese Positionen ausführen können“, verteidigte Sportdirektor Helmut Schulte die Trainerwahl, die aufgrund des „teuren“ Abschieds des noch bis 2015 beschäftigen Ex-Trainers, kostengünstig, dafür aber schnell getroffen wurde.

Barisic will keine Vergleiche zu 2011 ziehen

Barisic' Vertrag läuft vorerst nur einmal bis Sommer, wie 2011. Eine automatische Verlängerung im Falle der Europacup-Qualifikation ist nicht festgehalten. Der neue, alte Mann auf dem heißen Stuhl will allerdings keine Vergleiche zu seiner ersten Amtsperiode ziehen.

„Konzentrieren wir uns auf die Gegenwart und schauen dann langsam in die Zukunft“, schwächte „Zoki“ die ähnliche Ausgangslage wie damals ab, fügte aber hinzu:

„Die Voraussetzungen sind für mich anders. Damals habe ich gerade die Ausbildung zur A-Lizenz gemacht, jetzt bin ich dabei, die FIFA-Pro-Lizenz abzuschließen.“

Der sportliche Zustand der Mannschaft ist nach der 0:1-Cup-Blamage gegen Pasching nicht leicht zu analysieren.

Ärmel hochkrempeln und arbeiten“

Barisic und Jancker gehen aber frohen Mutes ans Werk. „Der Zustand ist alles andere als rosig. Jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln und arbeiten“, gab Ersterer die Marschrichtung vor.

Sein deutscher Assistent, der als Spieler unter anderem mit Bayern die Champions League gewann und mit Rapid im Cup-der-Cupsieger-Finale stand, hatte es erst recht eilig.

„Ich stehe Zoki mit Rat und Tat zur Seite. Aber wir gehören eigentlich auf den Platz und nicht zur Pressekonferenz“, kann es Jancker gar nicht erwarten, die Profis wieder aufzurichten.

Der zuletzt nach desaströsen Leistungen geknickten Mannschaft wieder Leben einzuhauchen, soll laut Barisic folgendermaßen funktionieren: „Man muss ihnen das Leben selber vorleben und viele Gespräche führen.“

Man ist immer in einer Schublade drin“

Viel Zeit bleibt nicht, denn schon am Sonntag debütiert er ausgerechnet im Wiener Derby auf der Rapid-Bank. Das Duell der Erzrivalen kommt für ihn gar nicht so ungelegen.

„Je schwerer die Aufgabe, desto reizvoller. Außerdem sollte man in einem Wiener Derby niemanden motivieren brauchen“, weiß der Trainer, dass nicht viel Zeit bleibt, um die Mannschaft auf den großen Showdown vorzubereiten.

Für sein gutes Verhältnis zu den Spielern war er stets bekannt, was ihm aber nicht immer Vorteile einbrachte, da Kritik von außen auf ihn einprasselte.

„Man ist immer in einer Schublade drin. Viel Kommunikation heißt gleich, dass man befreundet ist. Das löst einen Dominoeffekt aus. Ich bin so, wie ich bin – ehrlich und gerade. Ich werde jedem genau sagen, was ich von ihm erwarte.“ In diesem Zusammenhang ließ er wissen: „Jeder einzelne Spieler steht unter Beobachtung.“

Zoki wird seinen Weg bei Rapid gehen“

Um die Ziele zu erreichen, bedarf es Ausdauer und harter Arbeit – das ist Barisic und Jancker bewusst. Letzterer wird wohl auch weiterhin für den Nachwuchs zuständig sein.

„In erster Linie ist die Kampfmannschaft wichtig. Aber der Nachwuchs wird sich ausgehen. Ich bin ja ein großer Junge und kann einiges aushalten“, scherzte Jancker.

Für ihn kam die Beförderung ebenso unverhofft wie für den neuen Chefbetreuer, der bei den Amateuren gute Arbeit leistete. „Ich habe nicht damit spekuliert und war bei den Amateuren gut aufgehoben.“

Hätte er sich jedoch etwas wünschen können, hätte das Szenario anders ausgesehen. „Dann wäre Peter (Anm. d. Red.: Schöttel) Meister geworden, ich hätte meine Trainerausbildung fertig gemacht und ich hätte übernommen, wenn er ins Ausland gewechselt wäre. Aber der Fußball ist halt kein Wunschkonzert.“

Noch als Spieler betonte Barisic immer wieder, nicht aufzuhalten zu sein. Das kann Jancker nur unterstreichen. „Ich habe ihn die letzten Jahre gesehen und es stimmt: Zoki ist nicht aufzuhalten. Er wird seinen Weg bei Rapid gehen.“ Wohin dieser führen wird, ist bei den Grün-Weißen nicht so leicht vorherzusehen. 

Alexander Karper