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Admira und das Phänomen Aufsteiger

Admira und das Phänomen Aufsteiger

Vor einem Jahr staunte Fußball-Österreich über Wacker Innsbruck.

Der Aufsteiger begeisterte mit Offensiv-Spektakel, schoss u.a. Rapid und Austria aus dem Stadion und führte nach dem ersten Meisterschaftsviertel sensationell die Tabelle an.

Am Ende reichte es für die Kogler-Truppe immerhin zu Platz sechs.

Zwölf Monate später ist die Admira das Wacker der Vorsaison.

Die Südstädter haben seit dem ersten Spieltag nicht mehr verloren und sind mittlerweile Salzburg-Jäger Nummer eins.

LAOLA1 geht vor dem Spitzenspiel gegen die "Bullen" dem Phänomen Aufsteiger auf den Grund und zeigt, warum sich Neulinge meist gut schlagen.


Wie Wacker im vergangenen Jahr hat auch die Admira den Schwung des Meistertitels mitgenommen. Zwar ging der Auftakt bei Rapid (0:2) in die Hose, danach setzte es aber keine Niederlage mehr. Mittlerweile ist die Euphorie in der Mannschaft auch auf das Publikum übergegangen. Beim letzten Heimspiel gegen Sturm kamen in die sonst eher mäßig gefüllte Südstadt über 8.000 Zuschauer. Gegen Salzburg werden es kaum weniger sein. In Maria Enzersdorf hat man sichtlich wieder Lust auf Bundesliga-Fußball.

 

"Wir Jungen, die die erste Saison spielen, haben vor nichts Angst, spielen frech darauf los und haben nichts zu verlieren. Angriff ist die beste Verteidigung", nennt Youngster Stefan Schwab einen der vielen Erfolgsbausteine. In der Tat haben Aufsteiger in der ersten Saison meist nichts zu verlieren und können unbekümmert darauf los spielen. Die Erwartungshaltung und ergo der Druck halten sich in Grenzen. "Aufsteiger denken oft nicht nach und wenn du nicht nachdenkst, spielst du meist befreit. Sie haben keine Last und nichts zu verlieren", versucht Salzburg-Trainer Ricardo Moniz das "Phänomen Aufsteiger" zu erklären. Der letzte Aufsteiger, der direkt wieder den Gang in die zweite Liga antreten musste, war übrigens 1999 Vorwärts Steyr.


Welcher Bundesligist kannte zuvor schon Spieler wie Tischler, Seebacher, Windbichler oder Schwab? Wohl kaum einer. Die Admira ist für die Gegner (noch) ein Überraschungs-Ei, richtig eingestellt hat man sich auf die Kühbauer-Truppe noch nicht. Ähnlich ging es auch Wacker Innsbruck in der Vorsaison, wie Trainer Walter Kogler erklärt: "Am Anfang hat man uns sicher etwas unterschätzt. Danach kannte man unsere Spielweise und alle waren besonders motiviert, uns zu schlagen." Einziges Problem für die Admira laut Trainer Didi Kühbauer: "Die Mannschaft muss erst lernen, dass sie nicht mehr Favorit ist."




Didi Kühbauer hat seinen Meister-Kader weitestgehend zusammengehalten, das Gros der Spieler kennt sich also schon länger und versteht sich am Platz beinahe blind. Ried-Trainer Paul Gludovatz nennt es das "Wacker-Innsbruck-Syndrom, der Vorteil des Aufsteigers. Sie haben jetzt auch Oberwasser, das macht es immer etwas leichter." Punktuelle Verstärkungen wie Ouedraogo, Seebacher und Hosiner haben zudem sofort eingeschlagen und gleichzeitig die Harmonie nicht gestört.


Kühbauer beschreibt seine Mannschaft als äußerst hungrig - von Sättigung weit und breit keine Spur: "Sie will immer gewinnen." Auch Gludovatz ortet bei den Admiranern diese Gier, die vielen Teams in der Bundesliga möglicherweise etwas abhanden gekommen ist: "Sie haben junge Leute, die unbedingt gewinnen wollen." Und mit den Erfolgen steigt auch das Selbstvertrauen, das für Salzburgs Moniz der entscheidenste Faktor im Fußball ist. Aus dem Mund von Admira-Kapitän Christopher Dibon klingt das dann so: "Die Admira ist immer für einen Sieg gut, wir können in dieser Liga jeden schlagen und wollen Punkte sammeln, Punkte sammeln, Punkte sammeln." Am besten schon wieder am Sonntag gegen Tabellenführer Salzburg.

Kurt Vierthaler