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"Wir wissen, dass wir nicht alles niederreißen"

Die Admiraner betreten den Trainingsplatz.

Nach dem Aufwärmen stehen Dehnungsübungen auf dem Programm. Didi Kühbauer wandert in der Mitte des Spielerkreises umher.

Ein lässiger Spruch hier, ein Witz da, mal wird laut aufgelacht, mal gegrinst.

„Ball und Schmäh laufen lassen“, scheint das Motto zu sein.

Druck nur von außen

Danach geht es aber mit dem nötigen Ernst zur Sache. Alle arbeiten konzentriert, doch hin und wieder blitzt sie dann wieder auf, diese Lockerheit, mit der die Niederösterreicher zu Werke gehen.

Dabei könnte man meinen, die Südstädter hätten etwas zu beweisen. Immerhin landeten sie in ihrer Aufstiegssaison sensationell auf dem dritten Platz. Da müsste der Druck doch gestiegen sein.

„Vielleicht ist die Erwartungshaltung von Leuten außerhalb des Vereins gestiegen“, sagt Neo-Kapitän Richard Windbichler. Innerhalb des Klubs sei das aber keineswegs der Fall.

„Keine Überdrüber-Mannschaft“

Denn dort ist Realismus angesagt. „Wir wissen, dass wir nicht die Überdrüber-Mannschaft sind, dass wir in Österreich nicht alles niederreißen. Wir sind bodenständig genug. Dafür sorgt auch der Trainer“, so Daniel Drescher.

Didi Kühbauer: „Ich sage den Burschen nicht, dass wir demselben Ziel nachlaufen müssen. Natürlich wollen wir wieder eine gute Saison spielen, aber wir setzen uns keine unrealistischen Ziele. Wir gehen sachlich und nüchtern an die Sache heran.“

„Ich bin froh, dass wir ihn noch hier haben“, freut sich der Trainer über die Entscheidung des Shootingstars. Für den 18-Jährigen sei das ebenfalls gut: „In dieser Entwicklungsphase ist es sicher das Allerbeste, dass er noch bleibt. Er muss noch einiges lernen.“

Dass das Engagement des Offensivspielers in Niederösterreich aber nicht mehr von langer Dauer ist, ist Kühbauer sonnenklar: „Er wird uns spätestens nach diesem Jahr verlassen. Sein nächster Klub wird Freude mit ihm haben. Er ist mit Abstand das größte Talent, das wir in Österreich haben. Sein Weg geht steil nach oben. Mit seinen 18 Jahren ist er im Vergleich zu anderen um Ecken weiter.“

„Die Dichte ist enorm“

Die Plätze fünf oder sechs wären für den Coach schon „eine sehr gute Leistung“. Ähnlich zurückhaltend – man kann es auch realistisch nennen – agierte die Admira am Transfermarkt.

Punktuelle Verstärkungen

Christopher Dibon ist zu Salzburg, Martin Zeman zurück zu Sparta Prag gegangen, Peter Pöllhuber (Austria Lustenau), Dominik Burusic (Bayern Amateure), Thorsten Schick (Altach) und Benjamin Freudenthaler (LASK) sind gekommen.

„Die Jungs haben eine super Saison gespielt. Deshalb wäre es nicht logisch gewesen, große Personalrochaden zu tätigen. Ich wollte den Kader punktuell ein bisschen verstärken. Ich denke, das ist uns gelungen“, zeigt sich Kühbauer zufrieden.

„Mit Abstand das größte Talent“

Die in diesem Sommer am häufigsten diskutierte Personalie ist und bleibt vorerst auch in der Südstadt: Marcel Sabitzer.

Nicht weniger gut entwickelt hat sich der Kader des 41-Jährigen. Im Frühjahr bewiesen Youngster wie Thomas Ebner und Stephan Auer, dass sie nicht nur Ergänzungsspieler, sondern ernsthafte Alternativen sind.

„Die Dichte ist enorm. Ich kann diese Spieler bedenkenlos einsetzen. Konkurrenz belebt“, freut sich der Trainer.

Dass der Kampf ums Leibchen auch nach hinten losgehen kann, glaubt er indes nicht: „Aufgrund unserer guten Kameradschaft ist das sicher kein Nachteil.“

Kameradschaft und Qualität

Auch Drescher schwärmt von der ausgezeichneten Stimmung innerhalb der Mannschaft: „Die einzelnen Charaktere passen super zusammen. Wir sind ein sehr gutes Gefüge. Das sieht man auch am Platz. Das ist unser großes Plus.“

Deswegen rennt der Schmäh auch. Als alleiniges Erfolgsrezept sieht das Kühbauer aber nicht: „Für mich ist Kameradschaft ein wichtiger Faktor, um gute Leistung bringen zu können. Aber das alleine macht es auch nicht aus. Es muss schon die nötige Qualität vorhanden sein.“

Nachsatz: „Und die haben wir.“ Auch davon kann man sich überzeugen, sobald die Admiraner den Trainingsplatz betreten.


Harald Prantl