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Aus dem Leben eines Wandervogels

Aus dem Leben eines Wandervogels

„So viele Vereine wie ich schon hatte, haben viele Spieler bei ihrem Karriereende nicht im Spielerpass stehen“, lacht Benjamin Sulimani.

Für zehn verschiedene Vereine hat der 26-Jährige schon gespielt. „In jungen Jahren war ich ein Wandervogel, ich wollte jedes halbe Jahr etwas anderes sehen. Das war ein Fehler“, sagt der Stürmer.

Der Oberösterreicher weiter: „Übersiedeln habe ich mittlerweile gelernt. Ich hoffe aber, es nicht mehr oft tun zu müssen.“

Denn bei der Admira ist der zweifache Ex-Legionär so etwas wie sesshaft geworden. Sind Vertrag läuft zwar im Sommer aus, doch in der kommenden Woche steht der nächste Termin mit der Klub-Führung der Südstädter, für die er in den vergangenen beiden Liga-Spielen je einen Treffer erzielt hat, an.

„Die Gespräche laufen. Er ist ein wichtiger Spieler für uns. Von unserer Seite besteht absolut Bereitschaft, seinen Vertrag zu verlängern. Ich gehe davon aus, dass er auch möchte. Die Signale stehen auf Grün“, bestätigt Admiras General Manager Alexander Friedl.

Für LAOLA1 hat sich Sulimani auf eine Zeitreise durch seine Karriere begeben und erzählt von all den Klubs, bei denen er mal gute und mal schlechte Zeiten erlebt hat.

Hertha Wels

(Sommer 1994 bis Sommer 2001)

„Der Fußballplatz war bei uns daheim gleich in der Nähe. Mein großer Bruder Emin hat mit sechs Jahren dort zum Kicken begonnen und ich bin mit vier Jahren einfach mitgekommen. Am Anfang war ich noch Tormann, aber meinem Papa hat das nicht so gepasst – weil ich sowieso immer aus dem Tor gelaufen bin, hat er gemeint, ich solle doch gleich Feldspieler werden. Durch gute Leistungen sind Emin und ich zunächst in die Welser- und dann in die Oberösterreich-Auswahl gekommen.“

SV Ried

(Sommer 2001 bis Winter 2005/06)

„Weil wir in der Auswahl aufgefallen sind, sind Emin und ich zu Ried gekommen. Ich war damals erst zwölf Jahre alt. Es war schwer für mich, in diesem Alter schon weg von daheim zu sein. Aber Emin, der selbst erst 14 Jahre alt war, hat die Vaterrolle für mich übernommen und mich toll unterstützt – ohne ihn hätte ich es wohl nicht geschafft. Weil ich im BNZ einige Tore geschossen habe, wurde ich früh in die Akademie hochgezogen. Im Internat bin ich mit meinem Bruder in einem Zimmer gelegen, was wir von daheim schon gewohnt waren.“

SpVgg Greuther Fürth

(Winter 2005/06 bis Sommer 2006)

„Wir haben mit der Rieder Akademie ein Turnier in Rosenheim gespielt, wo Greuther Fürth auf mich aufmerksam geworden ist und zu einem zweitägigen Probetraining eingeladen hat. Das ist damals über den deutschen Manager Serafino Luzzi gelaufen. Danach sind die Fürther extra nach Wels gekommen, um mir mitzuteilen, dass sie mich verpflichten wollen. Ich habe mich dann für den Wechsel entschieden. Aber es war wohl die schlimmste Zeit meiner Karriere. Ich war noch jung und war es gewohnt, Emin und den Rest meiner Familie an meiner Seite zu haben. Ich hatte großes Heimweh und wollte um jeden Preis wieder nach Hause, obwohl meine Eltern versucht haben, mich zum Bleiben zu überreden. Im Nachhinein ärgere ich mich ein bisschen, immerhin ist das ein Top-Verein. Leider hatte ich damals den Kopf, den ich heute habe, noch nicht.“

Kapfenberger SV

(Sommer 2006 bis Winter 2006/07)

„Meine erste Profi-Station! Es war Zufall, dass ich dorthin gekommen bin. Drazen Svalina, der Emin im Nachwuchs betreut hatte, ist Profi-Trainer bei Kapfenberg geworden und hat einen Stürmer gesucht. Emin hat mich empfohlen und die „Falken“ haben mich geholt. Ich erinnere mich noch an mein erstes Profi-Tor: Es war in Parndorf, Svalina hat mich in der 69. Minute eingewechselt, eine Minute später kommt ein hoher Ball über die Abwehr, ich nehme mir den Ball mit der Brust mit und überhebe den Tormann. Doch Svalina ist leider kurz darauf entlassen worden. Sein Nachfolger war Werner Gregoritsch – ein sehr guter Trainer, der Spieler super motivieren kann und unter dem ich sehr viel gelernt habe. Es ist in der Ersten Liga gegen den Abstieg gegangen, weshalb mir Gregoritsch wenig Spielzeit zusichern konnte, also habe ich den KSV wieder verlassen.“

SV Grieskirchen

(Winter 2006/07 bis Sommer 2007)

„Es war zwar die Regionalliga, aber sicher kein Rückschritt. Ich hatte keinen Namen und konnte mir nicht aussuchen, wo ich hingehe. Ich war 18 Jahre alt und wollte einfach nur spielen. Mein Trainer war Ronny Scharschinger, der mich noch aus der OÖ-Auswahl kannte und meinen Wechsel nach Grieskirchen forciert hat. Es war wichtig für mich, dort mit Erwachsenen spielen zu können und auf jeden Fall der richtige Schritt.“

SC/ESV Parndorf

(Sommer 2007 bis Sommer 2008)

„Mein Wechsel war kurios. Mensur Kurtisi, der aus demselben Dorf in Mazedonien kommt wie meine Eltern, hat dort gekickt und mich Trainer Kurt Garger empfohlen. Ich wurde zu einem Probetraining eingeladen und habe einen guten Eindruck hinterlassen. Ich habe mich gefreut, wieder in die Erste Liga zu kommen, obwohl ich in Grieskirchen nicht so viel getroffen hatte, um Ansprüche stellen zu können. Emin war damals bei der Austria, weshalb wir in Wien zusammengewohnt haben. Unter Garger ist es sehr gut gelaufen, aus dem Nichts wurde er entlassen und durch Hans Dihanich ersetzt, kurz darauf kam schon Andreas Heraf, nach kurzer Zeit war er aber auch wieder weg. Dann wurde Paul Hafner hochgezogen und wir sind abgestiegen. Im Frühjahr wurden zwei, drei andere Spieler und ich suspendiert. Selbst Trainer Heraf wusste nicht, warum. Ich durfte nur trainieren, aber nicht spielen. Ich weiß bis heute nicht, warum ich damals suspendiert wurde.“

SC Austria Lustenau

(Sommer 2008 bis Winter 2008/09)

„Hans Kleer, der Trainer in Lustenau war, hat mich angerufen und mir gesagt, dass er gerne Spieler aus Wien und Umgebung nach Vorarlberg holen würde. Wir haben uns zwei, drei Mal getroffen und gute Gespräche geführt. Zur Vertragsunterschrift bin ich mit dem Zug nach München gefahren, um mich mit Präsident Hubert Nagel zu treffen. Am Anfang habe ich neben dem Stadion bei einer älteren Dame gewohnt, wo die Spieler immer wieder untergebracht werden. Ich hatte zwar Probleme mit dem Knie, trotzdem hat mir Kleer immer wieder die Chance zum Spielen gegeben. Ich bin Kleer sehr dankbar, nach der Suspendierung in Parndorf hätten mich nicht viele Trainer geholt. Insgesamt war es ein turbulenter Herbst in Lustenau. Im Winter wollte mich Nagel schon wieder loswerden, weil er der Meinung war, dass er Spieler braucht, die für den Verein kämpfen und ich das nicht will.“

Saison Verein Spiele Tore
2006/07 Kapfenberg 7 1
Grieskirchen 14 2
2007/08 Parndorf 17 5
2008/09 Austria Lustenau 10 3
Austria Amateure 14 3
Austria 1 0
2009/10 Austria Amateure 28 3
2010/11 Admira 34 19
2011/12 Admira 25 4
2012/13 Admira 13 2
2013/14 Stavanger 13 5
Admira 12 5
2014/15 Admira 22 4
GESAMT: 210 56

FK Austria Wien

(Winter 2008/09 bis Sommer 2010)

„Hans Dihanich, einer meiner Parndorfer Ex-Trainer, hat Platz für einen Stürmer gehabt, weil Marc Sand die Veilchen verlassen hat. Ich war zwar am Anfang nur bei den Amateuren, trotzdem war es unglaublich. Die Austria und Rapid sind in Österreich einfach mit keinem anderen Verein zu vergleichen. Karl Daxbacher sind meine guten Leistungen bei den Amateuren aufgefallen und hat mich bei den Profis trainieren lassen, auch ins Wintertrainingslager durfte ich mit. Und dann kam mein Bundesliga-Debüt, ich weiß sogar noch das Datum: 26. April 2009. Das große Wiener Derby! Ich bin in der 87. Minute beim Stand von 2:3 für Mario Bazina ins Spiel gekommen und hatte eine gute Chance auf den Ausgleich. Aber als junger Spieler vor 17.500 Zusehern habe ich sie leider vergeben, heute würde ich wohl anders damit umgehen. Aber ich bin überglücklich, dass ich gemeinsam mit meinem Bruder Emin ein Bundesliga-Spiel bestreiten durfte. Es ärgert mich, dass es für mich bei der Austria nicht zu mehr gereicht hat.“

FC Admira Wacker Mödling

(Sommer 2010 bis Sommer 2013)

„Alle, die damals dabei waren, werden die Saison 2010/11 nie vergessen. Ich habe bei meinem neuen Klub einen Traumstart hingelegt – 14 Tore und acht Assists in den ersten 15 Runden. Unglaublich! Das hatte ich mir nicht im Traum erwartet. Trainer Didi Kühbauer hat mich von den Austria Amateuren geholt, als mich niemand haben wollte, und mir von Anfang an das Vertrauen geschenkt. Er ist ein sehr guter Trainer, der seine Spieler toll motivieren kann. Für mich hätte es zu diesem Zeitpunkt keinen besseren Trainer geben können. Am Ende waren es 19 Tore und 13 Assists, gezählt hat für uns alle aber nur der Meistertitel und der Aufstieg in die Bundesliga. Die Aufstiegssaison war überragend, es hat einfach alles gepasst und wir haben es sogar in den Europacup geschafft. Wir waren eine unglaubliche Mannschaft mit tollen Einzelspielern wie Patrik Jezek, Philipp Hosiner und Issiaka Ouedraogo – plus die Eigenbauspieler.“

Viking Stavanger

(Sommer 2013 bis Winter 2013/14)

„Eigentlich habe ich meinem Spielerberater Jürgen Werner immer gesagt, dass ich nicht nach Skandinavien will. Dann sitze ich mit meiner Freundin im Urlaub in Ägypten und er sagt: Viking Stavanger! Ich bin an einem Freitag um 12 Uhr mit dem Flugzeug gelandet, bin in meine Wohnung, habe meine Fußballschuhe geholt und habe mich um 16 Uhr in den Flieger nach Norwegen gesetzt. Ich habe ein Testspiel mit ihnen bestritten und es war für sie klar, dass sie mich haben wollen. Für meine Entwicklung war es unglaublich. Es wird härter trainiert als in Österreich, zwar nur einmal am Tag, dafür aber über zwei Stunden lang Vollgas.“

FC Admira Wacker Mödling

(seit Winter 2013/14)

 „Der Kontakt zwischen General Manager Alexander Friedl, Co-Trainer Oliver Lederer und mir ist nie abgerissen. Die Admira hat sich zu meinem Lieblingsverein entwickelt, deshalb bin ich nach einem halben Jahr in Norwegen auch wieder in die Südstadt zurückgekehrt. Als ich gekommen bin, war die Lage nicht einfach, weil da dieser Abzug von acht Punkten war. Aber die Truppe hat tolle Moral bewiesen. Mittlerweile ist die Admira mein Heimatverein.“

Aufgezeichnet von Harald Prantl