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Analyse: Eklatanter Rückgang an Torschüssen

Analyse: Eklatanter Rückgang an Torschüssen

Das Niveau der Bundesliga ist das bestimmende Thema dieser Rückrunde.

Das wird wohl auch bis zum Meisterschaftsende am 17. Mai so bleiben. Die Gründe für den allzu oft ausbleibenden Augenschmaus mögen vielschichtig sein und werden intensiv diskutiert.

Dass offensives Denken und Können derzeit kein Aushängeschild der Bundesliga darstellen, ist bei vielen Matches mit freiem Auge zu erkennen.

Die Statistik bestätigt diesen Trend. Wie ein Blick in die LAOLA1-Datenbank powered by Impire belegt, ist die Zahl der Torschüsse in dieser Saison im Vergleich zu 2010/11 rückgängig - und zwar teilweise eklatant rückgängig.

Freilich gibt es im Fußball härtere Währungen als die Torschuss-Statistik und es mag nur ein kleines Mosaiksteinchen im laufenden Diskurs sein, dennoch bestätigt es den Eindruck, dass bei vielen Mannschaften der Zug zum Tor nicht sonderlich ausgeprägt ist, eine risikoarme Strategie dominiert.

Von neun Teams (bei Aufsteiger Admira gibt es logischerweise keine Vergleichswerte) weisen nur deren zwei ein - minimales - Plus auf (siehe erste Tabelle).

Dabei handelt es sich einerseits um Rapid, das die Torschusswertung nach 28 Runden anführt und trotz des kompakteren Auftretens unter Trainer Peter Schöttel sieben Mal öfter auf das gegnerische Tor gezielt hat, als im selben Zeitraum in der vergangenen Saison.

Und andererseits um Mattersburg. Das minimale Plus von gerade einmal vier Torschüssen fällt jedoch wie bei den Hütteldorfern tendenziell in die Kategorie statistisch vernachlässigbar.

Ganz im Gegensatz zu den Rückgängen bei manchen Vereinen (siehe Tabelle). Die Bandbreite schwankt von minus 40 (Austria) über minus 50 (Salzburg) bis hin zu minus 104 (Wiener Neustadt).

Errechnet man im Vergleich, dass die 443 Torschüsse Rapids einen Durchschnittswert von 15,8 pro Partie ergeben, unterstreicht dies den teils drastischen Rückgang.

Eine Zahlenspielerei, die den Trend, dass sich die Vereine schwer tun, Lösungen im Angriffsdrittel anzubieten, untermauert.

In der Folge widmen wir uns den Spielern selbst - und zwar in der "Gesamtwertung" und getrennt nach den einzelnen Vereinen:

 

Ein Solo für Patrick Bürger. Der Mattersburg-Stürmer hat mit deren 93 die mit Abstand meisten Torschüsse im Verlauf der bisherigen Saison abgegeben - 35 davon per Kopf.

Abgesehen vom Stoßstürmer der Burgenländer kommt kaum ein klassischer Angreifer auf einen wirklich respektablen Wert. Sechs Mitglieder der Top 10 sind Mittelfeldspieler, die für offensive Herangehensweise beziehungsweise Versuche aus der zweiten Reihe bekannt sind.

Interessant: Hochgerechnet auf 90 Minuten kommt der nur sporadisch eingesetzte Austria-Stürmer Dario Tadic auf den besten Wert der Liga. Während einer kompletten Spieldistanz nimmt der 21-Jährige das gegnerische Gehäuse im Schnitt 4,4 Mal ins Visier.

Jakob Jantscher gehört fraglos zu den positiven Erscheinungen dieser Saison im allgemeinen, und besonders bei Salzburg, wo er sich in seinem zweiten Jahr zu einem Leistungsträger entwickelt hat. Auch Stefan Maierhofer sucht immer wieder den Abschluss, steht aber bekanntlich nur selten 90 Minuten auf dem Feld. Beide stehen in der Torschützenliste mit neun Treffern ganz vorne. Ansonsten bietet die Offensive der "Bullen" wenig auffällige Akteure.

Bezeichnend, dass Roman Wallner trotz überschaubarer Spielzeit und konzerninternen Abgangs zu Leipzig immer noch in den Top 5 zu finden ist. Bemerkswert wiederum ist, dass Winter-Neuzugang Cristiano mit 22 Torschüssen bereits auf Platz sechs rangiert. Der Brasilianer kommt hochgerechnet auf 90 Spielminuten ebenso auf den guten Schnitt von 3,4 Torschüssen wie sein schmerzlich vermisster Landsmann Alan (insgesamt 16 Torschüsse).

Rapid ist mit 443 Torschüssen die Numer eins der Liga, doch lediglich alle 11,7 Schüsse finden auch den Weg ins Tor - nur der siebtbeste Wert der Liga. Fehlende Kaltschnäuzigkeit als Mitgrund, warum bei Grün-Weiß vorne allzu oft die Null steht. Trainer Schöttel möchte, dass das offensive Quartett in seinem 4-2-3-1 möglichst flexibel agiert, um schwerer auszurechnen zu sein.

Bislang lief jedoch - wie eh und je - die Mehrheit der Offensivaktionen über Steffen Hofmann. Dies zeigen einerseits die 68 Torschüsse des Kapitäns, vielmehr jedoch seine sage und schreibe 130 Torschussvorlagen. Damit liegt er meilenweit vor der Nummer zwei, Zlatko Junuzovic (71), die seit Winter nicht mehr in der Liga ist. Als Nummer drei brachte es Admira-Oldie Patrik Jezek auf 60 - nicht einmal die Hälfte des Werts von Hofmann.

Erwähnenswert: Atdhe Nuhiu, der meist nur als Joker kommt, bringt zumindest meist frischen Wind. Seine im Schnitt 3,9 Torschüsse sind hinter Austrianer Tadic (4,4) der zweitbeste Wert der Liga.

Der erste Tipp bezüglich Nummer eins in dieser Statistik wäre Hadzic für viele wohl nicht gewesen. Der vielseitige 22-Jährige probiert es jedoch immer wieder aus der zweiten Reihe und hat auch schon fünf Saison-Tore erzielt. Verteidiger Thomas Reifeltshammer wiederum verdankt seine Top-5-Platzierung seiner Stärke bei Standardsituationen - 25 von 33 Torschüssen tätigte er per Kopf.

Immer wieder müssen die Abgänge von Junuzovic und Barazite als Begründung für den spielerischen Rückfall der Austria im Frühjahr herhalten - die Statistik widerspricht dieser These keineswegs. Zudem unterstreicht sie den Eindruck, dass Youngster Alexander Gorgon über durchaus beachtlichen Zug zum Tor verfügt.

Roland Linz liegt vereinsintern übrigens mit bis dato 28 Torschüssen auf Rang sechs - hochgerechnet auf 90 Minuten kommt er auf einen Schnitt von 2,0.

In der Vorsaison führten die Tiroler die Torschuss-Statistik nach 28 Runden an, heuer reicht es bei einem Minus von 73 Versuchen nur zu Rang sechs. Was sich nicht geändert hat: Kein Team der Liga versucht so selten, mit Flanken zum Zug zu kommen (bislang lediglich 248). Schon 2010/11 war der FC Wacker Schlusslicht in dieser Statistik. Die Spitzenposition des zentralen Mittelfeldspielers Carlos Merino verdeutlicht, dass die Innsbrucker weiter den direkten Weg zum Tor suchen.

Auch Miran Burgic kommt beinahe schon traditionell auf relativ viele Torschüsse. Mangels Einsatzzeit sind jene von Marcel Schreter deutlich zurückgegangen. Während er im Vorjahr die Liga diese Kategorie zum selben Zeitpunkt mit 90 Torschüssen souverän anführte, hält er bislang erst bei 41 - der auf 90 Minuten hochgerechnete Schnitt von 3,2 ist jedoch weiter aller Ehren wert.

Den Eindruck, dass das schwarz-weiße Angriffsspiel in dieser Saison phasenweise wie gelähmt wikt, können diese Zahlen kaum widerlegen. Abgesehen von Darko Bodul erreicht kein Sturm-Kicker akzeptable Werte. Selbst der Fakt, dass durch Verletzungen oder Sperren kaum ein Spieler alle Partien absolvieren konnte, ist keine Entschuldigung dafür, warum bei den Grazern 19 Torschüsse reichen, um in den Top 5 zu landen.

Dies beweisen die auf 90 Minuten hochgerechneten Durschnittswerte: Mit Samir Muratovic (2,5) und Rubin Okotie (2,0) übertreffen nur zwei Akteure mit wenig Einsätzen den ohnehin schon schwachen Wert von im Schnitt zwei Torschüssen. Vor allem die Spieler aus der zweiten Reihe probieren es nur allzu selten: Manuel Weber (0,7), Jürgen Säumel (1,0), Florian Kainz (1,0), Andreas Hölzl (1,3) oder Patrick Wolf (1,4) haben heuer allesamt nur wenig Zug zum Tor.

Mit insgesamt 391 Torschüssen hat der Aufsteiger denkbar knapp den Sprung aufs Stockerl verpasst. Dennoch zeigt dies, dass die Truppe von Didi Kühbauer noch zu den mutigeren in der Bundesliga gehört.

Drei Spieler seien hervorgehoben: Mit dem zentralen Mittelfeldspieler Stefan Schwab wächst ein großes Talent auf dieser Position heran, das nicht nur in der Defensive seinen Mann steht, sondern auch den Weg nach vorne sucht. Jezek hat auch mit 35 Jahren kein Problem, dieser Liga seinen Stempel aufzudrücken. Mit sieben Toren und sechs Vorlagen mischt er in der Scorerwertung munter vorne mit. Der nur sporadisch eingesetzte Rene Schicker wiederum kommt auf einen mehr als respektablen Durchschnittswert von 3,8 (insgesamt 17 Torschüsse).

Das nennt man dann wohl auf einen Spieler zugeschnitten... Patrick Bürger kommt auf rund zweieinhalb Mal so viele Torschüsse wie seine vereinsinternen "Verfolger" Ilco Naumoski und Manuel Seidl. Letzterer ist mit 59 Torschussvorlagen (ligaweit Platz 4) auch einer der Hauptlieferanten für Bürger und Co.

Ein Minus von 104! Kein Team hat im Vergleich zum Vorjahr einen größeren Rückgang an Torschüssen hingelegt, kein Team schoss in dieser Spielzeit seltener aufs Tor. Mit lediglich 20 erzielten Treffern 30 Punkte zu ergattern, spricht für die Defensivkünstler aus Niederösterreich. Der eklatante Rückgang ist freilich durch den Qualitätsverlust ob vieler prominenter Sommer-Abgänge zu erklären. Dass mit Mario Reiter ein defensiv orientierter Spieler diese Statistik anführt, spricht Bände.

Diese Saison des Abstiegskandidaten Nummer eins ist nicht einfach zu beurteilen. Zumindest muss man sie wohl in die Phase vor und nach der Amtsübernahme von Thomas von Heesen trennen. Bemerkenswert ist, dass mit Michael Gregoritsch immer noch der Sohn des früheren Trainers Werner diese Statistik anführt. Der 17-Jährige kommt auf einen starken Durchschnittswert von 3,0, spielt jedoch in den Überlegungen von Heesens keine Rolle.

Unter Anleitung des Deutschen spielen die Obersteirer zwar ansehnlichen Fußball, die Konsequenz beim Kreieren von Torchancen ist jedoch endend wollen. So haben beispielsweise die beiden im Winter geholten Offensivkräfte Haruna Babangida (Schnitt: 1,4) und Nathan Junior (1,3) erst je neun Torschüsse zu Buche stehen.

Peter Altmann