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Die Tabellen hinter der Tabelle

Die Tabellen hinter der Tabelle

Die Bundesliga startet in ihr letztes Viertel.

Drei Duelle hat jedes Team mit jedem Kontrahenten bereits hinter sich.

Daraus resultiert eine Tabelle, die zwar im Titelkampf wenig Aufregung bietet, dafür aber immerhin im Kampf gegen den Abstieg so viel Spannung wie schon lange nicht mehr verspricht.

Nach jeweils 27 absolvierten Partien bieten auch die "Tabellen hinter der Tabelle" einen guten Einblick über die Gründe für die jeweilige Leistungsstärke der einzelnen Vereine.

Mit dem Zahlenmaterial der LAOLA1-Datenbank powered by Impire lassen sich interessante Tendenzen analysieren:

Es gibt durchaus Tabellen, die Red Bull Salzburg anführt, dies ist eine davon. Kein Team feuerte in dieser Saison bislang mehr Torschüsse ab - auch dank Jonathan Soriano, der mit hoher Wahrscheinlichkeit als erster Stürmer dieser Spielzeit die "100er-Marke" übertreffen wird. Traditionell im Spitzenfeld dieser Wertung ist Patrick Bürger (mit 85 Torschüssen Zweiter), während sich seine Kollegen vom SV Mattersburg ansonsten eher zurückhalten. Dass die angedachte Spielweise von Peter Hyballa bei Sturm Graz oft noch nicht nach Wunsch funktioniert, lässt sich tendenziell auch an dieser Statistik ablesen. Die Steirer kommen verhältnismäßig selten zum Abschluss.

Dass Austria Wien diese Statistik anführt, überrascht wohl kaum jemanden - nicht nur wegen der Kaltschnäuzigkeit eines Philipp Hosiner. 66 Treffer können die "Veilchen" bislang aufweisen, alle 6,5 Torschüsse darf gejubelt werden. Auch die Salzburger Quote ist gut, aber eben um einen Tick ineffizienter. Wolfsbergs Höhenflug spiegelt sich auch in Rang drei in dieser Statistik wieder - ebenso wie die Lage im Tabellenkeller. Alle vier Abstiegskandidaten brauchen jeweils mehr als zehn Torschüsse für einen Treffer. Besonders verschwenderisch gehen Wiener Neustadt (14,8) und vor allem Wacker Innsbruck (15,6) mit ihren Möglichkeiten um.

Flanken sind eine Spezialität der SV Ried - offensiv wie defensiv. Kein Bundesligist lässt weniger zu, keiner setzt im Spiel nach vorne mehr auf Hereingaben - und das nicht einmal knapp. Gleich drei Rieder finden sich mit Marco Meilinger (86), Thomas Hinum und Andreas Schicker (je 68) in den Top 5 der Spieler, die am fleißigsten flanken. Meilinger ist übrigens der einzige Liga-Spieler, der durch hohe Hereingaben schon vier Tore vorgelegt hat. Nummer eins ist bezüglich geschlagener Flanken Wolfsbergs Flügelflitzer Manuel Kerhe - es reichte aber nur zu einem Assist. Wenig Flanken gibt es indes bei Spielen von Wacker Innsbruck zu sehen. Die Tiroler setzen selbst wenig darauf, unterbinden Bälle in den Strafraum jedoch auch relativ geschickt.

Wer mit Abstand am meisten auf Flanken setzt, tut dies nicht ohne Grund - die SV Ried erzielte daraus auch die meisten Treffer. Ähnlich im umgekehrten Fall: Der Wolfsberger AC und Wiener Neustadt lassen die meisten Hereingaben zu, entsprechend oft hat es bei diesen beiden Teams nach Flanken geklingelt. Auffällig ist, dass es die Kontrahenten der Austria gerne mit hohen Bällen in den Strafraum versuchen - 320 Mal bislang, der dritthöchste Wert. Der Tabellenführer verteidigt diese Situationen jedoch gut, immerhin kassierte er mit vier Gegentreffen gleichauf mit Sturm die wenigsten.

Effizient ist es nicht gerade, was die "Roten Bullen" aus Salzburg bei Eckbällen abliefern. Zwar dürfen sie so oft wie kein anderes Team zu Cornern antreten, daraus resultierte bislang jedoch lediglich ein Tor. Immer noch besser als die Admira, die als einziger Bundesligist noch nie nach einer Ecke jubeln durfte. Ganz anders Wiener Neustadt, das zwar am seltensten einen Eckball zugesprochen bekommt, aber daraus am meisten Kapital schlägt - bereits sechs Mal, womit die Pfeifenberger-Elf diese Wertung gleichauf mit Leader Austria Wien und Sturm Graz anführt. Bei den Steirern erwies sich diesbezüglich Nikola Vujadinovic als Goldgriff - auch defensiv, denn die "Blackies" sind die einzige Mannschaft, die bei gegnerischen Eckbällen eine lupenreine Weste aufweist. Ein Hinweis für Statistik-"Nerds": Die Austria hat jeweils 137 Eckbälle getreten und zugelassen.

Eine Kategorie ganz nach dem Geschmack von Michael Liendl. Der 27-Jährige sorgt im Prinzip beinahe im Alleingang dafür, dass der WAC diese Statistik anführt. Fünf seiner zehn Saison-Assists resultierten aus Freistößen, dazu kommen noch zwei direkt verwandelte. Der vorletzte Platz von Rapid verwundert indes ob eines Kunstschützen wie Steffen Hofmann, nur drei Mal jubelten die Hütteldorfer. Sehr respektabel arbeitet die Admira defensiv gegen Freistöße - nur ein Gegentor. Geradezu erschreckend stellen sich indes die Kollegen des SV Mattersburg in solchen Situationen an. 13 Gegentreffer aus Freistößen - beinahe doppelt so viele wie das zweitschlechteste Team (FC Wacker 7) - sind inferior.

Ein weiterer Qualitätsbeweis des souveränen Tabellenführers. Zehn Mal trafen von Trainer Peter Stöger eingewechselte Spieler, gegnerische Coaches setzten bei den diversen versuchten Aufholjagden indes nur selten aufs richtige Pferd: Nur ein Mal scorte ein Joker eines Kontrahenten. Ganz anders Schlusslicht Wacker Innsbruck: Gleich acht Mal jubelten Wechselspieler des Gegners, auch Salzburg, Ried und Admira (je 7) stellten sich unwesentlich besser auf neue Gegenspieler ein. Kein glückliches Händchen hatte bislang Sturm-Coach Peter Hyballa. Zwei Joker-Tore in 27 Runden sind mager.

Dass Mattersburg in der Foul-Statistik an der Spitze thront, ist beinahe schon eine Tradition. Dass mit Austria und Salzburg die beiden besten Mannschaften der Liga mit den wenigsten unfairen Zweikämpfen auskommen, überrascht ebenso wenig. Deshalb sei auf Robert Zulj hingewiesen. Die Rieder Offensivkraft ist der mit großem Abstand meistgefoulte Spieler der Liga - 110 Mal wurde der 21-Jährige bislang in dieser Saison gelegt. Wohl auch dadurch führen die Innviertler die Liste der meistgefoulten Teams an. Dass Zulj, der mit 231 Kopfball-Duellen überdurchschnittlich viele bestritt, dabei auch austeilen kann, beweist, dass kein Rieder mehr Fouls als er beging. Damit liegt er jedoch im Trend. Bei den meisten Vereinen wurde ein Stürmer am öftesten zurückgepfiffen.

Während Salzburgs Offensivkräfte am öftesten ins Abseits laufen, zieren die beiden Wiener Klubs jeweils das "Tabellenende". Rapid-Kicker werden im Schnitt nicht einmal zwei Mal pro Partie zurückgepfiffen - auch ein Indiz für nicht allzu riskantes Spiel nach vorne. Noch erwähnenswerter ist indes der Fakt, dass die Gegner der Austria bislang erst 26 Mal im Abseits gestanden sind - beinahe doppelt so selten wie die Kontrahenten Salzburgs, das in dieser Wertung auf Rang neun liegt. Dies ist die Fortsetzung eines Trends, der statistisch schon unter Karl Daxbacher und Ivica Vastic begonnen hat. Auch unter Trainer Peter Stöger nehmen die "Veilchen" nur bedingt Risiko, sichern gut nach hinten ab. Wesentlich offensiver verteidigt da schon Sturm Graz, deren Gegner bislang 111 Mal im Abseits standen. Diesbezüglich ist unter Peter Hyballa eine klare Veränderung der Spielphilosophie zu erkennen. In der Meistersaison 2010/11 liefen die Kontrahenten der Steirer insgesamt nur 107 Mal ins Abseits - in 36 Runden wohlgemerkt.

Thomas Gebauer ist inzwischen österreichischer Staatsbürger, Ivan Carril dauerverletzt, bleibt als Legionär mit regelmäßigen Einsatzzeiten nur noch Nacho - der Begründer der etwas abgeflachten spanischen Welle in Ried. Ansonsten vertrauen die Innviertler inzwischen ausschließlich Österreichern, dies ergibt im Zwischenranking bezüglich des Österreicher-Anteils mit 91 Prozent Platz eins - ein sattes Plus von 20 Prozent im Vergleich mit der Saison 2011/12. Grundsätzlich sind die rot-weiß-roten Einsatzzeiten in Ordnung, sogar in Salzburg, das die Kriterien für den Österreicher-Topf traditionell nicht erfüllt, gibt es eine Steigerung. Interessant der doch recht deutliche Rückgang bei Sturm, das im Sommer einige ausländische Kaderspieler abgebaut hat. Mit Richard Sukuta-Pasu, Nikola Vujadinovic und Johannes Focher kamen jedoch drei Legionäre, die sich als Stammkräfte etabliert haben, hinzu.


Peter Altmann