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"Hoffe, das Thema schlägt nicht zu große Wellen"

„Kann ich jetzt gehen?“, grinste Didi Constantini.

Mit Selbstironie läutete der Teamchef zum Auftakt des ÖFB-Camps in Bad Tatzmannsdorf das Ende seines Medientermins ein.

Sein erster offizieller Auftritt nach dem Mini-Eklat bei der Kaderbekanntgabe am vergangenen Dienstag, die er vorzeitig abgebrochen hatte.

Seither ist viel geschehen – Stichwort „Trottel-Affäre“ um seine Assistenten Manfred Zsak und Franz Wohlfahrt, Stichwort Rückkehr von Marko Arnautovic.

Schweigegelübde von Arnautovic

Spätestens nach seinem Treffer gegen Hoffenheim am Wochenende hat sich Constantini durchgerungen, dem nach seinen Eskapaden rund um die verlorenen EM-Qualifikations-Spiele gegen Belgien und in der Türkei eliminierten „Bad Boy“ noch eine Chance zu geben.

Entsprechend groß war der Medienrummel beim regenerativen Montags-Training in Bad Tatzmannsdorf. Auf eine Wortspende des Werder-Legionärs warteten die Medienvertreter jedoch vergeblich. Gemeinsam mit dem Betreuerstab einigte sich der 22-Jährige nämlich darauf, vor dem Qualifikationsspiel am Freitag in Deutschland in der Öffentlichkeit zu schweigen.

„Für euch Journalisten ist das schlecht, da ihr weniger zu schreiben habt, aber für uns ist es sicherlich nicht von Nachteil“, schmunzelte Kapitän Marc Janko.

„Gescheiter, wenn er sich auf das Training konzentriert“

Offensive Ansagen von Arnautovic (etwa „ich werde meine zukünftige Ehefrau nie mehr lieben als den Ball“) waren im März vor dem Schlüsselspiel gegen Belgien (0:2-Niederlage) für das Betriebsklima tendenziell ebenso wenig förderlich wie die kolportierte Gruppenbildung innerhalb des Teams bei diesem Termin.

Nach der Pleite vier Tage später in der Türkei entlud sich in der Kabine der Frust, als Arnautovic und Stefan Maierhofer aneinander gerieten.

„Es ist gescheiter, wenn er sich auf das Training konzentriert“, begrüßt Constantini nun das Schweigegelübde von Arnautovic. Der Tiroler berichtete, dass die Offensivkraft nach der Anreise am Sonntag ganz normal aufgenommen wurde: „Stressig war das nicht. Ich habe einen guten Eindruck.“

So sehr der Wiener als launische Diva gebrandmarkt ist, so sehr darf man davon ausgehen, dass er weiß, dass es sich um seine wohl letzte Chance im Kreis des Nationalteams handelt.

„Hält er es nicht ein, ist er in derselben Minute weg“

Toleranz für Fehlverhalten werde es keine mehr geben, wenn man Constantini Glauben schenken darf: „Ich habe ihm gesagt, was Sache ist. Wenn das nicht eingehalten wird, ist er in derselben Minute weg.“

Bemerkenswert ist, dass Arnautovic auf Eigeninitiative wieder berücksichtigt wurde. Er selbst hat Constantini angerufen. Der 56-Jährige wiederum hat bei einigen Spielern – vermutlich jenen routinierteren Kräften, die dem „Enfant terrible“ eher skeptisch gegenüber stehen – Rücksprache gehalten.

Ebenso erkundigte sich Constantini mehrmals in Bremen nach dem Stand der Dinge: „Ich habe einige Male mit Thomas Schaaf telefoniert. Er hat mir bestätigt, dass es momentan in Ordnung geht.“

„Fakt ist, dass er den Unterschied ausmachen kann“

Die Vorkommnisse rund um die Matches gegen Belgien und in der Türkei will der 56-Jährige, der sich in der Folge laut eigener Aussage für das Kollektiv entschieden hatte, nicht mehr überbewerten:

„Das sind alles Profis, und wenn du zwei Mal verlierst, noch dazu so blöd wie wir, dann kann es passieren, dass ein Frust da ist. Das gibt es bei jeder Mannschaft. Bei der einen Mannschaft kommt es raus, bei der anderen nicht. Beim Nationalteam kommt es vielleicht leichter raus.“

Eine Garantie für einen Platz in der Startelf will Constantini dem Rückkehrer nicht aussprechen. Da Stefan Kulovits jedoch mit einer Lungenentzündung flach liegt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Teamchef David Alaba ins Mittelfeld-Zentrum zieht und Arnautovic stattdessen auf links eingeplant ist.

Denn: „Fakt ist, dass Arnautovic ein Spieler ist, der den Unterschied ausmachen kann“, betont Constantini.

„Sollten weniger über ihn sprechen“

Das wissen auch die Mitspieler des Exzentrikers. Ebenso wissen sie, dass der Schuss wie in der Vergangenheit auch in die andere Richtung losgehen kann.

„Es wurde schon so oft gesagt, dass Marko den Unterschied ausmachen kann. Ich denke, wir sollten weniger über ihn sprechen und ihm die Chance geben, dass er seine Qualität am Platz zeigt“, wirbt Martin Harnik daher dafür, dass die Personalie Arnautovic vor dem Deutschland-Spiel nicht zum Hauptthema wird, denn:

„Ich hoffe, dass das Thema in den Medien nicht zu große Wellen schlägt, da dies auch ein Faktor war, der dazu beigetragen hat, dass das Team ein Stück weit gespalten wurde.“

Laut Meinung des Stuttgart-Legionärs werde sich nun zeigen, wie gefestigt das Team sei, wie die Mannschaft damit umgehe, und ob sie aus dem letzten Jahr etwas gelernt habe.

„Ich habe die falsche Reaktion gezeigt“

Für den 24-Jährigen ist Arnautovic schon „wieder mittendrin“ in der Mannschaft, die auch ihren Teil zur Wiedereingliederung des Bremen-Legionärs beitragen müsse:

„Selbstverständlich liegt es in erster Linie an Marko, aber ich denke, auch wir als Mannschaft sollten uns in die Verantwortung nehmen, dass wir ihn auf die richtige Bahn bringen. Es ist ein Mannschaftssport, da müssen wir ihn auch auffangen und helfen, dass er sich richtig verhält.“

Nur bedingt richtig verhalten hat sich der Betreuerstab letzten Dienstag. Dies sieht mit einigen Tagen Abstand auch Constantini selbstkritisch so: „Ich habe die falsche Reaktion gezeigt.“

Auch wenn er betont, dass es Schlimmeres im Leben gäbe, als eine Pressekonferenz frühzeitig zu verlassen,  fühle er sich ob der darauf folgenden heftigen Kritik an seiner Person nicht ungerecht behandelt: „Nein, denn es ist ja nicht okay, wenn ein Trainer geht.“

Aufgebauschte „Trottel-Causa“

Differenzierter beurteilt er die „Trottel-Causa“ rund um Zsak und Wohlfahrt. Der Teamchef behauptete, dass es bei einer Pressekonferenz „vor vier, fünf Monaten geheißen hat, ob ein Teamspieler ein Trottel ist oder nicht.“

„Damals ist nicht ein Wort in der Zeitung gestanden. Jetzt ist es aufgebauscht worden“, ärgerte sich der Tiroler, der sarkastisch anmerkte:

„Mich freut es für die Internet-Foren, dass es etwas zu diskutieren gab. Das ist schön und gut…“

Um welchen Spieler es sich seiner Erinnerung nach vor vier, fünf Monaten gehandelt habe, wollte Constantini übrigens nicht verraten.

Peter Altmann