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"Hätte unangenehm werden können"

Der ehemalige ÖSV-Trainer Walter Mayer hat am Mittwoch beim Doping-Prozess gegen ÖSV-Mitglieder vor dem Gericht in Susa im Piemont eine spontane Erklärung abgegeben.

Mayer rekonstruierte vor Richterin Alessandra Danieli den chronologischen Ablauf des Sachverhalts und versicherte, dass er zu den Olympischen Winterspielen in Turin 2006 als freier Bürger und nicht im Auftrag des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) gereist sei.

Keine Funktion, keine Flucht

Er sei in keinerlei Funktion zu den Winterspielen gefahren, versicherte Mayer in seiner einstündigen Erklärung. Seine Abfahrt aus Italien sei keine Flucht gewesen.

Er habe spontan beschlossen, Italien zu verlassen, da es seiner Ansicht nach dort nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Die Staatsanwälte verzichteten auf eine Einvernahme Mayers als Zeuge.

"Schwächen bei den Vorwürfen"

"Mayers Aussagen als Zeuge hätten für die Staatsanwaltschaft unangenehm werden können, weil damit evidente Schwächen bei den Vorwürfen sichtbar gewesen wären", kommentierte der Südtiroler Rechtsanwalt Wolfgang Burchia im Gespräch mit der APA.

"Mayer konnte jedenfalls mit seiner spontanen Erklärung einen bedeutenden Beitrag zur Wahrheitsfindung leisten."  Burchia vertritt ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel.

Gandler als "Stammgast"

Mayer war bereits zur letzten Gerichtsverhandlung im April nach Susa gereist. Damals hatte er Akteneinsicht erlangt und seinen italienischen Pflichtverteidiger getroffen.

In Susa war am Mittwoch auch ÖSV-Biathlon-Direktor Markus Gandler, einer der zehn Angeklagten, anwesend. Gandler hat bisher an fast allen Gerichtsverhandlungen im Prozess teilgenommen.

Urteil im Jahr 2012

Das Verfahren tritt jetzt in die Endphase. Bis 15. Dezember können Staatsanwaltschaft und Verteidigung noch Einwände über die Verwendbarkeit der Akten erheben.

Am 20. Jänner 2012 soll die Staatsanwaltschaft ihr Schlussplädoyer abgeben. Danach soll die Verteidigung zur Sprache kommen. Mit einer Urteilsverkündung ist voraussichtlich im Februar 2012 zu rechnen.

Prozess gegen Mayer startet

Mayer hat schon bald seinen nächsten Auftritt vor Gericht. Am 8. August startet im Wiener Straflandesgericht der Doping-Prozess gegen den Salzburger, der von 1999 bis 2006 führende Betreuer-Positionen im Langlauf und Biathlon im ÖSV innehatte.

Die Staatsanwaltschaft Wien wirft dem Ex-Trainer und vier weiteren Personen vor, ein "Doping-Netzwerk" gebildet und damit zahlreiche Verstöße gegen das Anti-Doping-Gesetz sowie das Arzneimittelgesetz begangen zu haben. Dem 54-Jährigen drohen bis zu drei Jahre Haft.