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"War in jeder Mannschaft eine Führungsperson"

Vor dem letzten Länderspiel kannten Christopher Dibon überwiegend Insider und Admira-Fans.

90 Minuten gegen Lettland vor einem landesweiten Fußball-Publikum später hat sich dies drastisch geändert.

Mit seinem 1:1-Ausgleichstreffer bei seinem unverhofften A-Team-Debüt köpfte der 20-Jährige die ÖFB-Elf nicht nur auf die Siegerstraße (Endstand 3:1), sondern sich auch in das Gedächtnis der rot-weiß-roten Fans.

Seither sind zwei Monate vergangen, und der Youngster in Diensten von Aufsteiger Admira darf sich inzwischen offiziell Bundesliga-Kicker schimpfen.

Da beim Test gegen die Slowakei Emanuel Pogatetz und Aleksandar Dragovic wieder mit von der Partie sind, sind die Einsatzchancen des Innenverteidigers diesmal geringer.

Welchen Vorteil Dibon dennoch aus seiner erneuten Nominierung ziehen will, verrät er im LAOLA1-Talk. Zudem spricht der „Doppel-Kapitän“ (Admira und U21-Team) über seine Führungsqualitäten und die ersten Bundesliga-Gehversuche mit den Südstädtern.

LAOLA1: Anfang Juni hat mit deinem Debüt samt Tor deine große Stunde im Nationalteam geschlagen. Wie betrachtest du diese Sternstunde mit dem Abstand von zwei Monaten?

Christopher Dibon: Für mich war es ein super Erlebnis. Ich habe mich bei diesem Spiel irrsinnig weiterentwickelt, überhaupt kann ich in jedem Training mit der Mannschaft sehr viel lernen. Als junger Spieler nimmt man das natürlich in jedes Spiel beim Verein mit. Ich will schauen, dass ich mich weiterhin entwickle, durch gute Leistungen auffalle und mich für den Teamchef empfehle.

LAOLA1: War es rückblickend gut, dass du beinahe über Nacht ins A-Team aufgerückt bist und dadurch nicht so viel Zeit gehabt hast, über die Nominierung nachzudenken?

Dibon: Es ist immer gut, wenn man ins kalte Wasser geworfen wird. Man spielt einfach drauf los. Es ist das Beste, wenn man nicht zu viel nachdenkt, was eigentlich gerade passiert. Dann spielt man seinen Stiefel runter, und der hat ganz gut gepasst. Das war natürlich ein super Erfolg für mich.

LAOLA1: Was hat sich nach deinem Debüt abgespielt?

Dibon: Bei der Admira in der zweiten Liga kennen dich nicht so viele Leute, aber nach einem Länderspiel, das doch Zigtausende schauen, kennen dich mehrere und sprechen dich auf der Straße an. Es war ein schönes Erlebnis, aber das habe ich schon wieder abgehakt. Jetzt gibt es wieder andere Herausforderungen und Aufgaben, wo man die Leistung quasi bestätigen muss. Das will ich auch tun.

LAOLA1: Wenn alle Stamm-Innenverteidiger beim Nationalteam sind, musst du dich tendenziell in Geduld üben. Inwiefern holst du dir Tipps von Pogatetz und Co.?

Dibon: Das sind Spieler, von denen ich in jedem Training lernen und profitieren kann. Das will ich nutzen. Darum freue ich mich, wenn ich beim A-Team dabei bin, auch wenn ich vielleicht nicht spiele oder nur kurz zum Einsatz komme. Aber jedes Training kann dich als junger Spieler weiterbringen, das allein ist schon ein Riesen-Erfolg für mich.

LAOLA1: Pogatetz, Prödl, Dragovic und Co. – warum bringt Österreich so gute Innenverteidiger heraus?

Dibon: Schwer zu sagen. Vielleicht ist es momentan gerade ein Boom, dass die Innenverteidiger überwiegen, aber es werden auch wieder Zeiten kommen, da werden wahrscheinlich mehr Mittelfeldspieler oder Stürmer rauskommen. Aber was genau die Ursache dafür ist, kann ich nicht sagen.

LAOLA1: Wenn Experten oder Trainer über dich sprechen, loben sie deine Führungsqualitäten. Du bist auch Kapitän der Admira und des U21-Nationateams. Bist du einer, der gerne vorangeht?

Dibon: Das habe ich schon seit dem Nachwuchs in mir, dass ich in jeder Mannschaft eine Führungsperson war. Ich glaube, das ist auch positionsspezifisch – als Innenverteidiger hat man viel Überblick, man hat das Feld vor sich. Da muss man halt einteilen und viel reden. Das trifft sich als Kapitän ganz gut und macht mir auch Spaß.

LAOLA1: Wird es bei der Admira akzeptiert, wenn du den „Alten“ sagst, wo es langgeht?

Dibon: Bei der Admira hat keiner ein Problem, wenn ich ihm etwas sage. Das gehört dazu. Wichtig ist, dass man selbst seine Leistung bringt, dann kann man zusätzlich die anderen einteilen und reden. Wenn ein älterer Spieler zu mir etwas sagt, höre ich genauso drauf, auch wenn ich Kapitän bin. Das ist kein Problem.

LAOLA1: Ihr habt als Aufsteiger vier Punkte aus den ersten drei Saison-Spielen geholt. Zufrieden?

Dibon: Die beiden verlorenen Punkte gegen Kapfenberg tun ein bisschen weh, aber im Großen und Ganzen können wir mit dem Start zufrieden sein. Nächste Woche haben wir Mattersburg, da wollen wir natürlich nachlegen und die nächsten drei Punkten holen. Wenn wir dieses Spiel gewinnen, können wir wirklich von einem guten Start reden.

LAOLA1: Von den ersten Gegnern stach Rapid heraus. Was sagst du zum Niveau der Liga – besser oder schlechter als erwartet?

Dibon: Spielerisch besteht zwischen erster und zweiter Liga sicherlich ein riesiger Unterschied. In der zweiten Liga ist vielleicht weniger Platz, da sind die Spieler aggressiver und gehen mehr drauf. Aber vom Technischen und Fußballerischen her ist die erste Liga sicherlich um einiges höher einzuschätzen. Rapid war ein richtiger Prüfstein. Da hat man schon gesehen, dass die etwas drauf haben. Mit ein bisschen Glück hätten wir aber trotzdem etwas holen können. Ich glaube, wir sind eine Mannschaft, die in dieser Liga noch überraschen kann.

Das Gespräch führte Peter Altmann