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"Ich spüre nicht mehr Druck als vorher"

Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

„Irgendwann wird es wirklich die letzte Frage sein…“, bewies Didi Constantini Galgenhumor, als ein Journalist beim ÖFB-Medientermin am Dienstag die x-te „letzte Frage“ stellte.

Gemeint hat der Tiroler natürlich die letzte Frage, die er als ÖFB-Teamchef gestellt bekommen wird. Wann auch immer das sein wird.

Denn in den letzten Tagen dominierte das vermeintlich drohende Ende seiner Ära als Übungsleiter des Nationalteams die mediale Vorberichterstattung auf das Testspiel gegen die Slowakei am Mittwoch.

„Interessant für Medien und Öffentlichkeit“

Zog es Constantini am Montag noch vor, zu schweigen, stellte er sich am Dienstag der Presse. „Ich glaube, dass es gescheiter ist, wenn wir nicht darüber reden“, wollte der 56-Jährige der Causa prima erst noch ausweichen, um schließlich doch noch einiges zu diesem Thema zu sagen zu haben.

„Wenn es nimma is‘, dann isses nimma, und wenn es weiter geht, geht es weiter. Darüber kann man immer diskutieren. Natürlich ist es für die Medien und die Öffentlichkeit interessant, was ja gut ist – dann gibt es Abstimmungen da, Abstimmungen dort“, erklärte Constantini.

Der Teamchef behauptete, dass er von den diversen Schlagzeilen keine Notiz genommen habe, indem er sich als vermeintlich zurückhaltender Medienkonsument outete: „Wenn ich mit der Mannschaft kaserniert bin, lese ich keine Zeitung. Das heißt aber nicht, dass ich normal eine Zeitung lese.“

Was ihm ÖFB-Präsident Leo Windtner in der letzten Woche via Medien ausrichten ließ, ist dennoch bis nach Tirol durchgedrungen und stimmte den Teamchef bekanntlich „nachdenklich“.

Gespräch mit Windtner am Dienstagabend

Am Dienstagabend steigt in Klagenfurt ein Meeting mit den Trainern und Sportdirektoren der zehn Bundesliga-Klubs, bei dem auch Windtner anwesend sein wird. „Ich gehe davon aus“, glaubt Constantini daran, dass es mit seinem Boss zu einer Unterredung über die Vorkommnisse der letzten Tage kommen werde.

„Mache meine Arbeit bis zur letzten Minute“

Constantinis schlechte Zeiten beginnen, falls er im Länderspiel-Herbst keine Resultate liefert. Das hat Windter relativ unmissverständlich klargemacht. Unruhe würde die laufende Debatte jedoch keine in seine Arbeit bringen, versicherte Constantini:

„Im Grunde genommen ist es so, dass ich bis zur letzten Minute meine Arbeit machen werde, und wenn es dann vorbei ist, ist es vorbei. Aber beeinflussen lasse ich mich jetzt dadurch nicht.“

„Es wird aber kein Gespräch werden, in dem wir eine Stunde darüber diskutieren, was gut und schlecht ist, sondern eher darüber, wie es uns geht, und dass die Sache momentan nicht wichtig ist. Denn wichtig ist das Spiel morgen, und wichtig ist auch, dass wir mit den Bundesliga-Trainern zwei, drei Termine diskutieren, damit jeder mehr oder weniger zufrieden ist.“

Im Boulevardblatt „Österreich“ war zuletzt das Gerücht lanciert worden, dass Christoph Daum ein Kandidat für das Teamchef-Amt sei. Eine exklusive Falschmeldung. Constantini nimmt es gelassen:

„Christoph Daum ist ein sehr guter Trainer, das hat er bewiesen. Er ist einige Male Meister geworden. Zuletzt ist es nicht so gut gelaufen, aber das hat jeder Trainer – mal gibt es bessere, mal schlechtere Zeiten. Er ist ein guter Mann.“

 

„Die Slowakei spielt ein sehr variables 4-2-3-1-System, dann spielen sie wieder einmal ein 4-3-3, aber das ändert auch nicht viel. Im Grunde genommen werden wir versuchen, dass wir vom taktischen Konzept her so spielen wie gegen Deutschland und Lettland. Da hat es geklappt. Jetzt ist die Frage, ob es diesmal auch klappt“, erläuterte der 56-Jährige.

„Ich habe diesmal kein Radl dabei“

Vom Personal her will Constantini im Vergleich zu den jüngsten beiden Länderspielen möglichst wenig ändern. Marc Janko kehrt in die Mannschaft zurück und wird die Kapitänsschleife tragen, Aleksandar Dragovic wird anstelle des verletzten Paul Scharner den Platz an der Seite von Emanuel Pogatetz in der Innenverteidigung einnehmen.

„Fakt ist, dass ich nicht alles zerreißen will, was zuletzt ganz gut war. Ich möchte in einer sehr ähnlichen Aufstellung spielen wie in den letzten beiden Spielen.“

Eine Frage wirft die Besetzung der rechten Mittelfeldseite auf. Gegen Deutschland durfte dort mit Ekrem Dag die defensivere Variante, gegen Lettland mit Zlatko Junuzovic die offensivere ran. Spielt Letzterer könnte er auch in die Mitte rücken und Martin Harnik über rechts angreifen.

„Es sind beide Optionen da. Wir werden schauen, wofür ich mich entscheide. Oft einmal ist es eine Eingabe vor Spielbeginn – auch wenn ich diesmal kein Radl mit habe“, spielte Constantini auf seinen legendären Entscheidungsfindungsprozess für Roland Linz als hängende Spitze gegen Kasachstan an.

Wer zuletzt lacht, lacht ohnehin am besten. Nach einem Sieg gegen die Slowakei wäre es Didi Constantini.

Peter Altmann

Während Co-Trainer Manfred Zsak aufgrund der angespannten Lage für den Betreuerstab die Wichtigkeit des Kräftemessens mit der Slowakei hervorhob, ändert sich für Constantini nichts:

„Ich spüre nicht mehr Druck als vorher. Im Grunde genommen ist es immer das Gleiche: Das Wollen, dass wir gewinnen, ist da – gegen wen auch immer, auch in Holland auswärts. Das ist halt nicht realistisch. Letztes Jahr haben sie in Deutschland zwölf Trainer entlassen, und die leben auch noch, genau wie die vorherigen Teamchefs. Das gehört zum Job dazu.“

„Vom taktischen Konzept so wie gegen Deutschland und Lettland“

Genau wie die Vorbereitung auf den Gegner zum Job gehört. Am Dienstagvormittag zeigte der Teamchef seinen Schützlingen eine Halbzeit von einem der letzten Länderspiele der Slowakei – von welchem, wollte er nicht verraten:

„Das muss nicht jeder wissen. ‚Zsaki‘ und ich haben uns fünf, sechs Videos angeschaut, da war von ihren letzten Spielen alles Mögliche dabei.“

Constantini betonte, dass unser Nachbarland zuletzt auch die eine oder andere unerwartete Niederlage kassiert habe (zum Beispiel das 1:3 in Armenien), und sich gegen Andorra schwer getan habe (beide Quali-Partien endeten jeweils mit einem 1:0-Sieg).