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"Darf nicht alles schlecht reden, auch nicht gut"

2:3 gegen Bosnien-Herzegowina. 1:2 gegen Dänemark. 1:2 in Luxemburg.

Österreich hätte die slowakische Testspiel-Unserie am Mittwoch verlängern können. Das Nationalteam nutzte die Gunst der Stunde aber nicht und verlor in Klagenfurt mit 1:2.

„Wir sind schuld an der Niederlage, weil wir in der ersten Hälfte fünf glasklare Chancen auslassen, aber 0:2 hinten liegen“, war Teamchef Dietmar Constantini nach den 90 Minuten bedient.

„Wenn wir schlecht spielen, verlieren wir. Wenn wir gut spielen auch. Das ist in letzter Zeit so und dementsprechend frustrierend“, haderte Emanuel Pogatetz.

„Wir haben hunderprozentige Chancen nicht genützt. Zwei Fehler von uns wurden auf der anderen Seite eiskalt in Tore umgemünzt“, konnte auch Zlatko Junuzovic nicht jubeln.

Gründe für Selbstkritik

Tatsächlich ließ das ÖFB-Team in den ersten 45 Minuten einige hochkarätige Möglichkeiten aus.  Auf der anderen Seite luden sie den WM-Teilnehmer 2010, der sich keineswegs überragend präsentierte, zu zwei Toren ein. Schwacher Trost: Der zweite Treffer resultierte aus einer Abseitsstellung.

„Es war zwar eines, aber wir haben zuvor auch ein wenig geschlafen“, gab Pogatetz diesbezüglich zu.

Nach dem Schlusspfiff gab es nach der fünften Niederlage im sechsten Länderspiel 2011 also wieder Grund für Selbstkritik: Fehlende Kaltschnäuzigkeit und defensive Anfälligkeit waren die Schlagwörter.

„Wir müssen in Führung gehen, bekommen aber wieder einmal durch eine Standardsituation das Gegentor. Es ist dann natürlich schwierig, einem Rückstand nachzulaufen“, resümierte Pogatetz.

„Wir haben unsere Chancen nicht genützt, zudem bekommen wir zwei irrsinnig blöde Gegentore und das nötige Glück haben wir vermisst. Wenn wir die Möglichkeiten verwerten, wäre vieles einfacher geworden“, schilderte Marc Janko, der als ÖFB-Kapitän erstmals seit der Belgien-Pleite (0:2) im März von Beginn an auflief.

Jankos Problem

Bei den hochkarätigen Chancen auf österreichischer Seite war der 28-Jährige nicht federführend. Erneut konnte der 1,96 Meter große Angreifer also im Nationalteam nicht das zeigen, wofür der Legionär in Enschede bejubelt wird. Dafür gibt es auch Gründe.

„Im Großen und Ganzen ist es nicht so einfach, Stoßstürmer für Österreich zu spielen. Das hat aber natürliche Gründe. Wir sind in den wenigsten Spielen spielbestimmend, agieren zumeist auf Konter und dementsprechend ist der Anschluss aus dem Mittelfeld nicht oft genug da. Zudem haben wir heute vielleicht vier Flanken hereingeschlagen. Da raubt man mir natürlich meine Stärke.“

Der Abschluss ist nicht die größte Stärke von Martin Harnik.  Das gab der Stuttgarter, der gemeinsam mit David Alaba der beste Akteur am Platz war, nach dem Schlusspfiff unumwunden zu: „Ich muss mir die Chancenverwertung vorwerfen. Gegen Schalke hätte ich am Samstag auch zwei Tore mehr machen können.“

Der gebürtige Deutsche war aber nicht nur über die vergebenen Sitzer unglücklich.

„Die Niederlage ist auch bitter, weil die Slowaken aus wenigen Chancen Tore gemacht haben. Damit haben wir uns um unseren Lohn gebracht. Wir haben in der ersten Hälfte sehr engagiert nach vorne gespielt, aber in der Defensive die Kompromisslosigkeit vermissen lassen.“

Positives und zwiespältiges Resümee

Für Junuzovic stand nach den 90 Minuten das Positive im Vordergrund: „Wir hätten uns den Sieg auf jeden Fall verdient gehabt. Natürlich müssen wir an unserer Chancenverwertung arbeiten, es ist aber in jedem Fall gut zu wissen, dass wir gegen Teams wie die Slowakei sehr gut mithalten können.“

Zwiespältiger fiel da schon Harniks Resümee aus.

„Wir haben heute nicht ganz so gut gespielt wie in den letzten beiden Spielen, aber positive Ansätze sind weiterhin zu erkennen. Man darf nicht alles schlecht reden, aber auch nicht alles gut. Man kann gegen die Slowaken 1:2 verlieren, die Moral war da, aber das Ergebnis hat nicht ganz dem Spielverlauf entsprochen.“

Zusatz: „Natürlich müssen wir allgemein an unseren Resultaten arbeiten.“

Die Niederlage stärkte nicht den Rücken des Teamchefs, die Diskussion um seine Person wird fortgesetzt werden. Zumal auch dieses 1:2 nichts an der aktuellen Personalsituation verändern wird, wie ÖFB-Präsident Leo Windtner bestätigte.

„Eine Niederlage ist nie ein Schritt nach vorne“, weiß allerdings auch der Teamchef, den die Art und Weise des Verlierens merklich ärgerte: „Im Endeffekt waren wir einfach zu ineffizient und so kann man eben kein Spiel gewinnen.“

Gegen die Verärgerung half auch das Lob seines Gegenübers, Vladimir Weiss, nichts: „Ich bin sehr angetan von der Leistung der Österreicher, vor allem von ihren technischen Fähigkeiten. Sie haben im Abschluss Pech gehabt, mit etwas Glück hätten sie auch zwei Tore schießen können. Uns haben 15 bis 20 Minuten gereicht, in denen wir zwei Tore erzielt haben.“

"Fahren nicht nach Deutschland, um zu verlieren"

Fakt ist: Die Generalprobe für die am 2. und 6. September stattfindenden EM-Qualifikationsspiele in Deutschland und gegen die Türkei ist in die Hose gegangen. Das Erreichen des zweiten Platzes in der Gruppe bedingt Siege in den beiden Spielen.

Daran glauben manche Spieler gar nicht mehr (Pogatetz: „Der Zug  ist abgefahren“), manche kaum (Junuzovic: „Wir brauchen ein Wunder“) und manche geben sich kämpferisch (Harnik: „Wir fahren nicht nach Deutschland, um zu verlieren“).

Letztlich werden in jedem Fall zwei Dinge zwingend notwendig sein: Chancen zu verwerten und den Gegner nicht auf Tore einzuladen.

Ansonsten wird folgende Junuzovic’sche Erkenntnis am Mittwochabend in drei Wochen erneut zum Tragen kommen: „Es ist wieder einmal so: Von der Leistung her passt es, vom Resultat nicht.“

 

Bernhard Kastler / Peter Altmann / Christoph-Felix Walter