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Constantini: "Momentan heftet das Pech an mir"

Constantini:

Der nüchterne und im Grunde genommen wenig überraschende Fakt lautet: Didi Constantini bleibt Teamchef der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft.

So sehr der Tiroler im Amt des ranghöchsten, rot-weiß-roten Übungsleiters polarisiert, so trefflich man über seine Vorgehensweise streiten kann, so unnötig und kontraproduktiv war die Debatte um seinen Job in den letzten Tagen.

Letztlich viel Lärm um nichts. Denn um eine Kurzschlussreaktion des ÖFB-Präsidiums zu provozieren, hätte eine andere Performance als bei der 1:2-Niederlage gegen die Slowakei hergemusst. Und die war keinesfalls zu erwarten.

Geholfen haben dem 56-Jährigen die 90 Minuten in der Klagenfurter EM-Arena jedoch beileibe auch nicht. Im Gegenteil.

Constantini: „Momentan heftet das Pech an mir“

Eigentlich war es wie so oft: Engagierte ÖFB-Kicker unterlagen einem zwar nicht besseren, aber strategisch geschickter eingestellten Gegner.

Eine Einschätzung, der wohl auch der gegnerische Teamchef, Vladimir Weiss, etwas abgewinnen konnte, auch wenn er es einen Tick charmanter formulierte: „Die Österreicher waren technisch besser, dafür waren wir besser organisiert.“

Das ist erstens die Wahrheit, und zweitens kein Kompliment für Constantini, dem Bewunderer aber sicherlich fehlendes Glück und enormes Pech attestieren können – jene Kriterien, auf die es für viele im modernen Fußball nun einmal anzukommen scheint.

Oder um es mit Constantinis Worten nach Spielschluss zu sagen: „Momentan heftet sicherlich das Pech an mir. Darum bin ich momentan nicht so glücklich.“

„Junuzovic gehemmt? Nicht meine Schuld“

Dass zum Beispiel Zlatko Junuzovic auf rechts verschenkt war (Constantini: „Soll ich etwa auf mich nehmen, wenn jemand gehemmt wirkt? Das ist nicht meine Schuld“) oder das Mittelfeld-Zentrum mit Julian Baumgartlinger und Stefan Kulovits durch die Nominierung von Napoli-Superstar Marek Hamsik auf der rechten Seite unterbeschäftigt war (ein Umstand, den der Teamchef mit Kulovits‘ Auswechslung zur Pause korrigieren wollte) – überbewertet.

Auch Christian Gratzei betonte, dass sich die Mannschaft auf das Wesentliche konzentrieren müsse, fand jedoch unschön, wie die Diskussion entstanden ist: „Man hat den Eindruck gehabt, da geht es um ganz andere Dinge. Solche Sachen sind natürlich nicht förderlich, aber wir haben probiert, für den Teamchef zu spielen.“

Ob er den Eindruck hatte, dass die Aufregung zu einem Zeitpunkt, wo man zwei Spiele mit aufstrebender Tendenz hinter sich hatte, lanciert wurde? „Natürlich, aber die Herren, die das ins Rollen bringen, werden schon wissen, was sie gemacht haben.“

Junuzovic stufte die Gerüchte als „sehr belastend für Spieler und Trainer“ ein: „Wenn man es unbedingt machen muss, sollte man es vielleicht nach Spielen machen. Ich sehe aber momentan keinen Grund dazu, weil wir wirklich gut auftreten. Man will nie verlieren und nach solchen Diskussionen schon gar nicht.“

„Die Entwicklung erkennt jeder, der Ahnung vom Fußball hat“

Harnik wiederum machte sich enorm für Constantini stark: „Die Entwicklung erkennt jeder, der Ahnung vom Fußball hat. Wenn wir weiterhin schlechte Leistungen bringen würden, dann könnte man darüber diskutieren und über das Personal nachdenken. So lange aber eine positive Entwicklung zu erkennen ist, ist es in Ordnung. Ob es ein anderer noch besser könnte, müssen andere entscheiden. Man sieht den Trend.“

Dass der jobtechnische Trend ob der fehlenden Resultate aktuell nicht für einen Verbleib des 56-Jährigen spricht, liegt auf der Hand. Deutschland und Türkei sind wohl die letzten Chancen des Tirolers, das Label des „Teamchefs mit Ablaufdatum“ zu entfernen.

Ansonsten greifen vermutlich die Mechanismen des Geschäfts. So sehr Emanuel Pogatetz sich gewünscht hätte, „dass wir ein bisschen Ruhe reinbringen, auch für den Teamchef“, so sehr weiß der Hannover-Legionär auch:

„Es ist normal, dass Trainer unter Druck kommen, wenn die Ergebnisse nicht da sind. Jetzt muss man abwarten, was in nächster Zeit passiert.“

Bis zumindest 6. September wird gar nichts passieren.

Peter Altmann / Bernhard Kastler / Christoph-Felix Walter

Trotz dieser Nuancen, die in den meisten Fällen jedoch den Unterschied ausmachen, hat Österreich phasenweise nicht so schlecht ausgesehen, was wiederum ein Beleg dafür ist, dass Constantini die beste Spielergeneration seit langem zur Verfügung steht. Gerade der in starker Form befindliche Martin Harnik oder das abgebrüht wirkende Supertalent David Alaba wussten zu gefallen.

Weniger zu gefallen wusste die Debatte über die Zukunft Constantinis im Vorfeld der Partie. So sehr die kritischen Aussagen von ÖFB-Präsident Leo Windtner eine Vertragsverlängerung mit dem Tiroler kurios erscheinen ließen, so wenig ließen sie Rückschlüsse auf ein Ende der Ära Constantini im Falle einer Niederlage gegen die Slowakei zu.

Abgerechnet wird nach dem Ende der EM-Qualifikation, eine Zwischenbilanz frühestens nach dem Türkei-Match am 6. September, wenn alle Partien gegen die namhaften Gruppen-Gegner absolviert sind, gezogen. Fakt ist jedoch auch, dass das 1:2 gegen den WM-Teilnehmer 2010 die sechste Niederlage in den letzten sieben Länderspielen bedeutete.

„Man hat den Eindruck, da geht es um ganz andere Dinge“

Constantinis Schützlinge bekundeten nach der Begegnung, wie leid es ihnen tut, ihrem Trainer keine Schützenhilfe geleistet zu haben. „Wir wollten dem Teamchef ein Geschenk machen, haben das aber leider nicht zusammengebracht“, meinte Kulovits, der jedoch auch betonte, dass sich die Spieler mit der Causa nicht zu sehr beschäftigt hätten: „Wir wollen jede Partie gewinnen – ob der Teamchef jetzt so oder so heißt, ist egal.“