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"Außerdem war das Betrug"

Ex ÖSV-Betreuer Walter Mayer muss sich derzeit aufgrund von möglichen Dopingvergehen vor Gericht verantworten und wurde sehr emotional, als Staatsanwältin Nina Weinberger von ihrem Fragerecht Gebrauch machte und sich beim Ex-ÖSV-Betreuer nach seinen Besuchen in den Räumlichkeiten der Wiener Firma Humaplasma ab dem Jahr 2003 erkundigte.

Dort sollen zahlreiche Sportler Blutdoping vornehmen haben lassen.

Mayer verweigerte zunächst Antworten zu diesem Themenkreis, da dieser "strafrechtlich nicht relevant" sei. Blutdoping wurde erst mit Inkrafttreten des Anti-Doping-Gesetzes im August 2008 unter Strafe gestellt.

Mayer wurde bei Humanplasma vorstellig

Er sei bei Humanplasma gewesen, wolle aber "aufgrund meiner Erfahrungen mit der Soko und der Staatsanwaltschaft, die alles zu meinem Nachteil gedreht haben" dazu nicht Stellung nehmen, meinte Mayer zu Beginn.

Richterin Katharina Lewy befand allerdings, das Interesse an Mayers Kontakten zu Humanplasma sei aus Gründen der Beweiswürdigung berechtigt, da es um die Glaubwürdigkeit des Angeklagten gehe.

Daraufhin konfrontierte die Staatsanwältin den 54-Jährigen mit schriftlichen Aussagen der Firmenverantwortlichen, die erklärt hatten, Mayer sei im Spätsommer 2003 bei Humanplasma vorstellig geworden, weil das bis dahin im weißrussischen Minsk praktizierte Blutdoping österreichischer Athleten aus hygienischen Gründen nicht mehr vertretbar sei.

Mayer habe an den Patriotismus der Humanplasma-Leiter appelliert und "Chancengleichheit" eingefordert, wobei er - so jedenfalls die wörtlichen Angaben eines Zeugen - den Eindruck erweckte, "nicht nur für die Langläufer, sondern für den gesamten österreichischen Ausdauersport zu sprechen".

Zeugenaussage von Steffi Graf?

"Es war niemals ein Sportler in Minsk zur Blutabnahme. Das stimmt nachweislich nicht", hielt dem Mayer entgegen.

Er bestritt entschieden, ab 2003 bei Humanplasma Termine für Sportler zwecks Vornahme von Blutdoping ausgemacht und die Sportler auch hingebracht zu haben: "Das ist nicht richtig."

Zum Beweis dafür verlangte er die zeugenschaftliche Einvernahme der ehemaligen Spitzen-Leichtathletin und nach dem Ende ihrer Karriere nachträglich wegen eines Blutdopingversuchs gesperrten Stephanie Graf.

Wurde Mayer falsch verstanden?

Ab 2005 soll der mittlerweile nach dem Anti-Doping-Gesetz abgeurteilte Ex-Sportmanager Stefan Matschiner Mayers Funktion bei der Humanplasma übernommen haben.

"Ich habe Matschiner keine Aufträge erteilt", insistierte der Ex-ÖSV-Trainer. Er sei vielmehr 2005 mit der Bitte zu Humanplasma gegangen, ihn wissen zu lassen, "ob dort solche Praktiken (Blutdoping, Anm.) durchgeführt werden, was mir verneint wurde. Ich habe gesagt, sollte es so sein, dass man das vernichtet und einstellt."

Nie mit Dopingmittel gehandelt

Zum Vorwurf, an namhafte Sportler verbotene Präparate weitergegeben zu haben, bekräftigte Mayer, dies nie gemacht zu haben:

"Ich kann Ihnen heute garantieren, dass es sie (die angeblichen Abnehmer, Anm.) nicht gibt." In diesem Zusammenhang forderte er den ihn belastenden Karl Heinz R. auf, Namen zu nennen.

Mayers Rechtsvertreterin Barbara Sattinger legte schließlich noch das Foto einer Katze vor, um zu beweisen, dass ihr Mandant der damaligen Freundin von Karl Heinz R. zwei angeblich reinrassige Mekong-Katzen abgekauft habe.

Empörung über Betrug beim Katzenkauf

Bei den anschließenden Telefonaten zwischen Mayer und R. um Katzenfutter sei es tatsächlich um solches und nicht - wie von R. behauptet - um mit dem Codewort "Katzenfutter" verklausuliertes EPO gegangen.

"Außerdem war das Betrug", warf Mayer ein. Die um 1.000 Euro erworbenen Tiere wären in Wahrheit "nur Straßenkatz'n" gewesen.

Abschließend appellierte Mayer an die Medienvertreter, umfassend seine Sicht der Dinge zu verbreiten: "Für mich ist diese Bühne sehr wichtig, um in den Medien doch wieder den Stellenwert eines Trainers zu bekommen."

Krankenschwester bekennt sich schuldig

Die Befragung der mitangeklagten Krankenschwester Martina M. hat am Mittwochnachmittag im Dopingprozess am Wiener Landesgericht keine Überraschung gebracht.

Die 34-Jährige bekannte sich "schuldig", zu Dopingzwecken bestimmte Infusionen verabreicht zu haben, u.a. der Ehefrau des mitangeklagten Hugo E., die später Weltmeisterin in einer Senioren-Langlauf-Klasse wurde.

Der Kontakt zu dieser Masters-Athletin sei im Juli 2008 über den Mitangeklagten Karl Heinz R., dessen "Sexualpartnerin" sie einmal gewesen war, zustande gekommen.

Kein Kontakt zu Mayer

Mit Walter Mayer hatte sie dagegen nie Kontakt gehabt. "Ich bin mir sicher, dass es Absprachen zwischen der Familie E. und Herrn Mayer gegeben hat", betonte die Altenpflegerin, die allerdings nur für "unterstützende Maßnahmen" zuständig gewesen sein und nie selbst Dopingmittel verabreicht haben will.

Sie habe den Eindruck gehabt, dass die Familie "mit Mayer ständig im Gespräch und im Kontakt" gewesen sei. Allerdings habe sie von der betroffenen Athletin gewusst, "dass sie Wachstumshormone nimmt. Ich war nur auf die Infusionen konzentriert."

Solche Infusionen habe sie der Dame rund alle 14 Tage verabreicht und dafür jeweils 150 Euro von ihrem Mann bekommen.

"Für mich war das lukrativ"

"Wenn man das Geld für den Sprit abzieht, dann sind mir im Monat ein bisschen mehr als 200 Euro geblieben, das war für mich lukrativ", gab Martina M. zu Protokoll.

Die Betreuung habe bis zum Frühjahr 2009 gedauert. "Als das Ganze dann in die Medien gekommen ist, habe ich Angst bekommen", erklärte die ausgebildete Krankenschwester, weshalb sie den Kontakt zur Familie E. dann vor knapp zweieinhalb Jahren abgebrochen habe.

Mayer selbst hatte am Vormittag zwar zugegeben, dass er in freundschaftlicher Verbindung mit Hugo E. gestanden war, jedoch bestritten, dass er für dessen Ehefrau einen Trainings- oder Dopingplan erstellt habe.

Prozessfortsetzung nächsten Mittwoch

Da Hugo E. laut seinem Anwalt schwer krank und derzeit verhandlungsunfähig sei, wird der Prozess erst am kommenden Mittwoch mit der Einvernahme prominenter Zeugen fortgesetzt. So sind u.a. Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann, Biathlon-Ex-Vizeweltmeister Ludwig Gredler und Ex-Staffel-Langlauf-Weltmeister Alois Stadlober geladen.

Geht es nach Mayers Verteidiger-Team dann sollen aber noch weitere bekannte Zeugen aufmarschieren und der Prozess noch länger dauern. So wurden am Mittwoch von Rechtsvertreterin Barbara Sattinger u.a. Ladungen für ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, Skisprung-Olympiasieger und Ex-ÖSV-Direktor Anton Innauer, die ehemalige Weltklasseläuferin Stephanie Graf, den nach dem Anti-Doping-Gesetz abgeurteilten Ex-Sportmanager Stefan Matschiner, NADA-Chef Andreas Schwab sowie Ex-ORF-Sportchef und -Info-Intendant Elmar Oberhauser als Entlastungszeugen für Mayer beantragt.

Selbst Staatsanwältin Nina Weinberger und  SoKo-Doping-Leiter Andreas Holzer sollen in den Zeugenstand gerufen werden, um zu beweisen, dass Mayer nicht Täter, sondern Opfer in diesem Prozess sei.