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"Adriaanse ist von meinen Qualitäten sehr angetan"

Marc Janko + Co Adriaanse = 39 Tore.

So lautete, sehr vereinfacht ausgedrückt natürlich, die Meister-Formel bei Red Bull Salzburg in der Saison 2008/09.

Marc Janko + Co Adriaanse = ? Welches Ergebnis diese Rechnung bei Twente Enschede haben wird, steht noch in den Sternen.

Die aktuelle Spielzeit hat für den Goalgetter unter Anleitung seines neuen, alten Förderers jedoch vielversprechend begonnen. Vier Tore konnte er in den ersten vier Pflichtspielen (Liga, CL-Quali, Supercup) bereits verbuchen.

Eine Quote, welcher der 28-Jährige im Nationalteam zuletzt nicht gerecht werden konnte. Seit dem 1:3 in Frankreich am 14. Oktober 2009 wartet der 1,97-Meter-Hüne auf seinen achten Länderspiel-Treffer.

Gegen die Slowakei soll es endlich soweit sein. Der Niederösterreicher wird die ÖFB-Elf als Kapitän auf das Feld führen.

Zuvor spricht er im LAOLA1-Interview über sein neues Selbstvertrauen unter Adriaanse, die Vorteile des zweiten Legionärs-Jahrs, das Stadion-Unglück in Enschede, die Teamchef-Diskussion und die Akzeptanz der Jokerrolle.

LAOLA1: Im Schnitt ein Treffer pro Spiel: Bei deiner Torbilanz in der noch jungen Saison müsste das Selbstvertrauen stimmen, oder?

Marc Janko: Es war ein guter Anfang, nicht mehr und nicht weniger. Trainer Co Adriaanse gibt mir sehr viel Selbstvertrauen, er stärkt mir auch öffentlich in Interviews immer wieder den Rücken und betont, dass er von meinen Qualitäten sehr angetan ist. Adriaanse hat in Holland ein sehr hohes Standing, ist dort in einem Atemzug mit Louis van Gaal zu nennen. Das ist eine sehr hohe Ebene, auf der er sich da bewegt. Ich probiere natürlich, so gut es geht, das mit Toren zurückzuzahlen. Momentan gelingt mir das sehr gut.

LAOLA1: Co Adriaanse kennt und lobt deine Qualitäten, andererseits muss er diese natürlich auch richtig einsetzen. Was macht er, damit es für dich unter ihm so gut läuft?

Janko: Bei Twente sind wir in nahezu jedem Spiel die spielbestimmende Mannschaft. Im Nationalteam sind wir zum Vergleich in nahezu jedem Spiel die Außenseiter und müssen dementsprechend viel verteidigen. Das heißt natürlich, dass weniger Bälle nach vorne kommen.

LAOLA1: Adriaanse hat schon in Salzburg sehr offensiv spielen lassen, es war in den letzten Jahren wohl der ansehnlichste Fußball in der Bundesliga. Liegt dir sein System, wo du mit vielen Flanken gefüttert wirst?

Janko: Es ist nicht so, dass ich ausschließlich durch Flanken zum Torerfolg kommen kann, ich habe auch schon andere Bälle verwertet. Aber prinzipiell ist es schon so, dass wir daran arbeiten, ein bisschen offensiver zu spielen als im letzten Jahr. Fakt ist einfach, dass wir noch sehr frisch zusammenarbeiten, und sich die Mannschaft auf gewisse Sachen, die er vorgibt, einstellen muss. Momentan sind wir auf einem sehr guten Weg.

Der Einsturz des Stadiondachs als Schock für Enschede

LAOLA1: Enschede schrieb in der Sommerpause durch den Einsturz des Stadiondachs traurige Schlagzeilen. Wie ist der Stand der Dinge?

Janko: Das war ein sehr tragischer Vorfall, weil zwei Familienväter ums Leben gekommen sind. Das hat die Region und die Stadt in Mitleidenschaft genommen. Wir haben den Familien unser Beileid ausgesprochen, das war keine einfache Situation. Jetzt ist es so, dass die Aufräumarbeiten begonnen haben. Wir probieren nach vorne zu schauen und so schnell es geht, wieder im Stadion spielen zu können. Soweit ich informiert bin, könnte das schon im nächsten Heimspiel so weit sein. Da werden wir auf der einen Seite ohne Dach spielen, dafür können wir endlich wieder zu Hause spielen, und das könnte uns noch mehr pushen.

LAOLA1: Im Nationalteam gibt es die interessante Situation, dass nach zwei Spielen mit aufsteigender Tendenz die Teamchef-Diskussion entbrannt ist. Wie geht man als Spieler damit um?

Janko: Ich bekomme davon nicht so viel mit wie ihr hier in Österreich. Es ist einfach Fußball. Es gehört zum Geschäft dazu, dass immer wieder Diskussionen entstehen. Manchmal geht es darum, ob ich spiele oder nicht spiele, ob ich noch Kapitän bin oder nicht. Derzeit lautet die Frage: Ist der Teamchef der Richtige, ist er nicht der Richtige? Das ist ganz normal, sonst wäre euch Medien ja auch fad, und ihr hättet nichts zum Schreiben. Wir  Spieler können ganz gut damit umgehen.

LAOLA1: Ist das zweite Jahr als Legionär einfacher als das erste?

Janko: Man sagt immer, dass das zweite Jahr etwas einfacher ist, weil man eben die Gegebenheiten, die Liga, die Stadien und die Gegenspieler kennt. Ich verstehe inzwischen auch schon nahezu alles von der holländischen Sprache. Selber sprechen geht noch nicht so fließend, wie ich es mir eigentlich erhofft hatte. Wichtig ist jedoch, dass man sich untereinander versteht. Das ist momentan der Fall. Darauf möchte ich aufbauen und weiterhin Erfolg haben.

LAOLA1: Letzte Saison ist es lange Zeit sehr gut gelaufen, ehe dich Verletzungen aus dem Rhythmus gebracht haben. Wie wichtig wäre es, eine Saison komplett durchziehen zu können?

Janko: Es ist als Leistungssportler immer von Vorteil, wenn man im Rhythmus bleiben kann.  Letztes Jahr war es so, dass ich eine zwei-, dreimonatige Phase hatte, in der mich meine gebrochene Hand gehandicapt hat. Dazu kam noch die Schulterverletzung als Folge dieser Armverletzung. Es war ein bisschen ein Teufelskreis. Trotzdem habe ich die Saison mit meinem entscheidenden Tor beim Cupsieg gekrönt. Davon kann ich noch meinen Enkeln erzählen. Darauf bin ich schon stolz.

LAOLA1: Wie groß sind die Chancen, dass du die Diskussionen, wann du wieder im ÖFB-Dress triffst, am Mittwoch beenden wirst?

Janko: Wenn wir uns nach dem Spiel treffen, haben wir das hoffentlich ad acta gelegt.

LAOLA1: Du bist in der jüngeren Vergangenheit im Nationalteam öfter auf der Bank gesessen. Immer ganz eingesehen hast du das als Kapitän nicht, oder?

Janko: Prinzipiell ist das eine Entscheidung des Teamchefs, und man muss auch fairerweise sagen, dass ich bedingt durch Verletzungen immer wieder aus der Gruppe raus musste. Insofern kann ich die Sichtweise des Teamchefs auch ein bisschen nachvollziehen. Auf der anderen Seite habe ich schon auch erwähnt, dass ein Kapitän immer zu spielen hat, sofern er fit ist beziehungsweise im Klub auch spielt und gute Leistungen bringt. Der Teamchef hat das anders gesehen, das habe ich inzwischen zu akzeptieren gelernt. Das ist für mich mittlerweile ein sehr entspanntes Thema. Sollte ich zum Einsatz kommen, werde ich mein Bestes geben.

LAOLA1: Ist es auch ein persönlicher Reifeprozess, wenn man solche Dinge zu akzeptieren lernt? Früher hast du nach Spielen bisweilen irritiert reagiert…

Janko: Natürlich ist es so, dass man nach einem Match vielleicht aus der Emotion heraus etwas sagt oder etwas andeutet, was man vielleicht nicht so meint, weil man einfach sehr enttäuscht ist. Das war bei mir sicherlich auch der Fall. Ich habe am Anfang nicht immer ganz verstanden, warum ich nicht gespielt habe, obwohl ich fit war. Prinzipiell ist es so, dass der Teamchef die Entscheidung treffen muss, wer spielt und nicht spielt, weil er auch den Kopf dafür hinhalten muss. Wir Spieler haben da eigentlich nur zu gehorchen und zu funktionieren.

Das Gespräch führte Peter Altmann