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Zwei Lichtblicke und ein großer Schatten in Innsbruck

Zwei Lichtblicke und ein großer Schatten in Innsbruck

Aus. Vorbei. Die Vorrunde der EuroVolley 2011 ist Geschichte. Österreich hat sich dabei sang- und klanglos vom Heim-Turnier verabschiedet. Auch für Innsbruck sind die Titelkämpfe bereits wieder zu Ende. Die Tiroler Landeshauptstadt bekommt die restliche EM, wie Prag, nur mehr vor den TV-Geräten zu sehen.

Auch wenn Innsbruck von den Rahmenbedingungen her seinem ausgezeichneten Ruf in der Sportwelt einmal mehr gerecht wurde, regiert rückblickend Ernüchterung. „Für die Organisation bekamen wir von allen Seiten höchstes Lob, auch von den Offiziellen, aber die Italiener waren eine Enttäuschung“, zieht auch OK-Chef Hannes Kronthaler eine zwiespältige Bilanz.

Gemeinsam mit dem Tiroler Volleyball-Papst lässt LAOLA1 die Vorrunde im Herzen Tirols noch einmal Revue passieren und findet dabei Beeindruckendes, Enttäuschendes und Überraschendes.

Das Beeindruckendste: FANatische Finnen

Das Beeindruckendste: FANatische Finnen

Von wegen eiskalt. Die Fans der Nordländer sind bei der EM richtig heiß gelaufen und sorgten für eine beeindruckende Atmosphäre in der Halle. „Die positiven Finnen waren das Erfreulichste an der gesamten Vorrunde. Die 1000 mitgereisten Anhänger haben  eine hervorragende Stimmung erzeugt,“ streut Kronthaler Rosen.

Hätte man sich nicht immer wieder durch bewundernde Blicke zur Seite von den zahlreichen leeren Sitzen auf der Tribüne überzeugt, man hätte angesichts der finnischen Geräuschkulisse glauben können, die Halle würde aus allen Nähten platzen. Das Gefühl irgendwo in einer Halle in Helsinki oder Tampere zu sitzen, wurde man aber, angesichts der nordischen Übermacht auf den Rängen, erst mit einem Gang auf die Straße los.

Das Enttäuschendste: Apathische Tifosi

Das Enttäuschendste: Apathische Tifosi

Abgesehen von einer Hundertschaft belgischer Fans war die hochspannende Vorrundengruppe zu großen Teilen nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne gegangen. Vor allem das Ausbleiben des erwarteten Fan-Ansturms aus Italien sorgte für manch enttäuschtes Gesicht.

Auch beim OK-Chef: „Es ist schon ein wenig traurig, dass man extra wegen den Italienern Innsbruck ausgewählt hat und dann sitzen gerade einmal ein paar Dutzend unserer südlichen Nachbarn auf der Tribüne. Das ist aus organisatorischer Sicht sicherlich die Enttäuschung der Spiele in Innsbruck. Gerade auch, weil wir vom ÖVV vor drei Monaten extra ein Call-Center engagiert haben, uns mit sämtlichen italienischen Klub-Präsidenten und zahlreichen Liga-Verantwortlichen ausgetauscht hatten und uns dabei immer wieder versichert wurde, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, weil die „Tifosi“ sicher kommen werden. Wie man sieht, war das aber nicht der Fall.“

Übermäßig darüber ärgern will sich der erfahrene Manager aber nicht: „Ich bin schon so lange im Geschäft, dass ich das inzwischen entspannter sehen kann. Klar würde es jedem mehr Spaß machen zu arbeiten, wenn die Italiener ähnlich zahlreich gekommen wären wie die Finnen. Das ist überhaupt keine Frage. Aber da ich ohnehin keine Budgethoheit habe, lasse ich mir davon die Stimmung nicht vermießen. Ein Rätsel ist es mir aber nachwievor.“

Beinahe genauso enttäuschend war das offensichtlich wenig ausgeprägte Interesse der Tiroler Bevölkerung an der Veranstaltung. Gerade außerhalb der Halle bekam man abgesehen von einigen Plakaten nicht das Gefühl, dass derzeit eine Europameisterschaft in Innsbruck stattfindet. Von „Europhorie“ keine Spur. „Ich bin sehr froh, dass die Finnen da waren, ansonsten hätte es wohl sehr trüb ausgesehen“, bekennt Kronthaler.

Das Überraschendste: Leistung der Kleinen

Das Überraschendste: Leistung der Kleinen
Auf dem Papier waren die ersten zwei Gruppenplätze bereits vor dem Auftaktspiel an die Volleyball-Großmächte Italien und Frankreich vergeben. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Die vermeintlichen Außenseiter Finnland und Belgien ließen in den Spielen keinen Klassenunterschied erkennen. Während die Nordländer trotz heroischen Kampfes gegen die „Goliaths“ zwei Mal den Kürzeren zogen, konnte die Sechs aus dem Benelux-Staat seine französischen Nachbarn in die Knie zwingen.

„Sportlich ist das eingetreten, was wir uns erhofft hatten. Die Gruppe war überraschend ausgeglichen und die Spiele wirklich spannend“, zeigt sich Österreichs ehemaliger Ausnahmevolleyballer diesbezüglich vollauf zufrieden. Angesichts der gezeigten Leistungen ist es schade, dass sich mit Belgien eines der Teams bereits nach der Vorrunde aus dem Bewerb verabschieden musste.

Die restlichen drei Innsbrucker Mannschaften aber haben weiterhin die Chance, jene EuroVolley-Geschichte zu schreiben, die für die Tiroler Landeshauptstadt, Prag und die ausgeschiedenen Länder bereits zu Ende ist. Vielleicht "verirren" sich die Italiener dann doch noch über den Brenner.

Aus Innsbruck berichtet Christoph Walter