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Schaller will Sieg zum Abschied

Schaller will Sieg zum Abschied

Österreichs Davis-Cup-Team steht vom Freitag bis Sonntag einmal mehr mit dem Rücken zur Wand:

Jürgen Melzer und Andreas Haider-Maurer, die vom scheidenden Kapitän Gilbert Schaller im Einzel aufgeboten werden, sowie die Doppelspezialisten Oliver Marach und Alexander Peya sollen in Antwerpen gegen Belgien die Weltgruppen-Zugehörigkeit für 2012 erhalten.

Schaller scheidet nach fünf Jahren aus seiner Funktion aus und wünscht sich, sein Team als Weltgruppen-Nation an seinen Nachfolger zu übergeben.

Schlechte Bilanzen

Doch einfach wird die Aufgabe nicht: Der 31-jährige Xavier Malisse ist unberechenbar, wie sein Wimbledon-Achtelfinale in diesem Jahr beweist.

Auf dem Weg dorthin hatte er auch die persönliche Bilanz gegen Österreichs Nummer 1 auf 3:1 erhöht: Melzer unterlag Malisse in der dritten Runde glatt in drei Sätzen.

Gegen den voraussichtlich zweiten Einzelspieler Olivier Rochus hat Melzer eine 5:3-Bilanz stehen. Haider-Maurer hat bisher gegen beide bisher auf ATP- oder Challenger-Level noch nicht gespielt, Malisse aber einmal auf Sand in einem Bundesliga-Match bezwungen.

Die Qual der Wahl

Nicht auszuschließen ist aber auch, dass Belgiens Kapitän Johan van Herck auf den 27-jährigen Steve Darcis, aktuell nur Nummer 3 der Hausherren in der 4.900 Zuschauer fassenden Lotto-Arena, zurückgreift.

Darcis ist durchaus für Überraschungen gut und hat u.a. auch Melzer im bisher einzigen Duell (2008) bezwungen. Belgiens vierter Mann ist Ruben Bemelmans.

Erste Eindrücke

Das rot-weiß-rote Team sammelte am Montag erste Spielpraxis.

Der frisch gebackene US-Open-Doppel-Champion Jürgen Melzer traf erst Montagabend nach einem Megatrip aus New York via Wien und nur sechs Stunden in Österreich ein und testete am Dienstag erstmals den Hartplatz (DecoColor).

"Die Halle ist mittelgroß und schön adaptiert. Der Belag ist mittelschnell, sicher schneller als in der Wiener Stadthalle, aber ein fairer Belag", konstatierte Schaller.

Nur halbvoll

Laut belgischen Informationen wird die Halle aber nicht ausverkauft sein, man rechnet etwa mit 2.500 Fans.

Schaller, der nach fünf Jahren nach seinem zehnten Davis Cup als Kapitän die Funktion zurücklegt (bisherige Bilanz: 4 Siege/5 Niederlagen), hat sich für Freitag natürlich auf Melzer und Haider-Maurer festgelegt und mit Marach und Peya absichtlich einen Schwerpunkt auf das Doppel gelegt.

"Es ist sicher ein Risiko dabei, aber für Jürgen hat die Belastung in den letzten Monaten immer wieder körperliche Probleme gebracht und der Davis Cup ist auch vom Körperlichen her eine zähe Geschichte", sagte Schaller, der diese Variante auch nach Rücksprache mit Melzer-Coach Joakim Nyström bzw. Physiotherapeut Jan Velthuis getroffen hat.

Reine Einteilungssache

Durchaus möglich also, dass Melzer nach einem anstrengenden Freitag-Einzel als US-Open-Sieger im Doppel am Samstag zuschaut.

"Es ist nicht ausgeschlossen, dass er spielt, aber es ist eine Absicherung, falls er am Freitag eine sehr lange Partie hat", erklärte der steirische Noch-Kapitän, der im September 2006 seinem engeren Landsmann Thomas Muster in dieser Rolle nachgefolgt war.

Marach/Peya sind aber für das wichtige Doppel nicht gesetzt. "Natürlich erhoffe ich mir im Doppel den Punkt, weil wir eben wirklich drei Weltklasse-Doppelspieler dabei haben."

Mit Rückenwind

Trotz des Reisestresses für Melzer glaubt Schaller, dass der US-Open-Titel Balsam war. "Das war enorm wichtig. Ein Grand-Slam-Sieg ist einfach Euphorie pur, auch wenn es unter Anführungszeichen 'nur' im Doppel ist, aber das ist eine Leistung, die ihm sicher viel Rückenwind gibt."

Noch in New York hatte Melzer für Antwerpen "ein schwieriges Match" erwartet. "Weder die Belgier noch wir sind übermäßig in Form", sagte Melzer.

Ein Malisse, Darcis oder Rochus ließen einen "spielen". "Das Gute ist, du kannst dich reinfighten. Wenn du schlecht spielst, kannst du auch untergehen."

Unterschiedliche Druckverteilung

Auch Schaller weiß, dass es im Einzel für Österreichs Spieler zuletzt nicht so gut gelaufen ist. "Andererseits geht es auch den Belgiern nicht so viel besser. Am Freitag hat Jürgen den Druck, weil da wird ein Punkt erwartet oder erhofft. Andy hat sicher die Außenseiterrolle und da erhoffe ich mir gegen Malisse eine Überraschung."

Haider-Maurer habe auf einem ähnlichen Belag mit dem Wien-Finale schon bewiesen, was er leisten kann.

"Ich glaube nach wie vor, dass wir mit dem Jürgen den besten Einzelspieler und auch das bessere Doppel haben. Aber es ist eine Auswärtspartie, die Belgier haben Erfahrung und es hilft mir der beste Einzelspieler nichts, wenn der Malisse das abruft, was er kann. Jürgen spielt sicher nicht so gern gegen Malisse, die Bilanz ist nicht optimal. Es ist eine ganz ausgeglichene Geschichte."

Richtiger Zeitpunkt

Schaller möchte seinen letzten Davis Cup noch einmal "genießen", er habe den Job ja immer gerne gemacht.

Er findet übrigens nicht, dass er seinen Rücktritt zu früh bekanntgegeben hat, denn die Suche nach seinem Nachfolger gestalte sich erwartet schwierig.