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"Für unser Team zwei Nummern zu groß"

Was nach dem 0:3 gegen die Türkei bereits zu befürchten war, wurde am Montagabend mit einem neuerlichen 0:3 gegen Serbien bittere Realität: Österreichs Volleyballer verabschieden sich ohne einen einzigen Satzgewinn von der Heim-Europameisterschaft.

Eine Tatsache, die freilich an der Stimmung von Peter Kleinmann nicht spurlos vorüber ging. „Dass wir nicht aufgestiegen sind, liegt alleine in unserer Verantwortung“, bilanzierte der ÖVV-Präsident geknickt.

Woran es lag? „Unsere Mannschaft war für eine EM noch zu jung und das Ambiente, das wir ihnen geboten haben, war offenbar noch zwei Nummern zu groß“, verweist der 63-Jährige, der am kommenden Samstag Geburtstag feiert, auf das Versagen der Nerven bei den ÖVV-Spielern.

„Dass wir im Spiel gegen die Türkei die Hosen voll hatten, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren, das hat jeder gesehen.“

Jung und lautstark

Ein Lächeln zaubert ihm hingegen die organisatorische Zwischenbilanz ins Gesicht. „Wir haben wieder einmal bewiesen, dass wir als Veranstalter Weltklasse sind.“

Laut offizieller Seite sahen insgesamt 17.500 Zuschauer (6.000, 5.000 und 6.500) die drei Österreich-Spiele vor Ort. Durch die ÖVV-Schulaktion, die Tausende Schüler in die Stadthalle brachte, bleibt allerdings offen, wie viele zahlende Gäste tatsächlich die Spiele verfolgten.

Mit dieser Strategie wollte Kleinmann gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen. Zum einen sollen die begeisterungsfähigen Kinder für eine tolle Atmosphäre sorgen und zum anderen möchte Österreichs höchster Volleyball-Funktionär, der sich dem Kampf gegen die Unsportlichkeit unserer Jugend verschrieben hat, den Nachwuchs für Volleyball begeistern. Zumindest Ersteres klappte.

Dass sein Vorhaben, vor 10.000 zu spielen, nicht aufging, störte Kleinmann kaum. „Wir haben in Sachen Zuschauern im österreichischen Volleyball neue Maßstäbe gesetzt“, meinte er wohlwissend, dass sein Ziel hoch gesteckt war. Mehr erwartet hatte er sich hingegen von den serbischen und türkischen Fans.

Es braucht Zeit und Professionalität

Sportlich sieht er die Mannschaft dennoch auf einem guten Weg. „Die EM war ein Startschuss für uns“, so Kleinmann.

Die nächste große Aufgabe, die Olympia-Qualifikation im November, wird aber ähnlich wie die EM für das Nationalteam wohl noch zu früh kommen.

„Wir haben etliche junge Spieler, die mit 18, 19 Jahren von hinten nachrücken“, streicht Kleinmann lobend die Arbeit der österreichischen Volleyball-Akademien hervor. Abseits von Zeit benötigen diese Spieler aber auch eine leistungsstarke Liga, in der sie sich weiterentwickeln können.

Diese soll in der kommenden Saison vorrangig die Austrian VolleyLeague (AVL) sein, in der wieder die großen Drei – Hypo Tirol, hotVolleys, Aich/Dob – teilnehmen werden. „Wichtig ist nicht, bei welchem Klub sie spielen, sondern dass sie Volleyball als Profis betreiben“, erklärte Kleinmann.

Nicht nur mit Österreichern

Ob sein Klub, die hotVolleys, in der kommenden Saison weiterhin auf heimische Spieler setzt, konnte Kleinmann noch nicht sagen.

„In letzter Zeit bin ich wegen der EM um zwei Uhr schlafen gegangen und um fünf wieder aufgestanden, ansonsten wäre sich vieles nicht ausgegangen. Da habe ich mir in keiner Sekunde Gedanken über die hotVolleys gemacht.“

Ein paar Legionäre dürfe man aber erwarten. „Auch Michael Warm sagt, dass es nicht optimal ist, mit sechs Österreichern zu spielen. Die Entwicklung ist besser, wenn zwei, drei Österreicher mit Legionären zusammenspielen.“

Reinhold Pühringer