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"Wir haben kein Selbstvertrauen"

„Das Ergebnis sagt eigentlich alles.“

Nach der 0:4-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen hat Muhammed Ildiz die wohl treffendsten Worte für die Analyse gefunden. Und Trainer Peter Schöttel jene für die Emotionen: „Es spiegelt die letzten Leistungen wieder, ich bin sehr enttäuscht.“

Es ist eine klare Sache: Rapid hat sich mit der dritten Niederlage im dritten Spiel der Europa-League-Gruppenphase aus selbiger auch schon wieder verabschiedet. Es bräuchte schon ein großes Wunder für einen Aufstieg, dafür sprechen die 90 Minuten vor 43.200 Zuschauern im Happel-Stadion nicht.

„Dann fehlt sehr viel“

„Wenn bei uns alles passt und wir über uns hinauswachsen, dann können wir in dieser Gruppe schon noch punkten. Wenn es läuft wie heute, dann fehlt sehr viel“, hielt ein gezeichneter Trainer fest.

Schöttel sprach vor der Partie noch an, wie gut sein Team spielen kann, wenn der Mut dabei ist. Bei der Aufstellung ließ er diesen missen und agierte mit nominell vier defensiven Mittelfeldspielern.

„Wir wollten von Start weg schauen, die Null zu halten“, erklärte der Wiener, der die Einwechslung Terrence Boyds zur Halbzeit schon vorweg geplant hatte. Da war die Null schon wieder Geschichte.

Auf der eigenen Seite konnte nicht angeschrieben werden, weil in der gesamten ersten Hälfte kein einziger Torschuss den Weg auf den Kasten von Leverkusen-Keeper Bernd Leno fand.

„Wir haben kein Selbstvertrauen“

„Wir hatten sehr viele unnötige Ballverluste“, zeigte Markus Katzer das Augenscheinliche auf. Schöttel begründete das auch generell so: „Wir haben kein Selbstvertrauen.“

Und scheinbar auch keine Kreativabteilung wenn zwei Stammspieler wie – das ultimative Um und Auf – Steffen Hofmann und Guido Burgstaller fehlen. Das Spiel nach vorne? Nicht vorhanden.

„Wir haben keinen Kader, um solche Ausfälle in der Europa League gleichwertig zu ersetzen“, weiß Schöttel, „es hat nicht nur Hofmann gefehlt, sondern auch Rapids einziger Teamspieler.“

Katzer ließ dies nur bedingt als Ausrede gelten, eigentlich ließ der Linksverteidiger gar keine Ausrede gelten und wiederholte oft diesen Satz mit Nachdruck: „Wir alle können besser spielen.“ Wohl wahr.

„Wir waren zu schwach“

Fast wäre Rapid mit einem 0:0 in die Pause gegangen, aber ausgerechnet nach einer Standard-Situation – wie schon gegen Rosenborg, Kharkiv und die Austria – gab es vor der Halbzeit den Gegentreffer. „Es gab genaue Zuteilungen“, ärgerte sich Schöttel.

Beim 0:2 und 0:3 in der ersten Viertelstunde der zweiten Hälfte zeigte sich die Defensive Rapids als nicht Europa-League-würdig. Oder wie es Goalie Lukas Königshofer allgemein formulierte: „Wir waren einfach zu schwach, Leverkusen Paroli zu bieten. Mehr gibt es nicht zu sagen.“

Das betrifft auch die Bezifferung der Chancen auf das Wunder namens Aufstieg. Die Spieler gaben sich, wie sollten sie es auch anders tun, diplomatisch in dieser Frage, so wie Ildiz: „Schwer zu sagen, aufgeben darf man nie. Aber es wird ganz, ganz schwer.“ Frei übersetzt: Es ist vorbei.

Für den Leader der Gruppe K ist es das ganz und gar nicht. Die Leverkusener Fraktion gab sich daher auskunftsfreudig: „So haben wir uns das vorgestellt, wir wollten gleich da sein. Am Anfang haben wir gebraucht, aber nach 15 Minuten waren wir dominant“, jauchzte DFB-Teamspieler André Schürrle.

Sein Trainer Sascha Lewandowski zeigte sich vor allem mit der Phase zwischen Minute 20 und 60 sehr zufrieden. „Unsere Mannschaft hat es sich dann einfach gemacht, so ist es schwer gegen uns zu spielen“, sprach der kongeniale Partner von Sami Hyypiä frei von der Leber weg.

Bayer will es schnell abhaken

Noch mehr tat das Rudi Völler, Sportdirektor der Gäste, der sich überhaupt als erster Gesprächspartner den Journalisten stellte. „Der Sieg war in der Höhe verdient, wir haben eine beeindruckende Vorstellung abgeliefert“, freute sich der Weltmeister von 1990, der in Gedanken schon weiter war.

„Das müssen wir ganz schnell abhaken, am Sonntag wartet Bayern München“, so der ehemalige DFB-Bundestrainer, der auch die Rapid-Fans, die sich bis zum Schluss gekonnt in Szene setzten, lobte.

Das sollten wiederum bald die Rapid-Elf tun, besser schon am Sonntag, wenn Leader Salzburg gastiert und es darum geht, den Abstand von vier Punkten zumindest zu halten, oder besser: zu vermindern.

„Wir müssen ganz schnell den Turnaround schaffen“, gibt Schöttel die wenig überraschende Marschroute vor. Wie? „Wir müssen uns hinterfragen, was zuletzt gefehlt hat.“

Zumindest eine Antwort gibt es darauf: Steffen Hofmann. Der so vermisste Kapitän dürfte im Schlager der Runde wieder dabei sein. Gut für ein aktuell torkelndes Rapid.

 

Bernhard Kastler / Alexander Karper / Martin Wechtl