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"Funktionäre sind wie Metastasen"

Es kracht weiter im Österreichischen Schwimmverband – und zwar an allen Ecken und Enden.

Der Fall Dinko Jukic, der wie berichtet vom Verbandsgericht für ein Jahr (10 Monate davon unbedingt; Anm.) gesperrt wurde, ist nur die Spitze eines Eisberges.

Der Olympia-Vierte hatte bereits vergangene Woche bei LAOLA1 durch seinen Anwalt verkünden lassen, dass er gegen die Sperre nicht nur in Berufung sondern auch vor ein ordentliches Gericht gehen wird.

Droht eine Klagen-Flut?

Das wird nach Informationen von LAOLA1 aber nicht die einzige Klage bleiben – vielmehr kommen auf den Schwimmverband unter Präsident Paul Schauer zahlreiche Prozesse zu. So überlegt auch Erfolgstrainer Andrzej Szarzynski rechtliche Schritte gegen die OSV-Spitze einzuleiten.

In jedem Fall wird der „Entdecker“ von Markus Rogan aber vor die Gleichbehandlungs-Kommission im Bundeskanzleramt ziehen, wie sein Rechtsvertreter Dr. Thomas Krankl im Gespräch mit LAOLA1 bestätigt.

„Das Verhalten des OSV bei der EM in Debrecen hatte diskriminierenden Charakter!“ Was war passiert? Szarzynski hatte alle Unterlagen für seine Akkreditierung eingereicht, bekam diese aber mit einem falschen Namen ausgestellt.

Aufregung um Funktionäre

Als Szarzynski Delegationsleiter und Vize-Präsident Tröbitsch darauf aufmerksam machte, meinte dieser nur: „Das kommt überhaupt nicht in Frage, dass mein falsch geschriebener Name auf der Akkreditierung geändert wird“, erinnert sich der hochdekorierte Trainer im Gespräch mit LAOLA1.

Szarzynski betont, dass er höflich geblieben ist und niemanden beleidigt hat: „Fehler können passieren, ich habe einen schwer zu schreibenden Namen. Aber es geht nicht, dass ich eine Tätigkeit von einem Funktionär erzwingen muss.“

Erst als er verkündete, dass er wieder nach Hause fährt, wenn es nicht geändert wird, kam Bewegung in die Sache. Das dicke Ende kam aber erst Wochen später – und zwar in Briefform. „Mir wurde mitgeteilt, dass ich aufgrund des Vorfalls in Debrecen nie mehr akkreditiert oder entsandt werde.“

Offener Brief an Schauer

Aussagen und also seine Version der Geschichte präsentieren durfte Szarzynski nicht. „Das wurde mir nicht erlaubt, der Verband hat mich einfach zur persona non grata gemacht.“ In seiner Verzweiflung wandte er sich in einem offenen Brief an Präsident Schauer.

 

Herr „Demokrat“ P. Schauer, leider Präsident.

Sie können noch tausendmal das Wort „Demokratie“ aussprechen, aber ich weiß, dass es für Sie nur ein Wort ist. Demokratie passt auf keinen Fall zu ihren Taten … „Scherbengericht“ praktizieren Sie in ihrer Demokratie, aber nicht mit mir, so lange ich lebe.

 

„Schweigen heißt auf die Knie gehen, aber ich werde keine Ruhe geben“, geht Andrzej Szarzynski im Gespräch mit LAOLA1 in die Offensive und schießt weiter scharf gegen Schauer, der aufgrund der jüngsten Ereignisse immer mehr in die Kritik gerät.

„Der Präsident ist ein Mitläufer, der zur rechten Zeit am rechten Ort war. Durch Rogan und die Familie Jukic konnte er viele Erfolge feiern, ohne etwas dafür getan zu haben.“

Schlechter als vor 30 Jahren?

Überhaupt, so der Trainer weiter, seien die Bedingungen heute schlechter als vor 30 Jahren. „Abgesehen von Dinko Jukic sind wir Lichtjahre weg von der Weltspitze – und es kommt auch nichts nach.“

Schuld daran, sagt Szarzynski, seien all jene Herrschaften, die nur dann den Weg in die Schwimmhalle finden, wenn sich Kamerateams angekündigt haben.

„Diese Leute haben für den Sport null geleistet, konnten bis vor kurzem Kraul von Rücken nicht unterscheiden. Solche Funktionäre sind wie Metastasen, die sich beim Schwimmverband eingenistet haben.“

Stichtag 15. September

Szarzynski hofft, dass es beim Verbandstag am 15. September personelle Veränderungen an der Spitze gibt. Dann wären wohl auch die Sanktionen gegen ihn vom Tisch. Eine andere Hoffnung wird sich wohl nicht erfüllen.

Dabei verlangt er von Präsident Schauer eigentlich nur die Aufhebung der Sanktionen und eine schriftliche Entschuldigung. „Mehr will ich gar nicht!“

Stephan Schwabl