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Vuelta-Flashback: Ein Fest für die Gastgeber

Vuelta-Flashback: Ein Fest für die Gastgeber

Was für eine Rückkehr von Alberto Contador!

Nachdem der Spanier die Tour de France aufgrund einer Dopingsperre verpasste, gab er bei seiner Heimat-Landesrundfahrt sein Comeback bei einer "Grand Tour".

Es sollte eine triumphale Rückkehr werden. Der Madrilene gewann die Vuelta a Espana zum zweiten Mal nach 2008 und führte einen spanischen Dreifacherfolg an.

Neben "AC" wussten auch Alejandro Valverde und Joaquim Rodriguez die iberischen Rad-Fans zu begeistern.

Generell wurde die 67. Ausgabe zum großen Fest der Gastgeber. Vom ersten bis zum letzten Tag war einer der ihren im Roten Trikot des Gesamtführenden.

Vier von fünf Sonderwertungen fanden einen spanischen Sieger, dazu gingen acht Etappen an den Gastgeber.

Wie so häufig, war jedoch nicht alles Gold, was glänzte. Im LAOLA1-Flashback rollen wir die vergangenen drei Wochen noch einmal auf und bieten Lustiges, Sportliches, Statistisches und auch Kritisches:

Eroberung

Alberto Contador hatte nach Ablauf seiner Sperre nur wenige Renntage in den Beinen, ehe die Vuelta begann. Trotzdem entschied er pro kam nach seiner Dopingsperre zurück und entschied prompt nach Ablauf dieser prompt die erste große Rundfahrt zu seinen Gunsten. Der Madrilene war zweifellos der aggressivste unter den Klassementfahrern und trat dutzende Male an, um Alejandro Valverde und Joaquim Rodriguez abzuschütteln. Der entscheidende Schlag gelang ihm auf dem Weg nach Fuente Dé, als er 51 Kilometer vor dem Ziel völlig überraschend einen Angriff lancierte und den bis dato exzellente fahrenden Rodriguez.

Mit diesem Etappenerfolg eroberte der umstrittene Contador auch "La Roja", das Rote Trikot des Gesamtführenden. Er sollte es bis nach Madrid nicht mehr hergeben. Derart emotional berührt war er in seiner Karriere erst einmal: "Als ich nach der Operation eine Etappe bei der Tour Down Under gewann." Gemeint ist ein lebensgefährlicher Eingriff, in dem dem heute 29-Jährigen ein Aneurysma im Gehirn entfernt werden musste.

Die spanischen Medien feierten Contador überschwänglich

Ernüchterung

Diese herrschte außerhalb Spaniens ob der überschwänglichen Berichterstattung manches spanischen Mediums. Nach der Übernahme von "La Roja", dem Roten Trikot, wurde das Wort "Gerechtigkeit" in den Mund genommen - fragwürdig angesichts der belastenden Beweise, die dem iberischen Volkshelden eine Zwangspause einbrachte.

Auch nach Vollendung seines zweiten Streichs herrscht Enthusiasmus. "Die Rückkehr des Königs", titelte die "Marca", während "Sport" schrieb: "Contador erhebt sich mit seiner zweiten Vuelta." Auch "Publico" war begeistert: "Contador holt sich den Thron zurück."

Eingebung

Eine solche hatte das Team Orica - GreenEdge. Für einen Radprofi ist es wahrlich nicht einfach, während einer drei Wochen andauernden Rundfahrt Ablenkung zum eintönigen Alltag zu finden. Bei der australischen Truppe fand man einen ungewöhnlichen, aber höchst amüsanten Weg, um die Stimmung aufzuheitern.

Angespornt vom US-amerikanischen Schwimm-Team bei Olympia stellten sämtliche Team-Mitglieder - von den Sportdirektoren über die Masseure bis hin zu den Fahrern- ihr schauspielerisches Talent unter Beweis. Ob bei der Massage, im Teambus oder sogar während der Etappen: Es wurde fleißig "gedreht" für das wohl lustigste Rad-Video des Jahres. >>> HIER <<< dürft ihr euch selbst davon überzeugen.

Enttäuschung

Wutentbrannt stürmte Alejandro Valverde nach der vierten Etappe in Richtung des Sky-Teambusses. Die britische Equipe war gerade dabei, das Feld zu sprengen, als der Spanier Opfer eines Sturzes wurde. Sky drückte weiter aufs Gas und ignorierte den Ehren-Kodex, wonach auf einen Leader gewartet wird, wenn dieser zu Boden ging. "Das ist unsportlich", wetterte Valverde. Pikant: Der 32-Jährige verlor an jenem Tag 55 Sekunden auf Contador, Rodriguez und Froome. Am Ende fehlten ihm nur 76 Sekunden zum Gesamtsieg. Wer weiß, was ohne diesen Aufreger passiert wäre ...

Erleichterung

Sechs Etappensiege, dazu die Plätze eins und zwei in der Gesamtwertung: Sky dominierte bei der Tour de France nach Belieben. Auch zum Start der Vuelta war Sky die dominante Equipe und leistete Tempoarbeit am Fließband für Kapitän Chris Froome. Nach dem Zeitfahren in Pontevedra ging der britischen Equipe jedoch langsam die Luft aus. Am Ende blieb sie gar ohne Etappensieg und musste im Gesamtklassement mit Rang vier für Froome vorlieb nehmen. Für Sky natürlich schade, insgesamt spürte man jedoch die Erleichterung bei der Konkurrenz.

Einbildung

Schwer, schwerer, Vuelta 2012. Renndirektor Javier Guillén war der Meinung, die Fans wollen in erster Linie Bergankünfte sehen. Gut, Bergetappen üben auf Zuschauer einen besonderen Reiz aus. Neun Bergankünfte sind aber des Guten zu viel. Nicht nur aufgrund der Befürchtung, dass diese Quälerei ohne verbotene Mittel kaum zu bewältigen sind. Auch deshalb, weil zu einem perfekten Rundfahrer mehr als "nur" Kletterfähigkeiten gehören. Alternativ hätte man auch ein zweites Einzelzeitfahren oder ein, zwei Teilstücke einbauen können, die nach einem schweren Anstieg noch eine technisch anspruchsvolle Abfahrt enthalten. Bei aller Kritik sei aber auch gesagt: Die Vuelta war ungemein spannend und spektakulär.

Sonderwertungen Gesamt Punkte Berg Kombination Team
Sieger Alberto Contador Alejandro Valverde Simon Clarke Alejandro Valverde Movistar

Ergänzung - die Zahlen zur Vuelta

1 - Erstmals nimmt Orica-GreenEdge ein Sondertrikot von einer dreiwöchigen Rundfahrt mit nach Hause. Simon Clarke gewann das Bergtrikot.

2 - Fahrer haben es geschafft, zwei der großen Rundfahrten in diesem Jahr in den Top-10 zu beenden. Diese sind Joaquim Rodriguez (Giro-2., Vuelta-3.) und Chris Froome (Tour-2., Vuelta-4.).

5 - Mal war John Degenkolb in Massensprints nicht zu schlagen. Dieselbe Bilanz hatte zuletzt Alessandro Petacchi 2005.

5 - Anzahl der Vuelta-Etappensiege von Denis Menchov, der damit Andrei Zintchenkov als erfolgreichsten Russen abgelöst hat.

8 - Jahre ist es her, dass letztmals das Podium ausschließlich aus Spaniern bestand. 2004 triumphierte Roberto Heras vor Santiago Perez und Francisco Mancebo.

11 - Grands Tours in Folge brachte Liquigas sämtliche neun Teilnehmer ins Ziel - eine im Radsport einmalige Serie. Nun ist der Lauf gerissen. Daniele Ratto gab auf der 12. Etappe auf.

30 - Jahre musste Schweden warten, ehe mit Fredrik Kessiakoff ein zweiter Fahrer ein Teilstück der Spanien-Rundfahrt gewann. Für den Premierensieg zeichnete 1982 Sven-Ake Nilsson verantwortlich.

175 - von 198 in Pamplona gestarteten Profis erreichten auch das Ziel in der spanischen Landeshauptstadt. Angesichts des überaus anspruchsvollen Profils ist die Quote von 88,38 Prozent bemerkenswert hoch. Die "rote Laterne" bildete übrigens Cheng Ji, der einzige Chinese im Bewerb. Er verlor 4:32:35 Stunden auf Contador.

 

Christoph Nister