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Denifl: "Für mich ist Peter Sagan der Topfavorit"

Denifl:

Honiglecken wird es keines, wenn sich die Weltelite am Sonntag um 10:45 Uhr in Maastricht auf den Weg macht, um den neuen Weltmeister zu küren.

Über 261 Kilometer führt die Strecke, neben einem 100-km-Kurs zum „Einrollen“ muss eine 16,1 km lange Schleife zehnmal absolviert werden.

Dabei gilt es, Anstiege wie den Adsteeg (0,5 km – 5,4 Prozent steil), den Putberg (1,4 km/4,6 Prozent) oder den Piemter (1,0 km/5,8 Prozent) zu bewältigen. Nicht zu vergessen: der legendäre Cauberg (1,5 km – bis zu 12 Prozent steil), den das Peloton vom Amstel Gold Race kennen sollte.

Wellental der Gefühle?

Die Strecke ist vergleichbar mit einer Achterbahnfahrt, Ruhephasen sind so gut wie nicht vorhanden. Es geht hoch und runter. Ein Wellental der Gefühle könnte das WM-Straßenrennen für Österreichs Vertreter werden.

Matthias Brändle, Daniel Schorn und Stefan Denifl wollen die rot-weiß-rote Fahne hochhalten. Kein einfaches Unterfangen, gilt das Trio doch als krasser Außenseiter.

„Es ist ein Kurs, der den guten Allroundern entgegenkommt“, erklärt Denifl im Gespräch mit LAOLA1. „Er ist deutlich schwieriger als jener in Kopenhagen (2011, Anm.).“

Teamplayer Denifl

Kapitänsrolle gibt es im ÖRV-Aufgebot keinen, Gleichberechtigung wird groß geschrieben. „Vor dem Finale werden wir uns absprechen und entscheiden, für wen gefahren wird. Da muss dann jeder ehrlich sein und dann wird für einen gefahren.“

Vertrauen ist somit ein wesentlicher Faktor, denn nur, wenn alle Kräfte gebündelt werden, ist ein Spitzenplatz möglich. Da das Trio eine gemeinsame Vergangenheit (Team Elk) hat, ist das Verständnis untereinander groß.

„Auf alle Fälle. Wenn ich mich nicht gut fühle, ein anderer aber schon, dann helfe ich Dani oder Matthias. Es ist doch klüger, ich kann für sie noch was tun, als ich würde gar nichts machen“, spricht sich Denifl pro Teamplay aus.

Sagan als Favorit

Nationaltrainer Franz Hartl hofft darauf, „dass wir einen Fahrer ins schwere Finale bringen. Jeder der drei hat die gleichen Chancen.“ Ob dies machbar ist, hängt laut Denifl „vom Rennverlauf ab. Wenn am Ende nur noch zehn Mann dabei sind, wird es schwer, einen in die Gruppe zu bringen. Sind es 30, ist das Ziel machbar.“

Während die Namen Philippe Gilbert, Tom Boonen und Joaquin Rodriguez zuletzt die meistgenannten waren, setzt Denifl auf einen, der bei der diesjährigen Tour de France den Sprung zum Superstar schaffte. „Für mich ist Peter Sagan der Topfavorit.“

Ob Stefan Denifl auch 2013 das Trikot von Vacansoleil trägt, ist noch unklar

Abhängig von der Leistung bei den Titelkämpfen ist seine weitere Saisonplanung. Überzeugt der Tiroler, wird er wohl von seinem Team Vacansoleil ins Aufgebot für die Lombardei-Rundfahrt berufen („Ich bin im erweiterten Kader.“), ansonsten bildet die WM den Abschluss.

Durchwachsenes Resümee

Das Resümee des 25-Jährigen, der am Donnerstag Geburtstag hatte („Eine große Feier blieb aus. Die kann ich nachholen.“), ist durchwachsen.

„Es könnte natürlich immer besser sein. Im Frühjahr war ich oft krank. Der Giro war auch kurzfristig, die Vorbereitung darauf nicht optimal. Die letzten Rundfahrten liefen dafür sehr gut. Bei der Tour de Limousin hat selbst auf den Sieg nicht viel gefehlt.“ Denifl wurde mit nur sieben Sekunden Rückstand Fünfter.

Wenngleich die Top-Ergebnisse rar gesät sind, hat sich der Stubaitaler einen guten Ruf erarbeitet. Die treuen Helferdienste des Stubaitalers veranlassten den neuen Schweizer Rennstall IAM dazu, ihm ein Vertragsangebot zu unterbreiten.

Mit Brändle zum Team IAM

Der Tiroler akzeptierte es und wird damit Teamkollege von Matthias Brändle, der 2013 ebenfalls für die eidgenössische Equipe fahren wird.

Wichtig war für Denifl, "dass ich mich wohl fühle. Ein Team muss international durchgemischt sein. Wenn ich merke, dass es zu sehr von einer Nation geprägt wird – sagen wir, es sind viele Italiener dabei – dann ist die Integration deutlich schwieriger.“

Mit Brändle hat er einen Vertrauten. Gemeinsam wollen sie - wie schon 2009 im Team Elk - Österreichs Radsport nach vorne bringen und für Erfolge sorgen.

Der Aufgalopp dafür folgt schon am Sonntag bei der WM.

 

Christoph Nister