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"Ich komme von ganz unten"

Vor etwas mehr als fünf Jahren war Fußball für Adil Rami nichts weiter als ein Hobby.

Der Franzose hatte sich auf ein Leben als Amateur-Kicker eingestellt. Etwas mehr als 60 Monate später ist er französischer Teamspieler und läuft für Valencia in der Champions League auf.

„Ich habe keine typische Karriere hinter mir. Ich komme von ganz unten“, sagt der 25-Jährige.

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Der Vater suchte das Weite

Dabei verlief seine Kindheit gar nicht so untypisch. Als Sohn zweier Marokkaner kam er in Bastia auf die Welt, bald verließ seine Familie Korsika und übersiedelte in die südostfranzösische Stadt Fréjus.

Der Vater suchte das Weite, fortan waren Adil und seine drei Geschwister gefragt, wenn es darum ging, Geld nach Hause zu bringen. Das Gehalt der Mutter, die als Putzfrau arbeitete, reichte nicht aus, um sämtliche Mäuler zu stopfen.

Gelegenheitsjobs statt Schule

Also stand der 16-Jährige jeden Morgen um vier Uhr in der Früh auf und ging zur Arbeit. Es waren Gelegenheitsjobs. Der Jugendliche wusch Graffitis von Wänden, half als Mechaniker und Müllmann aus.

Auf seine schulische Ausbildung legte Rami keinen Wert. „Ein Lehrer hat mich einmal Phantom-Schüler genannt, weil er sich nicht sicher war, ob ich tatsächlich existiere oder nur eine Einbildung bin“, lacht er.

„Ich habe oft geschwänzt und bin den Mädchen in Cannes oder Saint-Tropez nachgejagt“, erzählt er.

Zwei Ligen übersprungen

Nebenbei kickte der Verteidiger in der vierthöchsten Liga bei Étoile Fréjus Saint-Raphael. Ein klassischer Mittelständer ohne große Ambitionen.

Und dann kam der Sommer 2006. OSC Lille bot dem Amateure an, ein Probetraining zu absolvieren, überwies kurz darauf 10.000 Euro an Étoile Fréjus und sicherte sich die Rechte an Rami.

Plötzlich war der Amateur zum Profi geworden, hatte auf einen Schlag nicht weniger als zwei Ligen übersprungen.

Nesta und Lucio als Vorbilder

Nach einigen Monaten in der Reserve-Mannschaft debütierte der Innenverteidiger im Mai 2007 in der Ligue 1 und eroberte in weiterer Folge rasch einen Stammplatz.

Die Fans lernten die Qualitäten des Abwehrrecken rasch zu schätzen. Zweikampfstark, kompromisslos und mit seinen 1,90 Metern Körpergröße und 88 Kilogramm ein überaus robuster Spieler. Zudem ist Rami auch noch ein durchaus passabler Fußballer.

„Ich bewundere Alessandro Nesta und Lucio, weil sie das Talent haben, den Ball elegant hinten raus zu spielen und das Team zu führen“, meint der Franzose, der nach nur 17 Spielen in der ersten Liga von Raymond Domenech erstmals ins Nationalteam einberufen wurde.

Wechsel nach Valencia

Allerdings sollte es bis zum 11. August 2010 dauern, ehe er unter Laurent Blanc tatsächlich zum ersten Mal das Team-Trikot tragen durfte. Inzwischen sind 15 weitere Spiele in der französischen Auswahl dazugekommen.

Außerdem ist „Shrek“, wie er in seiner Heimat genannt wird, mittlerweile Legionär. Nach dem Doublegewinn mit Lille in der abgelaufenen Saison wechselte er für sechs Millionen Euro Ablöse nach Valencia.

Auch dort hat der 25-Jährige einen Stammplatz inne und bereits starke Vorstellungen abgeliefert.

Nicht schlecht für einen, der eigentlich nur zum Spaß kicken wollte…


Harald Prantl