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Am Tennisplatz fliegen die Fäuste

Am Tennisplatz fliegen die Fäuste

Auf Challenger-Ebene herrschen raue Sitten. Das ist kein Geheimnis.

Hunderte Spieler wollen sich ihren Traum von einer Karriere als Tennis-Profi erfüllen. Doch nur wenige schaffen am Ende den Sprung in die Weltklasse.

Kein Wunder, dass es bei den Turnieren der unteren Kategorien oftmals hart zur Sache geht.

Schließlich steht für viele Athleten die Lebensgrundlage auf dem Spiel.

Spieler-Vater schlägt Kollegin k.o.

Was sich am Montag in der Qualifikation zu dem mit 25.000 Dollar dotierten Challenger-Turnier im deutschen Versmold ereignete, ist trotz dieser Umstände mehr als schockierend.

Als Elise Tamaela ihre niederländische Landsfrau und Spieler-Kollegin Daniella Harmsen in ihrem Match gegen die Dänin Karen Barbat anfeuerte, wurde sie von deren Vater kurzerhand k.o. geschlagen!

Barbat ist aktuell die Nummer 647 der Welt und damit hinter der Weltranglisten-Ersten Caroline Wozniacki die zweitbeste Dänin im WTA-Ranking.

"Es ist unglaublich"

Scarlett Werner, die Doppel-Partnerin von Tamaela, war die Erste, die den Vorfall an die Öffentlichkeit brachte.

Auf ihrem Facebook-Account schrieb sie: "Es ist unglaublich. Ein Vater einer Spielerin hat meine Doppelpartnerin k.o. geschlagen. Hoffentlich wird diese Attacke hart bestraft!"

Mit Ellbogen gegen die Schläfe

Sander Tamaela, der Brude von der Elise, beschrieb den Vorfall einen Tag später im "TennisForum".

"Der Vater von Karen Barbat hat Elise während des ganzen Matches beschimpft - unter anderem mit rassistischen Schimpfwörtern. Als Elise daraufhin etwas erwiderte, bekam sie einen Schlag und seinen Ellbogen auf die Schläfe. Sie verlor daraufhin für fünf Minuten das Bewusstsein."

Danach erstattete Tamaela sofort Anzeige bei der Polizei. Vater und Tochter Barbat hatten derweil aber schon die Flucht ergriffen.

Barbat verteidigt ihren Vater

Die 19-jährige Dänin verteidigte sich danach in einem Telefon-Interview mit der dänischen Zeitung "Ekstra Bladet".

"Eine Gruppen von Leuten hat mich während des Spiels extrem gestört. Ich habe mehrmals darum gebeten, dass sie bitte etwas ruhiger sein sollen - sie haben aber nur gelacht. Dann hat eine der Spielerinnen meinen Vater provoziert und ihn gestoßen. Darauf hat er leider etwas unglücklich reagiert."

Im Vorjahr betrunken festgenommen

An Details könnte sich Barbat nicht mehr erinnern. Vater Mihai fiel mit seiner Familie allerdings nicht zum ersten Mal unangenehm auf.

Im vergangenen Jahr wurde er bei einem Turnier in Kopenhagen wegen Betrunkenheit am Parkplatz festgenommen. Barbat musste dabei zwei Mal vom Fahrersitz aus seinem Wagen gezogen werden.

Damals nahm dann der erst 13-jährige Bruder von Karen Barbat die Rolle als On-Court-Coach ein.

Viele Spieler-Kolleginnen haben sich bereits dafür ausgesprochen, dass diese Vorfälle schwere Konsequenzen haben müssen.

"Dieses Verhalten ist inakzeptabel. Das darf einfach nicht ungestraft bleiben", forderte unter anderem Tamaela-Landsfrau Michaella Krajicek auf Twitter die Verbände ITF und WTA zum Handeln auf.

Mit Gehirnerschütterung aus dem Spital entlassen

Tamaela wurde am Dienstag Abend mit einer Gehirnerschütterung und einer Abschürfung auf der Schläfe aus dem Spital entlassen.

Tennis spielen wird sie erst wieder nächste Woche können. Es ist allerdings fraglich, ob sie nach diesen Vorfällen überhaupt noch große Lust verspürt, dem gelben Flizball hinterher zu jagen.

Christian Frühwald