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Überraschung durch Koller? "Es liegt nie alles offen"

Überraschung durch Koller?

Locker, gelöst, entspannt, ein Lächeln auf den Lippen, sogar zu Späßen bereit.

Zwei Tage vor der ersten großen Bewährungsprobe in seiner Amtszeit verspürt Marcel Koller offenkundig keinen „Prüfungsstress“.

Nach einer kompletten Vorbereitungswoche in Wien sieht der Schweizer seine Elf für den großen Schlager gegen Deutschland zum Auftakt der WM-Qualifikation bestens gerüstet.

„Der Feinschliff ist erledigt. Wenn wir am Montag noch alles reinpauken müssten, würde es auch eng werden“, verkündet Koller nach der Trainingseinheit am Sonntagvormittag, ehe er seinen Schützlingen für den Nachmittag frei gegeben hat.

„Brauchen konzentrierte Lockerheit“

Ob des Traumwetters in der Bundeshauptstadt werden diese es ihrem Chef sicherlich danken. Diese Auszeit hat jedoch sicherlich auch den Zweck, vor dem Showdown am Dienstag die Köpfe noch einmal freizubekommen.

„Je näher das Spiel kommt, ist man als Spieler vielleicht ein bisschen angespannter, das ist sehr individuell“, erklärt Koller, der diese Anspannung seiner Spieler richtig kanalisieren möchte:

„Wir dürfen keine Nervosität zeigen, das wäre schlecht, weil man dann Fehler macht. Wir brauchen eine konzentrierte Lockerheit.“

Kollers Lockerheit wiederum ist auf eine gelungene Trainingswoche im Hinblick auf das „Spiel des Jahres“ zurückzuführen.

„Es liegt nie alles offen“

Jene am Sonntag ging ebenso wie die beiden Einheiten am Samstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne. Auch beim Abschlusstraining am Montag werden obligatorisch die Rollbalken runtergelassen.

Der Hintergrund liegt auf der Hand. „Wenn man ein geschlossenes Training macht, geht es ja auch darum, dass man vielleicht etwas dazu nehmen kann, was noch nicht jeder weiß. Die Frage ist immer, ob man das dann auch umsetzen kann. Aber wir sind ja noch nicht so lange zusammen, von dem her ist da schon noch etwas im Hinterkopf, was man einüben kann. Lassen wir uns überraschen“, verdeutlicht Koller.

Die eine oder andere taktische Finte, möglicherweise eine überraschende Personalie – gerade bei zwei Kontrahenten, die einander bestens kennen, kann es auf jedes Detail ankommen.

Der Eidgenosse geht jedenfalls nicht davon aus, dass bereits jede denkbare Variante am Tisch liegt: „Ich denke, es liegt nie alles offen, weil man immer wieder die eine oder andere Möglichkeit hat. Die Deutschen haben uns sicher in- und auswendig studiert, haben von jedem Spieler Informationen und wissen, wie wir die letzten Spiele seit November gespielt haben – das machen wir ja auch.“

„Wir sind bereit“

Bezüglich seines Personals hat sich der 51-Jährige bereits festgelegt: „Die Elf steht, wenn nicht noch irgendetwas passiert. Wenn noch etwas passieren sollte, muss eben der Nächste ran. Dafür haben wir 23 Spieler im Kader.“

Vieles deutet derzeit darauf hin, dass erstmals in der Länderspiel-Geschichte elf Legionäre in der Startelf stehen werden (siehe Grafik). Diese Konstellation wurde in der jüngeren Vergangenheit durch Wechsel während einer Partie bereits temporär erreicht, die Höchstzahl an „Fremdarbeitern“ von Anfang an war bislang jedoch zehn.

Kollers Gelassenheit überträgt sich auch auf seine Schützlinge, die mit einer gewissen Zuversicht in das Match gehen.

„Das Gefühl ist super! Man spürt die Harmonie in der Mannschaft und merkt in den Trainingseinheiten einfach, dass die Abläufe schön langsam greifen. Wir haben heute Vormittag eine wirklich sehr gute Einheit gehabt, wo vieles schon ganz gut geklappt hat. Ich bin sehr zuversichtlich, weil wir uns sehr gut vorbereitet und wirklich jeden Tag gut genutzt haben. Wir sind bereit für dieses Spiel“, erklärt Andreas Ivanschitz.

Sieg wäre „ein riesiges Ausrufezeichen“

Laut Meinung des Mainz-Legionärs muss jedoch trotzdem „vieles zusammenpassen“, damit eine Überraschung gelingen kann: „Wir wissen, dass wir nach wie vor Außenseiter sind, egal wie viele Spiele wir davor gewonnen haben.“

Aus dem bislang guten Testspiel-Jahr mit drei Siegen und einem Remis in vier Begegnungen resultiert laut Koller jedoch das aktuelle Selbstvertrauen seiner Mannschaft.

„Wenn die Ergebnisse positiv sind, gibt das natürlich Selbstvertrauen. Denn wenn du gut spielst, aber immer verlierst, kannst du dir kein Selbstvertrauen aufbauen“, betont der Schweizer.

Ivanschitz jedenfalls spekuliert mit einem Freudentag für den österreichischen Fußball: „Ich traue uns alles zu.“

Im Fall der Fälle eines sensationelles Sieges wüsste der 28-Jährige ganz genau, wie dies einzuordnen sei: „Das wäre das Größte, ein absolutes Highlight, ein riesiges Ausrufezeichen.“

Peter Altmann