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Gestatten, Klaus Lauf!

Gestatten, Klaus Lauf!

Die Siegesserie der Austria ist gerissen. Doch der guten Stimmung bei den Wienern tat das 1:1 gegen Titelverteidiger Salzburg keinen Abbruch.

„Die Stimmungslage hat sich nicht verschlechtert. Wir sind immer noch auf dem ersten Platz. Ein Punkt gegen Salzburg ist nicht schlecht“, gibt Christoph Martschinko einen Einblick in die violette Gefühlswelt.

Die Gäste aus Salzburg waren mit dem Ausgang der Partie nicht unbedingt unzufrieden. „Es war eine gute, teilweise sehr gute Leistung meiner Mannschaft“, findet RBS-Coach Peter Zeidler, der wie sein gegenüber Thorsten Fink von einem gerechten Remis spricht.

„Ich trauere den Chancen nach“

Ein wenig wurmt Zeidler aber schon, dass seine „Bullen“ den Sack nach der 1:0-Führung nicht zumachen konnten: „Wir hatten vor allem in der zweiten Hälfte Chancen auf das 2:0 – ich denke da an den Lattenknaller von Minamino und die außergewöhnliche Parade von Osman Hadzikic. Ich trauere den Chancen schon nach.“

Weil sich Hadzikic beim Schuss von Jonatan Soriano derart auszeichnen konnte, hält der spanische Goalgetter mit den 100 Bundesliga-Toren übrigens weiterhin bei nur einem Treffer gegen die Veilchen, die nach der Pause immer vehementer auf den Ausgleich gedrückt haben.

„Wir sind gut ins Spiel gekommen, nach der Pause haben sie uns ab und zu hergespielt und wir sind oft nachgelaufen. Wir haben dann nicht mehr so die Bälle gewonnen und das hat gefehlt“, ärgert sich Christian Schwegler.

„Diese deutsche Mentalität“

Zeidler sieht es ähnlich: „Die Austria hat immer daran geglaubt und ein hohes Tempo angeschlagen. Wir konnten die Austria am Ende nicht mehr so richtig aus unserer Hälfte draußen halten.“ In diesem Zusammenhang sieht sich Fink für seine Total-Rotation im Cup-Spiel gegen Altach bestätigt: „Wir hatten am Ende noch viel Kraft, um das Spiel zu drehen. Es war wichtig, dass wir am Mittwoch rotiert haben und Kraft tanken konnten.“

Wie schon gegen Altach konnte der FAK gut mit einem Rückstand umgehen. Kevin Friesenbichler sagt: „Das hat der Trainer mitgebracht, diese deutsche Mentalität. Wir setzen das sehr gut um.“

„Friesenbichler hat das Patent auf solche Schüsse“

Der steirische Stürmer war einmal mehr jener Mann, der für ein glückliches Ende sorgte. Als Einwechselspieler im Derby erzielte er mit seinem einzigen Ballkontakt das 2:1-Siegtor, beim 2:1 in Mattersburg verbuchte er einen Assist, beim 2:1 gegen Altach einen Doppelpack. Diesmal war es der zweite Ballkontakt des Jokers, der für das 1:1 sorgte.

Nach Zuspiel von Roi Kehat (1. Assist) schloss Friesenbichler nach gutem Antritt unwiderstehlich und unhaltbar ab. „Dieser junge Friesenbichler hat das Patent auf solche Schüsse. Wenn man dem den Ball aus zehn Metern so auf seinen linken Fuß spielt, muss man damit rechnen, dass er ihn wieder oben reinhaut“, zollt Zeidler dem 21-Jährigen Respekt.

Benno Schmitz erinnert der Treffer an gemeinsame Zeiten bei den Amateuren des FC Bayern: „Diese Tore hat er damals schon geschossen. Er hat einen linken Fuß, der eine brutale Waffe ist.“

„Fink soll beim Aufstellen Probleme haben“

Kurzum, es läuft beim Austria-Stürmer. Das bestätigt auch Martschinko: „Er trifft im Training auch wie ein Weltmeister.“ Fink stimmt zu: „Im Training haut er die Bälle rein, es ist unglaublich.“ Und weil der U21-Internationale derzeit nach Belieben trifft, verpasst ihm sein Trainer auch einen Spitznamen: „Bei mir heißt er jetzt Klaus Lauf.“

Obwohl Friesenbichler die Rolle des Jokers aktuell mit Bravour ausfüllt, will er natürlich mehr: „Ich möchte es einfach dem Trainer jede Woche so schwer wie möglich machen, damit er beim Aufstellen Probleme hat. Wenn es so weitergeht, wird der Trainer irgendwann nicht mehr vorbeischauen können.“

„Elfer-Situationen gleichen sich aus“

Fink wird nicht unglücklich sein, sich mit derartigen Sorgen beschäftigen zu müssen. Kein großes Thema ist für beide Trainer indes die Leistung des Referees. Robert Schörgenhofer übersah zwei klare Elfmeter – bei einem Foul von RBS-Keeper Alexander Walke an Lary Kayode (37.) und bei einem Foul von Alexander Gorgon an Omer Damari (61.).

„Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann“, winkt Fink ab. Zeidler dazu: „Ich denke auch, dass es zwei Elfmeter waren. Es gleicht sich also aus.“

„Träumen kann man ja, aber…“

Weil die seit acht Pflichtspielen ungeschlagenen Violetten mit drei Punkten Vorsprung als Spitzenreiter in die Länderspielpause gehen, müssen sie sich auch weiterhin die Frage nach einer etwaigen Neu-Definition ihres Saisonziels gefallen lassen.

„Wir sind Erster und wissen, dass alles möglich ist. Aber es ist auch ein steiniger und sehr schwieriger Weg. Jedes Spiel ist umkämpft, es sind enge Partien. Wir haben davor die Spiele gewonnen, auch verdient, weil wir uns das Glück erarbeitet haben. Salzburg ist Titelfavorit, aber wir können sie und Rapid ärgern“, sagt Alexander Grünwald.

Fink hält den Ball weiterhin flach: „Träumen kann man ja, aber aufwachen sollte man auch. Man sollte den Augenblick genießen. Ich werde aber keine anderen Ziele ausgeben.“

Die „Bullen“ rechnen jedenfalls mit einem Dreikampf um den Titel. Schmitz: „Es wird weiter eng zugehen. Rapid gewinnt im Normalfall seine Spiele, die Austria und wir auch. Deswegen kann es noch länger so bleiben.“

Harald Prantl/Bernhard Kastler

Austria Salzburg
Ballbesitz 56,6% 43,4%
Zweikämpfe 55,6% 44,4%
Eckbälle 2 5
Torschüsse 10 14
Torschüsse außerhalb Strafraum 7 10
Torschüsse innerhalb Strafraum 3 4
Kopfballchancen 1 1
Abseits 9 3
Fouls 13 13