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Ein Quartett jubelt, Türkei sucht Hiddink-Nachfolger

Ein Quartett jubelt, Türkei sucht Hiddink-Nachfolger

Die Qualifikation zur EM 8. Juni bis 1. Juli 2012 in Polen und der Ukraine ist Geschichte. Jetzt fiebern die 16 Teilnehmer des 14. UEFA-Turniers der Gruppen-Auslosung am 2. Dezember in Kiew (18.00 Uhr) entgegen.

Die letzten vier Startplätze holten sich am Dienstagabend - wie aufgrund der Resultate in den Barrage-Hinspielen zu erwarten gewesen war - Irland (gegen Estland), Kroatien (gegen Türkei), Tschechien (gegen Montenegro) und Portugal (gegen Bosnien-Herzegowina).

"Es war unsere Pflicht"

Als letztes Land schossen sich zu mitternächtlichen Stunde die Portugiesen mit einem halben Dutzend Tore nach Kiew.

Nach dem 0:0 am Freitag in Zenica besiegten die Iberer in Lissabon Bosnien-Herzegowina 6:2 (2:1).

"Bei allem Respekt vor dem Gegner, es war einfach unsere Pflicht, zu gewinnen. Sechs Tore erzielt man nicht alle Tage, wir genießen diesen Augenblick und sind überglücklich", jubelte Kapitän Cristiano Ronaldo.

Die Einstellung, die Entschlossenheit und der Glaube hätten seine Elf zur EURO gebracht.

Ronaldo glücklich

Der Superstar meinte, dass sich die Spieler für diese Leistung und den Sieg selbst loben müssten. Der Stürmer hat zur fünften EM-Teilnahme in Serie im "Stadion des Lichts" zwei Tore (zum 1:0 und 3:1) beigesteuert.

Dazwischen hatte Nani mit einem sehenswerten Weitschuss für das 2:0 gesorgt. "Das war mein schönster Treffer im Teamdress", freute sich Nani, der mit seinen Kollegen nach der Pause eine heikle Phase zu überstehen hatte, als Kapitän Emir Spahic trotz numerischer Unterlegenheit auf 2:3 verkürzte.

Bento lobt

In den allgemeinen Freudentaumel stimmte auch der Teamchef ein. "Meine Spieler waren fest entschlossen. Das Wichtigste für mich ist, dass Portugal wieder an einem großen Turnier teilnimmt. Das bringt dem Land, das eine schwierige wirtschaftliche Phase durchmacht, ein wenig Freude und Glück", meinte Paulo Bento.

Die Portugiesen haben die Bosnier auch schon im Play-off für die WM 2010 mit zwei 1:0-Erfolgen ausgebremst.

Faire Verlierer

"Gratulation, die Portugiesen haben schneller und besser gespielt. Ich wünsche ihnen für die EM alles Gute", sagte Bosnien-Coach Safet Susic, während die portugiesische Presse ihre Mannschaft und da vor allem einen Mann feierte.

"Ronaldo hat die Meinung widerlegt, dass er im Team nicht gut spielen kann und nur im Real-Trikot glänzt. Er hat den deutlichen Unterschied gemacht", schreib die Sporttageszeitung "A Bola". "Record" befand: "Ronaldo war die Inspiration der Seleccao."

 Zu lesen war in den Mittwoch-Blättern weiters von einem "Gala-Abend", einem "Fest der offensiven Fußballs" und von "Ode an die Freude". Rekordspieler Luis Figo, dessen 32 Teamtore von Ronaldo eingesellt wurden, stimmte in den Jubelchor ein. "Portugal kann die EM Gewinnen", sagte er.

Türkei trennt sich von Hiddink

Einen Teamchef hat die Barrage wie erwartet den Job gekostet. Der Auslöser war das 0:3-Debakel am vergangenen Freitag in Istanbul gegen Kroatien gewesen, einen Tag nach dem 0:0 in Zagreb im Rückspiel wurde die Trennung zwischen Guus Hiddink und der Türkei in beiderseitigem Einvernehmen offiziell vollzogen.

"Wir möchten Herrn Hiddink für die geleistete Arbeit danken und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute", hieß es am Mittwoch in einer lapidaren Presseerklärung des Türkische Fußball-Verbandes (TFF).

Abschied abgezeichnet

Der 65-jährige Coach hatte erst im Februar 2010 einen gut dotierten Vierjahresvertrag unterschrieben. An die Erfolge mit anderen Nationalteams (2002 mit Südkorea WM-Vierter, 2008 mit Russland EM-Halbfinalist) vermochte der Niederländer aber nicht anzuknüpfen.

Dafür erntete er Kritik, nach dem 0:3 von Zagreb waren ihm taktische Fehler angekreidet worden. Der Teamchef seinerseits prangerte zuletzt das ineffiziente System der Nachwuchsförderung in der Türkei an.

Suche nach Nachfolger

Einige Kommentatoren meinen, an der Misere sei nicht nur Hiddink schuld. Schon er hatte die Erneuerung der türkischen Nationalmannschaft mit jungen Talenten als eine Hauptaufgabe genannt, dann aber doch vor allem auf bewährte Kräfte gesetzt.

"Wenn ein Trainer vom Kaliber Guus Hiddinks hier keinen Erfolg hat, liegt es nicht nur am Trainer", schrieb Ibrahim Seten, Sportchef der Zeitung "Vatan". "Wir brauchen einen Mann, der ein neues System bringt."

Kroaten jubeln

Während sich die Türken nun auf der Suche nach einem neuen Teamchef begeben, freuen sich die Kroaten über die bestandene Pflichtübung. "Wir haben die Qualifikation verdient, wir gehören zur EM-Endrunde", sagte Regisseur Luka Modric nach dem 0:0.

"Wir haben in den Gruppenspielen viel Kritik einstecken müssen, aber am Ende sind wir wieder dabei. Es ist bemerkenswert, wenn sich ein Land mit nur vier Millionen Einwohnern für vier der jüngsten fünf Endrunden qualifiziert hat", resümierte Innenverteidiger Josip Simunic.

"Es war eine große Nacht"

Jubel, Trubel, Heiterkeit herrschte auch in Irland, wo die in der kommenden WM-Quali auch auf Österreich treffenden Hausherren nach dem 4:0 in Estland mit dem 1:1 in Dublin ihre zweite EM-Teilnahme nach 1988 fixierten.

"Es war eine große Nacht für alle irischen Fans. Es war eine Nacht, die wir nie vergessen werden", posaunte Kapitän Robbie Keane mit Stolz.

  Vor zwei Jahren waren die Iren noch am Boden zerstört, als sie auf dem Weg zur WM nach Südafrika in Paris durch einen irreguläres Tor von William Gallas nach Handvorarbeit von Thierry Henry an den Franzosen gescheitert waren.

Jetzt haben sie es geschafft und nehmen erstmals seit der WM 2002 wieder an einem großen Turnier teil.

Trapattoni glaubt an Überraschung

Ein Mann mit Österreich-Vergangenheit hat daran großen Anteil. Giovanni Trapattoni, der frühere Trainer von Red Bull Salzburg, machte es möglich. Der italienische "Maestro" traut seinen Schützlingen jetzt sogar eine Überraschung zu, wie sie Griechenland 2004 mit dem EM-Titel-Gewinn gelungen ist.

"Wir werden einhundertprozentiges Engagement benötigen. Aber warum nicht? Das ist kein Traum", sagte der Italiener selbstbewusst.

Auch den Tschechen genügte der Vorsprung (2:0) aus dem Heimspiel, um in Podgorica gegen Montenegro nicht mehr in Probleme zu geraten. Mit dem 1:0-Erfolg löste der Österreich-Nachbar zum fünften Mal in Folge die EM-Fahrkarte. Mittelfeldspieler Petr Jiracek machte mit seinem Tor (81. Minute) letztlich alles klar.