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Österreich will Ausbeute wie in Peking

Österreich will Ausbeute wie in Peking

Auch die zweieinhalb Wochen nach dem Erlöschen des Olympischen Feuers beginnenden Paralympischen Spiele der Behindertensportler in London (29.8. bis 9.9.) sollen ein Fest der Superlative werden.

4.200 Sportler aus 160 Nationen treten in 20 Sportarten um Medaillen an, mit Oscar Pistorius steht einer der Stars der 14. Sommer-Paralympics bereits fest.

Österreichs Team umfasst 32 Aktive in neun Sportarten (Kader siehe unten), erhofft wird ein Abschneiden wie zuletzt in Peking. Von dort waren die ÖPC-SportlerInnen mit sechs Medaillen heimgekehrt.

"Werden nicht medaillenlos bleiben"

Teammanager Walter Pfaller gab sich am Donnerstag bei der Abschieds-Pressekonferenz im Wiener Hotel Marriott, nur wenige Stunden vor der abendlichen Verabschiedung des Teams durch Bundespräsident Heinz Fischer, allerdings vorsichtig.

Weniger wegen der jüngsten und unerwarteten Medaillenlosigkeit von Österreichs nichtbehinderten Sportlern, sondern weil bei den Paralympics zwecks Übersichtlichkeit immer mehr Klassen zusammengelegt werden und die Entwicklung besonders rasant vorangehe.

"Medaillenlos werden wir aber nicht bleiben, davon bin ich fest überzeugt", versprach Pfaller. "Wenn wir ähnlich wie in Peking abschneiden, kann man aber von einer erfolgreichen Mission sprechen." 2008 gab es vier Gold-, und jeweils eine Silber- und Bronzemedaille für das Österreichische Paralympische Komitee (ÖPC).

Zurück am Geburtsort

Österreichs Team kann sich in London auf fast denselben Standard freuen, wie ihn ihre nichtbehinderten Kollegen vorfanden. 10 Tonnen Sportgepäck werden von Schenker demnächst nach London verfrachtet, eine dreiviertel Million Euro kostet die Mission, die zu den größten Teilen durch die öffentliche Hand sowie privaten Sponsoren bezahlt wird.

Dank Premier-Sponsor "Lotterien" wird auch bei den Paralympics das Trinity House Heimstätte des Österreich-Hauses und damit ein erstklassiger Ort der Begegnung sein.

In London kehren die Paralympics quasi an ihre Geburtsstätte zurück. In den 1940er-Jahren wurden mit den Stoke-Mandeville-Games erstmals Wettbewerbe für Kriegsbehinderte durchgeführt, weshalb das Maskottchen der XIV. Paralympics auch "Mandeville" heißt.

Noch viel Nachholbedarf

Eröffnet werden die Paralympics durch Queen Elizabeth. Erstmals wird auch der österreichische Bundespräsident persönlich vor Ort sein, Heinz Fischer besucht die Eröffnung der Paralympics am 29. August ebenso wie jene des Haus-Austria am 30. August.

"Das zeigt, welchen Stellenwert die Paralympischen Spiele in der Öffentlichkeit erreicht haben", freute sich ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat. Die Ex-Ministerin nannte bei der Pressekonferenz aber auch jene Bereiche mit Nachholbedarf.

Neben der Jugend und der Schule sowie den Medaillen-Prämien gibt es laut Rauch-Kallat auch beim Zugang zum Heer oder der vollen Integration des Behindertensports in die Fachverbände noch einiges zu tun. Ihr liege die Gleichbehandlung besonders am Herzen, betonte Rauch-Kallat.

Sieben Debütanten im Kader

Auffallend ist auch, dass im 32-köpfigen ÖPC-Team, das von Routiniers wie Thomas Geierspichler (Leichtathletik), Christoph Etzlsdorfer (Handbike/8. Start), Andreas Vevera (Tischtennis), Wolfgang Schattauer (Handbike), Stanislaw Fraczyk (Tischtennis) oder Martin Legner (Tennis) angeführt wird, 27 Männer aber nur 5 Frauen sind.

Auch sieben Debütanten sind für Österreich am Start. Darunter mit Bepo Puch ein querschnittgelähmter Reiter, der 2004 in Athen noch für Kroatien in der Vielseitigkeit angetreten ist.

Das am heißesten diskutierte Thema unter den Aktiven ist freilich die zunehmende Zusammenlegung der Klassen, die es den stärker Behinderten kaum noch möglich macht, erfolgreich zu sein.

Extrem betroffen davon ist z.B. Rollstuhlfahrer Geierspichler, der eineinhalb Jahre vor London hinnehmen musste, dass es in seiner Klasse in London keinen Marathon mehr gibt.

Geierspichler stellt sich Herausforderung

Statt dort Gold verteidigen zu können, musste sich der Salzburger kurzfristig zum "Sprinter" ändern. "Im ersten Moment wollte ich aufhören, jetzt aber stelle ich mich der Herausforderung", sagte Geierspichler, der nun über 100, 200, 400 und 800 Meter antreten muss.

Die Entwicklung sei aber insgesamt sehr kritisch zu betrachten, betonte auch Teamleiter Pfaller. "Man muss achten, dass das nicht so weitergeht. Sonst sind in zehn Jahren bei den Paralympics nur noch Sportler wie Oscar Pistorius am Start."

Der unterschenkelamputierte Südafrikaner hatte kürzlich als erster Sportler mit zwei Prothesen an Olympischen Spielen teilgenommen.

 

ÖPC-Kader für die Palaympischen Spiele in London:

Leichtathletik (6): Natalja Eder, Thomas Geierspichler, Bil Marinkovic, Günter Matzinger, Robert Mayer, Georg Tischer.

Radfahren (7): Walter Ablinger, Wolfgang Eibeck, Christoph Etzlsdorfer, Manfred Gattringer, Anita Ruetz, Wolfgang Schattauer, Helmut Winterleitner

Reiten (2): Thomas Haller, Bepo Puch

Rollstuhl-Fechten (1): Manfred Böhm

Rollstuhl-Tennis (3): Henriette Koosz, Martin Legner, Thomas Mossier

Schwimmen (3): Andreas Onea, Peter Tichy, Sabine Weber-Treiber

Segeln (3): Kurt Badstöber, Edmund Rath, Sven Reiger

Sportschießen (1): Hubert Aufschnaiter

Tischtennis (6): Manfred Dollmann, Stanislaw Fraczyk, Egon Kramminger, Doris Mader, Hans Ruep, Andreas Vevera