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"Unsere Stärke liegt in unserem Kollektiv"

Portugal 4, Spanien 0.

So lautete das Endergebnis beim letzten Aufeinandertreffen der beiden iberischen Fußball-Großmächte.

Auch wenn es sich beim Duell am 17. November 2010 nur um einen freundschaftlichen Test handelte, so birgt der Blick auf die Spielstatistik doch einen interessanten Fakt.

Der damalige Eröffnungs-Torschütze Carlos Martins musste für die EURO bereits im Vorfeld aufgrund eines Muskelrisses passen, Helder Postiga, der mit einem Doppelpack zum Matchwinner avancierte, erlitt eine Zerrung im Viertelfinale gegen Tschechien und ist nun ebenso zum Zusehen verdammt.

Bleibt noch Hugo Almeida, der vor knapp eineinhalb Jahren erst in der 76. Minute ins Spiel kam. Der ehemalige Bremen-Legionär, mittlerweile bei Besiktas in Istanbul unter Vertrag, ersetzte Postiga und glänzte mit dem Tor zum 4:0-Endstand.

Eben diese Rolle soll der bullige Angreifer, der so gar nicht ins Schema der filigranen Südländer passt, nun auch im EURO-Halbfinale übernehmen.

Die Gunst der Stunde

In allen drei Gruppenspielen nicht berücksichtigt, schlug Almeidas Stunde in der Viertelfinal-Partie gegen Tschechien. Ab der 40. Minute durfte er erstmals polnische EM-Luft schnuppern, das Warten hatte ein Ende.

„Natürlich war ich ein bisschen traurig, nicht in der Startelf zu stehen, aber es geht immer um harte Arbeit. Wenn die Gelegenheit kommt, musst du auf der Höhe sein, um deinem Team auf dem Feld zu helfen“, erklärt der 28-Jährige auf der offiziellen Pressekonferenz.

Bereits davor gibt der 1,91 Meter große Stürmer auf Nachfrage von LAOLA1 Einblick, wie er seine Leistung einschätzt und wie es für ihn weitergeht:

„Natürlich bin ich zufrieden mit meiner Performance, weil das Wichtigste ist, dass wir das Spiel gegen Tschechien gewonnen haben. Ich respektiere die Entscheidungen des Trainers, hoffe aber schon, im kommenden Spiel meinen Teil beitragen zu können und der Mannschaft zu helfen, das Finale zu erreichen.“

Leistungssteigerung von Spiel zu Spiel

Dass der nächste Gegner weder aufgrund der Historie („Gegen Spanien ist es immer ein besonderes Spiel“), noch der erreichten Erfolge einschüchternd wirkt, hat einen einfachen Grund – das eingangs erwähnte 4:0.

„Wir kennen den Fußball, den sie praktizieren sehr gut, haben sie beim letzten Mal geschlagen. Ich hoffe, dass wir auch diesmal gut in die Partie finden und den Sieg nach Hause bringen“, verkündet der 43-fache Teamspieler.

Nach dem etwas unglücklichen 0:1 gegen Deutschland zum EM-Auftakt hatte man das Gefühl, dass sich der Geheimfavorit von Spiel zu Spiel steigert. Einem Zittersieg gegen Dänemark folgte das 2:1 gegen die Niederlande und zuletzt wurde Tschechien über 90 Minuten regelrecht dominiert. Eine Entwicklung, die auch Almeida nicht verborgen blieb:

“Im Nationalteam ist es immer so, dass man nicht viel Zeit zu trainieren hat, weil auch alle nach einer langen Saison gezeichnet sind. Aber je länger das Turnier dauert, desto besser sind wir eingespielt, funktionieren als Mannschaft und zeigen das auch auf dem Feld.“

“Der Beste der Welt”

So wie sich die Leistungen der „Seleccao“ in Erfolgen widerspiegeln, so offenbart sich auch die ansteigende Formkurve Cristiano Ronaldos.

Nach zwei torlosen Spielen noch beinhart von den Kritikern gescholten, wird dem Real-Superstar mit der astronomischen Tor-Quote mittlerweile attestiert, der entscheidende Faktor im Match gegen den Titelträger zu sein.

„Die Kritik war unberechtigt. Er spielt ein großartiges Turnier und war in den letzten Partien einfach überragend“, lässt Almeida gar keinen Zweifel an der Leistung seines Sturmkollegen aufkommen und fügt das Thema abschließend hinzu: „Er ist einfach der beste Spieler der Welt.“

Mit dem Kollektiv zum Erfolg

Neben dem dreifachen Turnier-Torschützen laufen viele andere Kaderspieler zu Hochform auf, was nach Aussagen des Besiktas-Legionärs zur Waffe der Portugiesen wird: „Es gibt so viele, die derzeit wirklich gut spielen. Unsere Stärke liegt in unserem Kollektiv und das sollte auch der Fokus sein.“

Eine geschlossen perfekte Mannschaftsleistung wird es auch benötigen, um gegen den großen Nachbarn von der iberischen Halbinsel zu bestehen und wie im November 2010 zu gewinnen.

Damals wusste das portugiesische Spiel durch blitzsauberen und effizienten Konter-Fußball zu bestechen, eine Qualität, der man auch in Donezk (ab 20:30 Uhr im LIVE-Ticker) treu bleiben will.

Große Adaptierungen an das System des Gegners soll es demnach nicht geben. „Wir müssen einfach nur weiter unseren Fußball spielen, dann glaube ich, können wir das Finale erreichen“, verkündet Portugals Nummer 9.

Und auf die Frage, ob dort dann sogar der Titel möglich ist, nach dem sich eine ganze Nation seit Jahren sehnt, antwortet Almeida schlicht mit einer Gegenfrage:

“Warum nicht?”


Christian Eberle