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"Ich hatte fast schon abgeschlossen"

Peter Hlinka hat geschafft, was er selbst fast schon nicht mehr für möglich gehalten hat.

Im Alter von 36 Jahren hat der Slowake 41 Wochen nach seinem letzten Pflichtspiel den Sprung zurück in den Profi-Fußball geschafft.

Der FC Wacker Innsbruck hat den „Sechser“, der auch Innenverteidiger spielen kann, bis Saisonende unter Vertrag genommen. Davor war Hlinka seit seinem Abgang aus Wiener Neustadt im Sommer arbeitslos, im Winter zerschlug sich ein Engagement bei der Admira.

„Auf einmal war ich ein ‚normaler‘ Mensch mit freien Wochenenden. Das ist einerseits interessant und witzig, andererseits haben mir die Spiele schon sehr gefehlt. Ich habe etwas vermisst“, sagt der Routinier im LAOLA1-Interview über seine letzten Monate.

LAOLA1: Wie waren die letzten Tage für dich?

Peter Hlinka: Am Donnerstag hat mich Trainer Klaus Schmidt zum ersten Mal angerufen und sich erkundigt, wie es bei mir aussieht. Danach gab es auch noch lange Gespräche mit Sportdirektor Florian Klausner. Ich habe mir alles gründlich überlegt und hatte ein sehr positives Gefühl bei der Sache. Die Innsbrucker haben sich sehr um mich bemüht. Am Sonntag haben wir um crica 23 Uhr alle klar gemacht. Am Montag in der Früh bin ich in den Zug nach Innsbruck gestiegen.

LAOLA1: Wie fühlt es sich an, wieder zurück im Geschäft zu sein?

Hlinka: Es ist fein! Ich habe mich im Sommer deklariert, dass ich gerne noch weiterspielen würde. Auch mein Körper hat gemeint, dass es noch nicht vorbei sein sollte. Deswegen habe ich in den letzten Monaten alles dafür getan. Im Jänner gab es ein paar Geschichten, die aber leider nicht zustande gekommen sind. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass es nicht mehr so einfach sein wird. Ich hatte beschlossen, dass ich die Fußballschuhe an den Nagel hänge, wenn bis 25. Jänner nichts mehr passiert. Ich hatte schon fast abgeschlossen. Aber dann kam der Anruf aus Innsbruck.

LAOLA1: Du hast dich beim Dritten der slowakischen Liga, dem FK Senica, fit gehalten. Wie war das?

Hlinka: Ich habe komplett alles mitgemacht und auch ein Freundschaftsspiel für sie bestritten. Es war eine interessante Erfahrung. Ich hatte mit dem slowakischen Fußball ja schon lange nichts mehr zu tun. Es hat mir Spaß gemacht. Es wird zwar anders trainiert als ich es aus Österreich kenne, aber das Niveau war sehr hoch.

LAOLA1: Ist es nicht schwierig, voll in die Mannschaft integriert zu sein, aber dann am Wochenende, worauf ja alle hinarbeiten, nicht dabei sein zu können?

Hlinka: Das psychisch zu verarbeiten, war nicht einfach. Ich habe mit 17 Jahren meinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben und 18 Jahre lang jedes Wochenende ein Spiel. Auf einmal war ich ein „normaler“ Mensch mit freien Wochenenden (lacht). Das ist einerseits interessant und witzig, andererseits haben mir die Spiele schon sehr gefehlt. Ich habe etwas vermisst. Aber das musste ich so erwarten, als ich mich im Sommer entschieden habe, weiterhin Fußballspielen zu wollen. Ich wollte mir nicht vorwerfen, nicht alles dafür getan zu haben.

"Ich finde das sehr mutig, dass sich der Verein für mich entschieden hat"

LAOLA1: Du hast erwähnt, dass du dich als Führungsspieler siehst. Wie wird man diesem Anspruch gerecht, wenn man neu zu einem Klub kommt?

Hlinka: Wie gesagt: Ich habe seit sechs Wochen nicht trainiert, muss mich erst heranarbeiten. Aber die Fähigkeiten und Eigenschaften, die einen Leader ausmachen, hat man einfach. Ich habe dem Trainer aber schon gesagt, dass ich jede Rolle einnehme, die er will. Ich überlasse das alles ihm und freue mich einfach, wieder dabei zu sein. Es ist ja auch ein hohes Risiko, das der Trainer mit mir eingeht. Ich finde es sehr mutig und großartig, dass sich der Verein für mich entschieden hat und möchte etwas zurückgeben – in welcher Rolle auch immer.

LAOLA1: Wie hast du den FC Wacker im letzten halben Jahr erlebt?

Hlinka: Als neutraler Beobachter habe ich gesehen, wie ein toller Verein mit einem super Stadion und super Fans immer mehr nach unten gerutscht ist. Innsbruck gehört in die Bundesliga! Jeder Fußballer spielt gerne in diesem Stadion. Aber die Lage ist eben so, wie sie ist – das muss man realistisch sehen und auch annehmen. Es bringt nichts, zu jammern. Wacker steht auf einem Abstiegsplatz. Es braucht harte Arbeit und Punkte, um die Klasse zu halten.

LAOLA1: Was macht dein Schach-Klub jetzt eigentlich ohne dich?

Hlinka: Meine Meisterschaftspartie für Mittwoch musste ich leider absagen. Aber es bleiben nur noch zwei, drei Runden bis zum Ende der Wiener Betriebsmeisterschaft. Die Jungs müssen das ohne mich schaffen. Aber die kriegen das schon hin.

Das Gespräch führte Harald Prantl

LAOLA1: Wie kann ich mir deine Klub-Suche in den vergangenen Monaten vorstellen? Bist du aktiv auf Vereine zugegangen oder hast du dich auf deinen Manager verlassen?

Hlinka: Hauptsächlich habe ich mich auf meinen Berater Reinhard Tichy verlassen. Der hatte es in letzter Zeit nicht so leicht mit mir (lacht). Er war mir eine große Hilfe. Aber natürlich habe ich auch selbst mit Leuten von Vereinen gesprochen.

LAOLA1: Wie hätte dein weiterer Plan ausgesehen, wenn du keinen Verein mehr gefunden hättest?

Hlinka: Ich hätte mich auch auf etwas Neues gefreut. Ich habe die Trainer-Ausbildung gemacht, besitze die UEFA-A-Lizenz – das wäre mein Weg geworden. Aber man wird ja nicht sofort Trainer, man muss sich auch da weiterentwickeln. Ich hätte auch andere Ideen, über die ich vorerst nicht weiter sprechen möchte. Und ich habe mich auf einen langen Urlaub gefreut. Ich wollte, wenn ich keinen Klub finde, eine Reise durch die USA machen. Das ist aber Gott sei Dank noch nicht passiert.

LAOLA1: Die Tiroler „Krone“ hat den Artikel über deine Verpflichtung mit „der Retter in der Not“ betitelt. Fühlst du dich als solcher?

Hlinka: Der Trainer und meine neuen Mitspieler haben mich mit dieser Geschichte schon gehäkelt. Ich selbst habe es nicht gelesen. Ich bin ein Teil der Mannschaft. Zwar bin ich ein Führungsspieler, habe aber seit sechs Wochen kein Training mehr bestreiten können. Ich werde einige Zeit brauchen, um wieder auf Top-Niveau zu sein, aber das Fußballspielen kann man nicht verlernen. Mich als Retter zu bezeichnen, ist nicht angebracht, davon halte ich nicht viel. Das ist den anderen Spielern gegenüber auch nicht fair. Ich kann den Verein nicht retten. Ich bin ein Spieler, der nur im Mannschaftsgefüge funktionieren kann. Einzelne Spieler gewinnen keine Spiele.