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Reichelt: "Herr Weltmeister? Das ist noch ungewohnt"

Reichelt:

Gemessen an der Freude seines Umfelds hat er natürlich bemerkt, dass er etwas Großes erreicht hat.

Mit "Herr Weltmeister" angesprochen zu werden, ist Hannes Reichelt aber noch nicht ins Blut übergegangen.

"Das ist noch ein bisserl ungewohnt für mich", gestand der Super-G-Goldmedaillengewinner und fügte vor den Heimrennen in Saalbach hinzu. "Und wenn ich am Start stehe, hilft mir das nichts."

"Denke nicht mehr über Beaver Creek nach"

Der 34-Jährige erklärte nach dem ersten Training auf der neuen Schneekristallstrecke in Hinterglemm, dass sich alles "normal" angefühlt habe. "Das Gefühl, Weltmeister zu sein, hat sich am zweiten Tag eingestellt. Das verändert sich nicht groß. Ich bin konzentriert und habe genug damit zu tun, was vor mir steht. Ich denke nicht mehr darüber nach, was in Beaver Creek war." In manchen Momenten lässt er Gedanken an den WM-Erfolg freilich zu, "um Selbstvertrauen zu holen".

Gratulationen habe er viele erhalten und teilweise komme ihm vor, dass sein Umfeld fast noch die größere Freude habe. "Mir taugt das. Wenn das Umfeld glücklich ist, bin ich auch glücklich. Und wenn ich es damit glücklich machen kann, dann sollte man das wiederholen." Seine Eltern hätten in der Vergangenheit viel entbehren müssen. "Es ist schön, wenn du was zurückgeben kannst, in dem du solche Leistungen zeigst."

Saalbach-Abfahrt "cool zum Fahren"

Nach seiner Rückkehr aus Amerika hat sich Reichelt vier Tage daheim gegönnt und den Jetlag verdaut, dann wartete schon das Training auf der Weltcupstrecke. Nach einem freien Wochenende wurde noch einmal auf der Reiteralm trainiert. " Und schon ist man wieder im Alltag drinnen", meinte der Gewinner von neun Weltcuprennen, der zwar mit Kumpels auf ein Bier losgezogen ist, die WM-Party aber erst nach der Saison schmeißen wird. "Ich will ja nicht gleich heimgehen."

Die neue Weltcupabfahrt findet Reichelt "cool zum Fahren", beim ersten Abtasten vorige Woche habe er sich aber wie ein Ski Crosser gefühlt. "Weil du so viel in der Luft bist, weil so viele Wellen drinnen sind und die Steilkurve. Es ist ein Spaß für uns, es wird einem nicht langweilig." Es sei eine Bereicherung für den Kalender, da sei sich das ganze Starterfeld einig.

Chance auf Super-G-Weltcup intakt

Schlüsselstellen sind einige zu finden. "Es ist eine schwierige Abfahrt mit einigen Tücken. Oben ist es sehr kurvig. Es sind Passagen, wo man das Tempo ins Flache gut mitnehmen muss, und Stellen, wo du mit Hirn fahren musst. Der Zielsprung ist mächtig und weit. Spektakulär, aber schön zu springen. Es gibt im Zirkus aber wildere Hupfer, die dem Körper mehr wehtun. In der Traverse hier bin ich wesentlich härter gelandet."

Mit dem Super-G in Beaver Creek und der Abfahrt in Wengen hat Reichelt in der laufenden Saison zwei Weltcuprennen gewonnen. "Ich habe für beide Rennen in Saalbach die gleiche Erwartungshaltung. Ich hoffe, dass ich in der Abfahrt schnell bin. In der Abfahrt habe ich mich diese Saison ein paar Mal vertan. Beim Material zum einen, aber der größere Punkt war ich selbst. Ich habe viele Fehler gemacht, das sollte nicht passieren."

Die Chance auf eine kleine Kugel ist intakt. Im Super-G-Weltcup hat Reichelt als Dritter 109 Punkte Rückstand auf Kjetil Jansrud, in der Abfahrt als Sechster aber bereits 214. Er ist jeweils bestplatzierter Österreicher.