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"Ich will Meister werden"

Es war eine der ganz großen Transferbomben dieses Sommers.

Reinhard Divis wechselte zu den Vienna Capitals, nachdem er seinen Vertrag beim Meister RB Salzburg nicht verlängert hatte.

Interessantes Detail am Rande: Für den 36-jährigen Torhüter ist es das erste Mal, dass er als Profi ein Trikot eines Wiener Vereins überstreifen wird und das, obwohl Divis in Wien das Licht der Welt erblickte und beim Amateurverein WAT Stadlau das Eishockeyspielen erlernte.

Im zarten Alter von 18 Jahren verließ er die Bundeshauptstadt in Richtung VEU Feldkirch und es sollte weitere 18 Jahre dauern bis der Nationaltorwart, der als erster Österreicher ein Spiel in der National Hockey League bestritt, endlich bei einem Verein in seiner Geburtsstadt anheuern sollte. Der Kreis schließt sich somit für den zweifachen Familienvater.

Neun Meistertitel in Österreich

Nachdem Divis mit Feldkirch und Salzburg insgesamt neun österreichische Meistertitel feiern konnte, will der Keeper nun auch mit den Capitals die heimische Liga aufmischen.

„Wer mich kennt, der weiß, dass ich spiele, um Meister zu werden und alles für die Mannschaft gebe“, verrät der Neo-Caps-Goalie im LAOLA1-Interview.

Doch bevor die EBEL in die neue Saison startet, wartet auf die Wiener schon in der Pre-Season eine große Herausforderung.

Die Capitals wollen sich in der European Trophy auf der internationalen Bühne beweisen.

Ein Ereignis, dem Divis bereits entgegenfiebert. LAOLA1 hat mit dem Torwart-Routinier vor dem Auftakt am 11. August in der Albert-Schultz-Halle gegen Oulun Kärpät über seinen Weggang aus Salzburg, die Problematik mit den Wiener Fans und die neue Herausforderung gesprochen.

LAOLA1: Reinhard, du bist endlich nach einer langen Karriere in Wien angekommen. Wie ist das Gefühl nun bei den Capitals zu sein?

Reinhard Divis: Es ist super, in Wien zu sein. Ich bin von der Mannschaft sehr gut aufgenommen worden und den Trainer kenne ich ohnehin schon. Das Umfeld in Wien ist auf einem sehr hohen Niveau und man weiß auch, dass das von Jahr zu Jahr besser wird.

LAOLA1: Du hast deinen Vertrag bei Salzburg vorzeitig aufgelöst. Was waren die Beweggründe für diese Entscheidung?

Divis: Über die genauen Gründe möchte ich nicht sprechen, aber es hat für mich nicht mehr gepasst. Es gab zwei Möglichkeiten: Den Vertrag aussitzen und die Kohle abkassieren oder eine Veränderung herbeizuführen. Ich habe mich dazu entschlossen, nicht die Kohle abzukassieren und daraufhin hat sich das mit Wien ergeben.

LAOLA1: Was glaubst du, wie du in der Albert-Schultz-Halle empfangen wirst? Das Verhältnis zwischen den Wiener Fans und dir war in der Vergangenheit nicht immer das beste. Auch, weil du dich in der Vergangenheit kritisch zu den Anhängern der Caps geäußert hast.

Divis: Das ist mir in den Mund gelegt worden, denn ich habe nie negativ über die Wiener Fans gesprochen. Ich habe nie ein Interview gegeben, in welchem ich etwas Schlechtes über die Anhänger der Capitals gesagt habe. Das Einzige, was ich getan habe, ich habe immer mein Bestes für meine Mannschaft gegeben.  Ich weiß, dass die Fans der Wiener super hinter der Mannschaft stehen und da kann man nur den Hut vor ihnen ziehen. Wer behauptet, ich hätte je etwas Negatives über sie gesagt, der lügt schlichtweg.

Jetzt im selben Team: Divis und Gratton

LAOLA1: Dein erstes Pflichtspiel im neuen Trikot wirst du am Donnerstag in der European Trophy bestreiten. Welchen Stellenwert hat dieses Turnier für euch?

Divis: Es ist für uns eine große Chance, denn man trifft dort auf die besten Mannschaften Europas. Da wollen wir mithalten. Es ist immer gut, wenn man in der Vorbereitung auf Topteams trifft. Selbstredend ist es schwerer gegen solche Gegner gute Resultate zu erzielen, aber das Eishockey in Europa und auf der ganzen Welt ist zusammengerückt. Es gibt nicht mehr diesen großen Unterschied. Man muss aber sehr auf der Hut sein, denn wenn man nicht jedes Match voll bereit ist, kann man sehr schnell in ein Debakel schlittern.

LAOLA1: Die Saison wird sehr lang und es stehen in der EBEL sehr viele Spiele an. Ist die zusätzliche Belastung in der Pre-Season durch die European Trophy da nicht hinderlich?

Divis: Nein, gar nicht, denn wir alle stehen gerne auf dem Eis. Wer schon einmal eine Vorbereitung im Eishockey mitgemacht hat, der versteht, dass die Spieler lieber ein Match spielen als zu trainieren. Wir haben einen ausgeglichenen und starken Kader und sehr viel Zeit zu regenerieren. Wir sind alle Profis und wir wissen, wie wir uns zwischen den Spielen zu verhalten haben. Das stellt alles kein Problem dar.

LAOLA1: Ihr seid mitten in der Vorbereitung. Wie gut harmoniert die Mannschaft schon, die ja doch einige Neuzugänge integrieren muss?

Divis: Wir trainieren schon Powerplay und den Aufbau. Wie weit wir genau sind muss unser Trainer entscheiden. Wir agieren schon mit einem sehr hohen Tempo, aber für genauere Auskünfte müsste man wie gesagt den Trainer fragen.

 LAOLA1: Was will die Mannschaft in der European Trophy erreichen. Wie ist die Zielsetzung?

Divis: Wir müssen von Spiel zu Spiel denken. Das Niveau ist sehr hoch und man darf sich keine schwachen Phasen leisten. In diesem Turnier sollten wir nicht zu weit nach vorne blicken, sondern uns auf die nächstfolgende Aufgabe konzentrieren.

LAOLA1: Was die Meisterschaft betrifft, hat dein Trainer Tommy Samuelsson  das Ziel hingegen ganz klar definiert. Er will Meister werden. Wie siehst du die Situation in der heimischen Liga?

Divis: Ich stimme ihm da vollkommen zu. Wer mich kennt, der weiß, dass ich spiele, um Meister zu werden und alles für die Mannschaft gebe. Wenn wir im Finale unterliegen sind wir der erste Verlierer und es zählt genau gar nichts, dass wir bis ins Endspiel gekommen sind. Ich bin hierhergekommen, weil ich überzeugt bin, dass wir um den Titel mitspielen können. Ich hoffe, dass unsere Pläne auch aufgehen werden, denn die Konkurrenz schläft nicht.

LAOLA1: Du sprichst von der Konkurrenz. Salzburg ist natürlich wieder ein Favorit auf den Titel. Hast du die Situation bei deinem alten Klub beobachtet? Es gab ja zahlreiche namhafte Abgänge.

Divis: Ich habe das nicht verfolgt. In jedem Jahr gibt es in Salzburg sehr viele Wechsel und ich nehme an, dass das in diesem Jahr nicht anders sein wird. Aber ich habe mich mit den Zu- und Abgängen nicht beschäftigt. Ich kenne natürlich einige Spieler, die weggegangen sind, weil sie meine Freunde sind, aber wer jetzt speziell dazugekommen ist, weiß ich nicht. Daher kann ich kein Urteil abgeben.

Das Interview führte Sebastian Rauch