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Grabner: Promi, Familienmensch und "Glory-Hunter"

Grabner: Promi, Familienmensch und

Blitzschnell, torgefährlich, unberechenbar - Eigenschaften, welche den NHL-Crack Michael Grabner auszeichnen.

Denkbar ungünstig verlief der Sommer des Vorjahres. Dem 23-Jährigen drohte die Abschiebung in das Farmteam der Florida Panthers, bevor die New York Islanders sein Potenzial erkannten.

Von der „Waiver List“ schoss sich der Villacher mitten in die Welt-Elite. Doch der abrupte Karriere-Schub stieg dem selbstbewussten Right Wing keineswegs zu Kopf.

Bodenständig, zurückhaltend, heimatverbunden – so präsentiert sich die Privat-Person Grabner.

Warum Geld lediglich eine sekundäre Rolle spielt, er kein geeigneter Lehrer wäre, weiterhin Burger der Sterne-Küche vorzieht, Popularität sowie Familienleben genießt, und wo er zum Glory-Hunter wird, erklärt der Shootingstar im sehr persönlichen Gespräch mit LAOLA1.

LAOLA1: Michael, am 11. August geht es zurück nach Übersee. Wie gestaltet sich der weitere Fahrplan bis zum Saisonauftakt?

Michael Grabner: Zuerst fliegen wir nach New York, so kann sich Sohn Aidan Johann wieder auf die Zeit einstellen. Dann geht es zwei Wochen nach Spokane in Washington, also auf die andere Seite der USA um Heathers Familie zu besuchen. Dort gehe ich auch wieder regelmäßig aufs Eis. Ich werde wahrscheinlich bei meiner alten Mannschaft, den Chiefs, im Trainingslager vorbeischauen. Ich kenne den Coach und bin mit dem General Manager gut befreundet. Und ab 16. September starte ich mit den Islanders in das Vorbereitungs-Camp.

LAOLA1: Die Sommer-Vorbereitung (LAOLA1 zu Gast) in Villach durftest du für eine Reise zu den NHL Awards nach Las Vegas unterbrechen. Deine Eindrücke des Mega-Events mit unglaublichem Promi-Auflauf?

Grabner: Diese Show war großartig aufgezogen. Das ganze Wochenende werde ich so schnell nicht vergessen, ebenso wie das Allstar-Weekend. Es war eine Ehre dabei zu sein. Wenn du die Rookies und deren Klasse anschaust, hätten zehn andere Spieler dabei sein können. Wir hatten Spaß und waren sehr viel unterwegs, aber es war auch eine anstrengende Woche mit vielen Flügen.

LAOLA1: War es dein erster Aufenthalt in der Glückspielmetropole? Konntest du die Vorzüge von „Sin City“ überhaupt genießen?

Grabner: Zuvor war ich als 18-Jähriger in Vegas. Da konnte ich es nicht richtig ausnützen. Diesmal gingen wir ein bisschen zocken, allerdings hatten wir nicht viel Zeit. Nach der Award-Show standen zahlreiche Termine an. Danach flogen wir nach New York zur Draft-Party der Islanders.

LAOLA1: Mit VSV-Crack Niki Petrik begleitete dich ein langjähriger Freund. Ist es dir wichtig, deinen Vertrauten den großen Rummel im NHL-Business näher zu bringen?

Grabner: Meine Eltern fliegen nicht gerne. Heather und den Kleinen wollte ich nicht mitnehmen, das wäre zu stressig gewesen. Niki und ich ließen es uns gut gehen. Das war ein einmaliges Erlebnis und meine Familie bekam die Bilder zu sehen (lacht).

LAOLA1: Die Nominierung für den „Rookie of the Year“ war ebenso der Lohn für eine hervorragende Saison wie der neue Vertrag mit den NY Islanders. Die Franchise schenkt dir weitere fünf Jahre für ein Salär von je drei Millionen Dollar das Vertrauen. Zufrieden?

Michael Grabner: Sehr zufrieden (lacht)! Nicht nur wegen des Geldes, sondern der Absicherung. Für die nächsten fünf Saisonen werde ich ein wichtiger Bestandteil der Franchise sein, kann mithelfen, etwas aufzubauen und vielleicht auch zu gewinnen. In den vergangenen Jahren bin ich in das Trainingslager gegangen, musste mir einen Platz erarbeiten und wusste nicht sicher, wo ich spielen werde. Diese Gewissheit erleichtert hoffentlich den Saisonstart.

LAOLA1: Die „Isles“ ließen sich deine Dienste einiges kosten, du zählst seither zu den Top-Verdienern im Team. Welche Bedeutung haben Geld und Luxus für dich?

Grabner: Ich habe 17 Jahre dafür gearbeitet, die NHL war mein Traum. Jetzt wurde ich dafür belohnt. Das Geld wird mich nicht verändern, es ist nebensächlich. Ich komme weiterhin nach Hause, gehe wie früher zu McDonalds essen und brauche dafür nicht 200 Euro ausgeben.

LAOLA1: Kannst du dir in New York überhaupt noch einen Burger holen, ohne von Anhängern erkannt und um Autogramme gebeten zu werden? Ist diese Popularität störend?

NHL-Star im Talk mit LAOLA1-Redakteuren

Grabner: Mein Hobby ist mein Job, solche Pflichten gehören dazu. Es gibt größere Stars, die auf offener Straße Probleme haben. Ich freue mich, wenn mich Fans ansprechen. Das ist keineswegs störend, denn ich bin nur ein Mensch. Wenn jemand ein Autogramm will, gebe ich es demjenigen. Ich fühle mich nicht, als wäre ich etwas Besseres. Meistens begrüßen dich die Anhänger nur und respektieren deine Privatsphäre.

LAOLA1: Du scheinst die Aufmerksamkeit zu genießen. Wie viele amerikanische Sportler gibst du via Twitter einiges preis?

Grabner: Ich habe letzten Sommer damit angefangen. Es macht Spaß mit den Fans zu kommunizieren und etwas Einblick in mein Leben zu geben. Viele Spieler mögen es nicht, das kommt natürlich auf die Persönlichkeit an. In unserem Team machen es mittlerweile vier Cracks.

LAOLA1: Nach der vergangenen Saison ist dein Name allen Eishockey-Interessierten ein Begriff, steht man in einer Millionen-Metropole wie New York noch mehr im Rampenlicht?

Grabner: Jeder sagt, wir sind in New York. Aber die Islanders sind Long Island. Wir haben großartige Fans. Es ist eine kleinere Umgebung, mit einigen Grünflächen, Seen und Stränden, das erinnert mich etwas an Kärnten. Außerhalb der Großstadt ist es wunderschön. Wir sind 40 Minuten von Manhattan entfernt und halten uns meistens in Long Island auf.

LAOLA1: Dennoch befindest du dich im Sport-Wunderland. Hast du Lieblingsspieler oder Teams, die du besonders intensiv verfolgst?

Grabner: Natürlich schaue ich hin und wieder Football und Baseball. Aber ich unterstütze jedes Jahr ein anderes Team, immer das Beste (lacht). Klarerweise beobachte ich die New Yorker Teams, Jets oder Giants, genauer. Außerdem sehe ich mir gerne Leichtathletik, die großen Tennis-Turniere sowie das Eishockey in Österreich an. Ich habe noch viele Freunde in der Liga.

LAOLA1: Du sprichst das heimische Liga-Geschehen an und steckst direkt in der Vorbereitung. Für die NHL ist ein unglaublicher Fitnesslevel erforderlich, wie eklatant sind die Unterschiede zur EBEL?

Grabner: Der Unterschied ist keiner. Niki Petrik oder Michael Raffl (Suche nach den Grenzen) arbeiten gleich hart wie die Akteure in Nordamerika. Eishockey ist ein körperbelastender Sport, egal in welcher Liga. Du musst auf einem gewissen Stand sein, um Verletzungen vorzubeugen.

LAOLA1: Trotzdem geht es in der National Hockey League deutlich intensiver und schneller zur Sache. Also muss das Training etwas anders ablaufen, oder?

Grabner: Intensiver weiß ich nicht, aber die Schwerpunkte werden anders gesetzt. Wir machen mehr Intervall, in Österreich legt man Wert auf die Grundlagen-Ausdauer. In der NHL gibt es Spieler, die extra hart trainieren, aber auch Andere, die weniger tun und sich dafür gezielt auf gewisse Dinge konzentrieren, um diese zu verbessern. Es kommt auf die Fähigkeiten und den körperlichen Zustand an. Bei mir passt die Schnelligkeit, daher arbeite ich an der Ausdauer und versuche Gewicht zuzulegen. Ein anderer Spieler wird den Fokus vielleicht auf die Bereiche Schnelligkeit und Spritzigkeit legen.

"Grabs" erfüllt jeden Autogramm-Wunsch

LAOLA1: Während der Regular Season absolvieren die Cracks bis zu 82 Begegnungen und sind ständig auf Achse. Wie lässt sich in einem solchen Alltag mit Reisestress das Familienleben aufrechterhalten?

Grabner: In der Vorsaison hatten wir nicht allzu viele Auswärts-Trips. Zwei Mal waren wir eine Woche durchgehend unterwegs. Wenn wir kurze Reisen haben, fahren wir nach dem Spiel nach Hause. Meist handelt es sich um einen Tag, sonst hast du eigentlich viel Freizeit. Du gehst in der Früh zum Training, und arbeitest von neun bis zwölf Uhr richtig hart. Wir sind rund eineinhalb Stunden auf dem Eis, dann 45 Minuten in der Kraftkammer oder am Massage-Tisch und vielleicht folgt eine Video-Analyse. Mehr brauchst du während der Saison nicht. Mittags kommst du nach Hause und hast die restliche Zeit für die Familie. Es ist wunderbar, den Kleinen aufwachsen zu sehen.

LAOLA1: Neun bis zehn Monate des Jahres verbringst du in Übersee. Wo siehst du deine Heimat?

Grabner: Ich fühle mich in den USA wohl, kenne nach einigen Jahren das Land, die Kultur und auch die Sprache. Aber ich bin Österreicher und werde das immer bleiben. Es ist eine wunderschöne Abwechslung, drei bis vier Monate hier zu sein.

LAOLA1: Was macht für dich Heimat aus?

Grabner: Einfach in Villach zu sein. Meine Eltern wohnen da, sie sind noch nie in die USA geflogen, weil sie nicht in ein Flugzeug steigen wollen. Außerdem sehe ich meine Freunde, wir trainieren gemeinsam und unternehmen Sachen, das ist eine schöne Angelegenheit. Ich komme gerne nach Hause, dennoch hoffe ich, nächsten Sommer kürzer in Villach zu sein. Das würde nämlich bedeuten, ich komme mit den Islanders in die Playoffs.

LAOLA1: Wie versuchst du deiner Freundin und später Sohn Aidan Johann dein Vaterland näher zu bringen?

Grabner: Heather ist das fünfte oder sechste Jahr in Österreich. Ihr gefällt das Land sehr gut. Zudem versuchen wir den Kleinen zweisprachig aufzuziehen, damit er Deutsch von Beginn an beherrscht. Heather versteht es schon ein bisschen.

LAOLA1: Das heißt, du gibst ihr Sprachkurs?

Grabner: Sie probiert es, während der Zeit in Österreich oder über das Internet zu lernen. Natürlich versuche ich ihr zu helfen, aber ich verliere einfach zu schnell die Geduld (lacht).

LAOLA1: Kann sich die Familie Grabner eine Villach-Rückkehr nach der NHL-Karriere vorstellen?

Grabner: Wir können uns durchaus vorstellen, in Österreich zu wohnen und in Nordamerika ein Haus zu haben. Vielleicht in einem wärmeren Gebiet, wo wir über die Winter-Monate hinfliegen. Oder ich bin irgendwo als Trainer tätig. Diese Zeit ist hoffentlich noch weit weg, da kann vieles passieren.

Das Gespräch führten Christoph Köckeis und Peter Altmann

LAOLA1: Neben der täglichen Arbeit im Fitness-Studio gehören während des Villach-Aufenthalts wohl Pressetermine und Charity-Veranstaltungen zu deinem Alltag, oder?

Grabner: Mein Kalender ist voll. Ich versuche, so lange ich da bin, so viel als möglich unterzukriegen. Ich komme erst in einem Jahr zurück nach Österreich und sage nicht gerne Nein (lacht). Ich habe auch schon zwei Golf-Turniere gespielt.

LAOLA1: Bereiten dir Interviews wie dieses wenigstens etwas Spaß? Eigentlich kannst du diese Frage jetzt kaum verneinen.

Grabner: (lacht) Eine Stunde des Tages ist kein Problem. Die Leute sind meistens sehr nett, da macht es auch Spaß. Und Golf war früher ein Hobby, da habe ich gar vier bis fünf Mal pro Woche gespielt. Mit dem Kind geht es aber nicht mehr, für fünf Stunden auf den Platz zu gehen. Mit Freunden spiele ich allerdings schon gerne.

LAOLA1: Deine einstigen Kollegen bestätigen durch die Bank, dass du noch der Michael früherer Tage bist. Kannst du im Kreise deiner Vertrauten dem Trubel leichter entfliehen?

Grabner: Ich habe noch viele Freunde in Österreich. Über Facebook, Skype, E-Mail, Twitter und Handy halten wir stets den Kontakt. Ich probiere bodenständig zu bleiben, einfach so wie ich bin. Man sieht es bei anderen Sportlern, wenn sie überheblich werden, läuft es in der Karriere nicht mehr so gut.

LAOLA1: Den Boden unter den Füßen verlieren oder abzuheben, erlebt man dies bei Mitspielern?

Grabner: Nein, im Eishockey habe ich es bei den bisherigen Stationen in Vancouver und Florida nicht erlebt. Auch in New York halten sich die Kollegen für nichts Besseres. Wir sind eine verschworene Truppe, es war ein unglaubliches Gefühl, in der Vorsaison mit ihnen zu spielen. Ich wurde wirklich gut aufgenommen, wie in einer Familie.

LAOLA1: Du hast nach dem Wechsel schon bald Anschluss gefunden, dennoch war es eine turbulente Phase. Von Vancouver quer durch Nordamerika nach Florida und weiter in den „Big Apple“. Im Trade-System der NHL habt ihr Spieler kein Mitsprache-Recht. Wie geht man damit um?

Grabner: Es gehört zu unserem Beruf, du musst dich darauf einstellen und damit abfinden. Als Junger ist es so: Wo du hinkommst, kommst du hin. Du hast überhaupt kein Mitsprache-Recht. Die Franchise gibt dir Bescheid, wohin du wechselst oder ob du bleibst. Als älterer und erfolgreicher Spieler kannst du vielleicht mitentscheiden. Aber sogar Wayne Gretzky wurde einst von den Edmonton Oilers zu den Los Angeles Kings getraded. Egal wer du bist oder woher du kommst, jeder muss damit rechnen.