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"Dann kannst du überall in der Welt hinwechseln"

Als Kind habe er Sturm Graz in der Champions League spielen gesehen. Das Ziel von Bright Edomwonyi mit seinem neuen Arbeitgeber liegt also auf der Hand.

„Sturm ist eines der größten Teams in Österreich. Bei einem Verein wie diesem ist es das Ziel, in der Champions League zu spielen. Ich selbst werde mein Bestes geben und möchte so viele Tore wie möglich beitragen, um in der nächsten Saison in der Königsklasse zu spielen. Darauf liegt unser Fokus“, erklärt der Stürmer im Gespräch mit LAOLA1.

Rang zwei hinter Topfavorit Red Bull Salzburg würde reichen, um zumindest das Ticket für die CL-Qualifikation zu lösen.

Wohin auch immer ihn der Fußball bringt

Salzburg ist wiederum hauptverantwortlich dafür, dass Edomwonyi ab dem Frühjahr in der steirischen Landeshauptstadt auf Torejagd geht.

Und zwar in zweierlei Hinsicht: Erstens war Sturm durch den Abgang von Goalgetter Marco Djuricin zu den „Bullen“ im Angriff zum Handeln gezwungen, zweitens waren es die Mozartstädter, die den Nigerianer im Sommer 2012 nach Österreich lotsten und nun als Teil des Djuricin-Deals den Grazern überließen.

„Wohin auch immer mich der Fußball bringt, ich bin bereit zu gehen!“, sagt Edomwonyi und ein Blick auf seinen Lebenslauf bestätigt diese Einstellung. Bereits im Alter von 15 Jahren wagte er den Schritt nach Europa, konkret nach Belgien zum KVC Westerlo.

Fernab der Heimat

„Als ich acht Jahre alt war, habe ich mit dem Fußball begonnen. Schon in Nigeria war ich immer wieder zwei oder drei Wochen von zu Hause weg, als ich in Akademien gespielt habe. Das war immer schon ein Teil von mir. Ich bin gemeinsam mit zwei anderen Spielern nach Europa gekommen. Das hat es leichter für uns gemacht, zu kommunizieren und Dinge gemeinsam zu machen“, will der inzwischen 20-Jährige den Abschied aus seiner Heimat nicht überbewerten.

Mit seiner Familie steht er via Skype in Kontakt, zwei Mal im Jahr reist er nach Nigeria. Sein Bruder habe ihn bisweilen schon besucht. Dass seine Eltern ein Match in Graz sehen, wäre ein Traum.

In Hartberg blühte Bright Edomwonyi im Herbst auf

„Im Fußball darf man nie aufgeben, auch wenn man mit Herausforderungen konfrontiert ist. In Salzburg war es hart, wir hatten ein gutes Team, aber ich habe wertvolle Erfahrungen gesammelt. Auch Innsbruck war eine gute Erfahrung. Hindernisse ermutigen mich, noch härter zu fighten.“

Der schnellste Spieler in Österreich?

Belohnt wurde diese Einstellung in Hartberg. Neun Tore in 15 Einsätzen beim Abstiegskandidaten Nummer eins sind aller Ehren wert.

„Es ist wichtig, dass man sich bei seinem Verein wohl fühlt und in Hartberg habe ich mich wohl gefühlt. Dann kannst du rausgehen und dein Bestes geben – ob Spieler oder Fans, in Hartberg hat alles gepasst“, blickt Edomwonyi positiv auf seinen Abstecher in die Oststeiermark zurück.

Ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruht. „Bright war im Herbst unsere Lebensversicherung“, lobte Hartberg-Coach Bruno Friesenbichler in der „Kleinen Zeitung“, „er ist der schnellste Spieler in ganz Österreich, dazu dynamisch, charakterstark und enorm lernwillig. Wenn er den Konkurrenzdruck wegsteckt, setzt er sich überall durch.“

„Ich weiß, dass die Schnelligkeit eine meiner Stärken ist“, bestätigt Edomwonyi den Eindruck seines bisherigen Trainers. Auf eine Sprintrakete reduziert werden möchte er jedoch nicht.

Stärkere Mitspieler als großer Vorteil

In Graz will er auch fußballerisch auf sich aufmerksam machen: „Mit einem Team wie Sturm Graz ist das einfacher, weil wir viele gute Mittelfeldspieler haben, die gute Pässe spielen und mir den Ball geben können. Das ist ein großer Vorteil für mich.“

Dass er fernab der Heimat früher erwachsen werden hätte müssen als Gleichaltrige, sieht Edomwonyi nicht so: „Für mich ist Fußball das, was ich liebe. Und ich bin bereit, alles Notwendige zu tun, um das machen zu können, was ich liebe.  Als meine Karriere startete, war ich noch jung. Für mich ist das kein Problem.“

„In Salzburg war es hart“

Diese Karriere weist nun bereits einige Stationen auf, vornehmlich in Österreich. 600.000 Euro überwies Salzburg nach Westerlo, um die Stürmer-Hoffnung zu verpflichten und andere Interessenten wie Hoffenheim oder Genk auszustechen. Der Durchbruch blieb ihm jedoch verwehrt. Mehr als ein zehnminütiger Einsatz im Oktober 2012 gegen Rapid war für das Talent nicht drinnen.

Leihweise Engagements bei der Red-Bull-Filiale FC Liefering, Wacker Innsbruck (Frühjahr 2014) und beim TSV Hartberg (Herbst 2014) folgten.

 „Als ich nach Salzburg gekommen bin, war alles positiv, aber wir hatten viele Stürmer. Ralf Rangnick und Roger Schmidt wollten, dass ich mehr Spielpraxis bekomme. Eine Leihe sei besser, als immer nur fünf Minuten reinzukommen. Ich habe mir gesagt, ich bin jung und will das machen. Also bin ich nach Liefering und Innsbruck gegangen“, erinnert sich Edomwonyi.

Als Torgarant machte er jedoch weder bei Liefering noch in Innsbruck, wo er den Abstieg nicht verhindern konnte, auf sich aufmerksam. Eine harte, im Nachhinein jedoch lehrreiche Zeit:

Die ersten Eindrücke vom Neo-Arbeitgeber seien ausschließlich positiv. „Ich habe mich vom ersten Tag an wohl gefühlt“, betont Edomwonyi, der mit Rückkehrer Roman Kienast einen weiteren Konkurrenten um einen Platz im Angriff bekommen hat.

Bei den Testspielen gegen Rudar Velenje (6:0) und dem FC St. Gallen (3:3) steuerte er jeweils einen Doppelpack bei und war auch sonst bereits gut in die Offensivaktionen der Steirer eingebunden.

„Bringe ich in Graz meine Leistung, werden sich viele Möglichkeiten ergeben“

Der Vertrag des Nigerianers läuft bis Sommer 2017. Ob er wirklich zweieinhalb Jahre in Graz bleibt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Sturm scheute sich zuletzt bekanntlich nicht, Angebote für Spieler anzunehmen.

Geht es nach Edomwonyi, werden die Grazer auch mit ihm Geld verdienen. Für ihn ist die Bundesliga nämlich ein ideales Sprungbrett: „Wenn du in Österreich eine gute Saison hast, kannst du überall in der Welt hinwechseln. Das ist einer der Vorteile dieser Liga. Wenn ich in Graz meine Leistungen bringe, werden sich viele Möglichkeiten ergeben.“

Bis diese Win-Win-Situation eintreten kann, dauert es jedoch noch. „Jeder Spieler träumt von England oder Deutschland. Aber jetzt konzentriere ich mich voll auf Sturm“, verspricht Edomwonyi.

Lässt sich sein Champions-League-Traum tatsächlich erfüllen, ergibt sich der Rest möglicherweise ohnehin von selbst.

Peter Altmann