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Nobody's perfect: Die Erkenntnisse aus Wengen

Nobody's perfect: Die Erkenntnisse aus Wengen

Zum 85. Mal war Wengen am vergangenen Wochenende Gastgeber der Internationalen Lauberhornrennen.

Wie immer strömten die Schweizer Fans zu Tausenden ins Berner Oberland, um die Ski-Stars lautstark anzufeuern.

Aus Sicht der Eidgenossen hat es zweifellos geholfen, die Wettbewerbe in ihrer Heimat wurden zum vollen Erfolg.

Doch auch das österreichische Ski-Team reist nicht unzufrieden weiter nach Kitzbühel, wo es mit den Hahnenkammrennen weitergeht.

Zwar ließ Marcel Hirscher diesmal aus, dafür sprang Hannes Reichelt in der Abfahrt ein. Die Erkenntnisse der Lauberhornrennen:

Überragende Schweizer

Wer hätte vor einer Woche gedacht, dass die Hausherren Wengen mit drei Podestplätzen den Rücken kehren? Wohl kaum jemand. Doch allen voran Carlo Janka lief vor heimischer Kulisse zur Höchstform auf. Der Ex-Gesamtweltcup-Sieger triumphierte nicht nur in der Super-Kombination und feierte seinen ersten Weltcup-Erfolg seit März 2011, der "Iceman" stand als Dritter auch in der Abfahrt am Stockerl.

Dort gesellte sich mit Beat Feuz (Rang zwei) ein Landsmann hinzu. Generell waren die Schweizer die dominante Nation in der Königsdisziplin. Mit Küng (4.), Viletta (8.), Defago (10.), Gisin (11.) und Caviezel (12.) gelang nicht weniger als sieben Lokalmatadoren der Sprung unter die Top-10. Erfreulich auch die Leistung von Luca Aerni, der als Slalom-Zehnter erstmals seit knapp einem Jahr wieder so weit vorne landete.

Ein Slalom-Debakel

Im Slalom erlitt der Österreichische Skiverband ein fürchterliches Debakel. Reinfried Herbst landete als bester rot-weiß-roter Vertreter auf dem 13. Platz. Lediglich ein einziges Mal in der Weltcup-Geschichte erging es den österreichischen Herren schlechter - in Alta Badia 2006, als keiner in der Ergebnisliste auftauchte.

Sorgenfalten sind angebracht, allerdings gab es auch kleine Lichtblicke. Herbst gelang sein bestes Saisonergebnis, Mario Matt sammelte erstmals Punkte und damit auch Selbstvertrauen. Erfreulich war zudem die Leistung seines Bruders Michael. Der fuhr mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang auf Rang 16 und könnte sich damit sogar ein WM-Ticket gesichert haben.

 

Retter Reichelt

Da es bereits am Freitag in der Super-Kombination zu keinem Podestplatz reichte (Matthias Mayer wurde Vierter), waren die Abfahrer zum Erfolg verdammt.  Einer nach dem anderen ließ allerdings aus, lediglich einer konnte die Erwartungen erfüllen - und stahl damit zugleich den Schweizern die Show!

Hannes Reichelt, 2014 in Kitzbühel siegreich, kann nun auch ein Hackerl hinter dem zweiten großen Klassiker machen. Der Salzburger gewann 0,12 Sekunden vor Feuz. "Das ist richtig geil", jubelte der 34-Jährige. Die Erleichterung war groß, bedeutete sein Triumph doch den ersten Sieg des ÖSV in der Königsdisziplin in der laufenden Saison. "Jetzt ist es wieder ruhig und wir können uns in Ruhe auf Kitzbühel vorbereiten", wusste der strahlende Sieger.

 

Nobody's perfect

Marcel Hirschers Serie ist gerissen. Erstmals seit 24. Jänner 2012 in Schladming ist der Salzburger wieder in einem Weltcup-Slalom ausgefallen. 23 Mal war er zuletzt durchgekommen, neun Mal hatte er gewonnen, sogar 19 Mal stand er am Podest. Im 24. Slalom jetzt der Einfädler in Wengen.

"Ist schon lange nicht mehr passiert, ist aber so", meinte der LAOLA1 Sportler des Jahres hinterher. Dennoch reiste er mit einem Lächeln aus der Schweiz ab. "Ich bin schon happy, denn der Speed hat ganz gut gestimmt." Hirscher schied mit absoluter Zwischenbestzeit aus. Das Leader-Trikot im Slalom musste er allerdings ausziehen, neuer Träger ist Felix Neureuther, der trotz gesundheitlicher Probleme den Torlauf für sich entschied.

 

Kostelic' Super-Serie

Die Serie von Hirscher riss, jene von Ivica Kostelic ging weiter. Der Kroate ist ein wahrer Wengen-Spezialist. Trotz einer bislang völlig verkorksten Saison - bislang hatte er keinen einzigen Spitzenplatz zu Buche stehen - war das Selbstvertrauen sofort zurück, als er in Wengen ankam. Der Lohn dafür: Rang drei in der Super-Kombination. "Das ist wie ein Sieg für mich", war der 35-Jährige gerührt.

Für den Altmeister war es der 13. Stockerlplatz am Lauberhorn, im Slalom ist er sogar Rekordsieger mit vier Triumphen. Mayer verdrängte er um 0,05 Sekunden vom Stockerl. "Ich habe mich schon bei Matthias bedankt. Er wird noch viele Podestplätze und Siege erreichen - meine Zeit geht hingegen zu Ende", zeigte er sich realistisch. Bei der Siegerehrung stimmte er - fast schon traditionell - mit Janka das Lied "s'Vogellisi" an, in dem das schöne Berner Oberland besungen wird. Für ihn wird es immer ein ganz besonderer Ort bleiben.


Christoph Nister