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Flashback: Und täglich grüßt das Murmeltier

Flashback: Und täglich grüßt das Murmeltier

Der Große Preis von Kanada steht sinnbildlich für diese Saison, wenn nicht sogar für die letzten eineinhalb Jahre.

Die Silbernen dominieren, Lewis Hamilton behält dabei stets die Oberhand. Sebastian Vettel zeigt im Rennen, wer teamintern die Nummer eins ist. Zumindest einer der Lotus-Piloten fällt wieder mit einem völlig unnötigen Crash auf. Und die beiden McLaren-Fahrer können einem einfach nur mehr leid tun.

Hätte nicht der schlechte Startplatz von Vettel für eine aggressive Aufholjagd des vierfachen Weltmeisters gesorgt, wäre wohl tatsächlich das Murmeltier auf der Strecke das Highlight des Rennens gewesen.

Was man abseits von Eindrücken der kanadischen Tierwelt noch aus Montreal mitnehmen kann, erklären wir im Flashback:

  • HOT AND NOT

 Valtteri Bottas

Letztes Mal noch "NOT", dieses Mal schon wieder "HOT". Der Finne holt das Maximum aus seinem Williams heraus, hält in der Anfangsphase als Einziger mit dem Spitzentrio mit und ist somit auch nahe genug dran, als Räikkönen den entscheidenden Fehler begeht. "Kimis Fehler hat es uns ermöglicht, nach vorne zu kommen." Stark im Qualifying, fehlerlos im Rennen - Bottas belohnt sich für seine Leistung völlig zurecht mit einem Podiumsplatz und sorgt dafür, dass erstmals in dieser Saison kein Ferrari unter den ersten drei landet.

 

 Romain Grosjean

Wer im direkten Vergleich mit Pastor Maldonado schlecht ausschaut, hat sich den Platz in dieser Kategorie wirklich verdient. Der Franzose wirft mit einer völlig unnötigen Aktion gegen Roberto Merhi eine Top-Platzierung weg und rettet gerade noch einen Punkt ins Ziel.

Merhi im Manor lässt ihm auf der langen Gegengeraden viel Platz, Grosjean schert aber zu knapp vor ihm ein, schlitzt sich den Reifen auf und fasst für seine Dummheit auch noch eine Fünf-Sekunden-Strafe aus.

In einem Rennen, in dem der Lotus endlich einmal so richtig von der Mercedes-Power im Heck profitiert und sich klar als viertstärkste Kraft präsentiert, darf einem solch ein Fehler einfach nicht unterlaufen. Grosjean bestätigt wieder einmal seinen Ruf, zwar schnell, aber einfach zu fehleranfällig zu sein.

  • NEWCOMER-CHECK

Dieser Check ist in Kanada schnell gemacht: Gut war keiner der Rookies. Die Plätze 12 (Sainz), 15 (Verstappen) und 16 (Nasr) sprechen Bände, zeigen aber auch, dass sowohl Toro Rosso als auch Sauber in Montreal einfach nicht konkurrenzfähig waren. Gegen die Übermacht der Mercedes-Motoren ist für beide Teams auf einer Highspeed-Strecke kein Kraut gewachsen.

Carlos Sainz jr. zeigte dabei aber sowohl im Qualifying als auch im Rennen wieder einmal die beste Leistung aller Rookies. Max Verstappen kann sich ebenfalls nichts vorwerfen, hat sogar noch Pech mit einem ziemlich verpatzten Boxenstopp.

Felipe Nasr muss sich dieses Mal in Quali und Rennen seinem etwas erfahreneren Teamkollegen Markus Ericsson deutlich geschlagen geben, hat aber auch mit den Nachwehen seines Fauxpas vom Samstag zu kämpfen, bei dem er seinen Sauber ziemlich demolierte.

Alle drei werfen den Blick nun auf das Rennen am Red Bull Ring im steirischen Spielberg (19. bis 21. Juni), auch wenn die dortige Streckencharakteristik keine Besserung verspricht.

  • TEAM-CHECK: Vettel vs. Räikkönen
Die beiden Ferrari-Piloten sind am Ende nur durch vier Sekunden getrennt - doch die Rennen der beiden hätten kaum unterschiedlicher verlaufen können. Kimi Räikkönen geht von Startplatz drei aus ins Rennen und übt am Anfang sogar Druck auf Nico Rosberg aus, Sebastian Vettel startet von Platz 18 und macht einige Plätze gut, die er mit einem verpatzten Boxenstopp aber wieder einbüßt.
 
Doch nach dem ersten Renndrittel wendet sich das Blatt. Während Vettel nun Platz für Platz gut macht und sich bis zu seinem zweiten Boxenstopp bis auf Rang sieben vorarbeitet, leistet sich der "Ice-Man" nach seinem Stopp mit kalten Reifen einen Dreher und muss den Williams-Piloten Valtteri Bottas ziehen lassen. Da sich der Finne offenbar auch seinen Reifensatz beschädigt, wechselt er nach nur 14 Runden wieder auf Super-Soft, schafft es aber bis Rennende nicht mehr, den Williams-Piloten einzuholen.
 
Vettel hingegen marschierte nach seinem zweiten Stopp weiter durchs Feld, lässt Pastor Maldonado und Felipe Massa keine Chance und sichert sich schlussendlich Platz fünf. Während der aus guter Position startende Räikkönen (zum wiederholten Male) Punkte verschenkt, rettete Vettel ein schlechtes Wochenende mit einer starken Aufholjagd. Dieses Ergebnis nach dem bescheidenen Qualifying zeigt sehr deutlich, wie es um das Kräfteverhältnis bei der Scuderia bestellt ist.
 
  • DIE NEBELMASCHINE DER WOCHE: Gar nicht cool vom Ice-Man


  • DIE SKURRILSTE SZENE DER WOCHE: Kanadas Tierwelt
Dass ein Murmeltier kein Biber ist, wollen wir dem deutschen Kollegen nicht vorwerfen, immerhin lebt er in einem Land, in dem auch ein Kölsch für Bier gehalten wird.
Sebastian Vettel Kimi Räikkönen
Endplatzierung 5 4
Rückstand auf 1. 49,9 s 45,6 s
Topspeed Start/Ziel 300,0 km/h (1.) 292,6 km/h (10.)
Schnellste Runde 1:17:105 (2.) 1:16:987 (1.)
Reifenstrategie (Runden) SW (7) - W (28) - W (35) SW (26) - W (14) - SW (30)

  • FUNKSPRUCH DER WOCHE: "Mir doch wurscht"
McLaren-Ingenieur: "We need to save fuel" - Alonso: "I don't want to."

  • DER  DÜMMSTE UNFALL DER WOCHE: Multitasker Felipe Nasr

Nein, er hat sich nicht im Rückspiegel geschminkt, wie böse Stimmen behaupten. Aber peinlich war der Unfallhergang für den Brasilianer trotzdem. Im freien Training fährt er seinen Sauber auf völlig gerader Strecke in die Mauer und sorgt damit einerseits für eine rote Flagge, andererseits für verwunderte Blicke. Später stellt sich heraus, dass der 22-Jährige mit seinem Ingenieur sprechen will, während er die Reifen mit einer Zick-Zack-Fahrt aufwärmt. Dummerweise erwischt er aber den Knopf, der das DRS am Heckflügel öffnet, der Grip reißt ab und er wirft sein Auto in die Mauer. Blöd gelaufen.

 

  • DIE DÜMMSTE STRAFE DER WOCHE: Voll vervettelt

Was sich Sebastian Vettel wohl dabei gedacht hat? Das freie Training wird per roter Flagge unterbrochen, nachdem der Abschleppwagen den stehengebliebenen McLaren von Jenson Button von der Strecke holen muss, aber anstatt langsam zurück zur Box zu fahren, setzt der Deutsche mit 320 km/h zum Überholmanöver gegen Manor-Pilot Roberto Merhi an. Während ein Überholen unter Gelb schon bestraft wird, ist es unter roter Flagge ein absolutes No-Go. Die Strafe - eine Zurückversetzung um fünf Startplätze - war vorhersehbar und absolut verdient, da die wohl simpelste aller Sicherheits-Regeln gebrochen wurde. Eine Szene, die einem vierfachen Weltmeister nicht passieren darf. 

 

  • DIE ANSICHTSSACHE DER WOCHE: Ranking a la McLaren
Die beiden McLaren-Piloten können einem Leid tun, denn auch die neue Ausbaustufe des Hondas fällt eher in die Kategorie "Verschlimmbesserung". Zwar halten die beiden vom Speed her im hinteren Mittelfeld mit, dafür dürfte das neue Aggregat sehr durstig sein - bereits nach wenigen Runden werden sie zum Spritsparen aufgefordert. Beide stellen ihr Auto nach rund zwei Dritteln des Rennens ab. Auf Twitter glänzt Alonso mit Galgenhumor:

  • ZAHLENSPIELEREIEN:
0 - Zielankünfte für McLaren-Pilot Fernando Alonso in den letzten drei Rennen. Eine Statistik, die der Doppel-Weltmeister nur aus seinen frühen Minardi-Tagen (2001) kennt.

5 - Der jeweilige Polesetter konnte in Kanada seit dem Jahr 2000 erst fünf Mal gewinnen - die drei dieser Start-Ziel-Siege gehen auf das Konto von Lewis Hamilton (2007, 2010, 2015).

7 - Bei seinem achten Kanada-Gastspiel, startete Lewis Hamilton bereits zum siebten Mal aus Reihe eins, vier Mal davon von der Pole. Damit nimmt er Platz zwei in der Kanada-Bestenliste ein. Rekordhalter: Michael Schumacher mit sechs Pole Postions.

8 - Acht Rennen liegen zwischen dem GP der USA 2014 und dem GP von Kanada 2015. Welche Gemeinsamkeit die beiden haben? Sebastian Vettel scheiterte jeweils in Q1. Beim Rennen in Austin entschied sich der Deutsche nach Platz 17 für einen Start aus der Box und holte Platz sieben.
 
44  - Die Nummer 44 prangt auf Hamiltons Mercedes, mit dem er in Kanada zu seiner insgesamt 44. Pole Position in seiner Karriere fuhr.
 
 
Alexander Neuper / Daniela Kulovits