"Du bist elf Mal in den Playoffs und scheiterst sieben Mal in der ersten Runde. Man liebt es, "Star Wars"-Zahlen von Peyton, Marvin (Harrison) und Reggie (Wayne) zu haben. Aber am meisten liebst du die (Super-Bowl-)Ringe. Brady hatte nie konstante Zahlen, aber er hat drei Ringe."

Nun sei das Team besser aufgestellt. Wohl auch ein Seitenhieb auf den (verdienten) finanziellen Extra-Status von Manning in Indy-Zeiten.

Denver-Head-Coach John Fox verteidigte daraufhin seinen Schützling, nannte die Aussage eine "unfaire Bemerkung" und bezeichnete Irsay als "ein wenig undankbar". Der Empfänger nahm es gelassen und kommentierte auf Twitter: "Das berührt mich nicht. Um den meistgeliebten Colt aller Zeiten zu zitieren: 'Ich wollte bleiben, Jim wollte das, die Umstände haben anderes erfordert'."

Zudem betonte Irsay, dass Manning damals auch dachte, die Colts können sich die Chance namens Luck nicht entgehen lassen. Übrigens treffen am Sonntag zum ersten Mal in der Draft-Ära zwei Nr.-1-Picks einer Franchise aufeinander.

Der Superstar bleibt gelassen

Manning selbst hielt sich aus dem klassichen Vorgeplänkel vor solch einem Spiel wie immer Gentleman-like zurück ("Dazu möchte ich nichts sagen").

Der Altmeister gibt seine Antworten stets auf dem Platz. Dort, wo der Superstar in dieser Saison wieder nach den Sternen greift.

Mit seinen Broncos ist Manning ungeschlagen und hält bei 22 Touchdowns. Noch kein anderer Spielmacher erzielte in den ersten sechs Spielen so viele Touchdown-Pässe. Die Rekord-Marke von seinem Dauer-Rivalen in der AFC, New Englands Tom Brady (50), wankt.

Einige sprechen vom besten Manning aller Zeiten, trotz seines Alters - oder vielleicht auch gerade deswegen. Er ist auf bestem Wege, seine fünfte MVP-Auszeichnung einzufahren.

"Ich vergleiche meine Leistungen nicht mit anderen Jahren, weil das schwierig ist, ob der Umstände wie Teamkollegen, Franchise etc. - ich fühle mich aber besser als vergangene Saison", sprach Manning vor dem Duell.

"Man kann nicht sagen, wie es wird"

Und wie werde sich das "Heimkommen" am Sonntag anfühlen?

"Football ist eine emotionale Angelegenheit, aber man kann nicht im Vorhinein sagen, wie man sich an diesem Tag fühlen wird. Ich kann mich nur vorbereiten wie immer, denn 52 Teamkollegen und Coaches zählen auf das. Es ist aber natürlich ein unbekannter Gegner für mich, weil ich noch nie gegen die Colts gespielt habe. Es wird sicherlich einmalig", sagte Manning.

Auf die Frage, ob er eine Message für seine Fans in Indianapolis habe, hält sich der Vorzeige-Profi wie immer bescheiden zurück.

"Ich will nicht eine Mittwochs-Pressekonferenz als Plattform nutzen, um eine Message loszuwerden. Fakt ist, ich stehe mit Colts-Fans noch immer in Kontakt. Sei es durch Mails, die ich bekomme, oder durch das Geldsammeln für das Kinderkrankenhaus. Ich spiele zwar nicht mehr dort, aber ich habe nie damit aufgehört, mit den Leuten zu kommunizieren. Eine Message wäre, dass ich zwar gegangen bin, aber eigentlich nicht wirklich."

"Es wird keinen anderen Manning geben"

Das Theater rund um seinen Abgang aus Indianapolis ist abgehakt, es ist, wie es ist. "Es werden Dinge entschieden, die dich zwar betreffen, wo du aber nicht wirklich Einfluss hast. Ich bin aber einfach glücklich, Football zu spielen."

Und die Bürger von Indianapolis sind glücklich, dass er das so lange in ihrer Stadt getan hat.

So darf den Worten von Irsay vom 7. März mehr Bedeutung als den dieswöchigen zugesprochen werden, als er bei der Bekanntgabe des Abschieds von Manning damals sagte:

"So hart dieser Tag ohnehin schon ist, er ist so hart hinsichtlich dessen, was Peyton für unsere Stadt, für unseren Bundesstaat und für unsere Franchise getan hat. Wir sind gesegnet, ihn hier gehabt zu haben. Es wird hier keinen anderen Peyton Manning geben."

 

Bernhard Kastler

Das traditionell Gute an solch einer Saison: Man darf als erstes Team bem Draft ziehen. Und wie es der Zufall so wollte, wartete das College-Supertalent Andrew Luck als Hauptpreis. Wie Manning ein Quarterback.

Am 8. März 2012 wären zudem Manning aufgrund seines Vertrages 28 Millionen Dollar zugestanden. Gepaart mit der Unsicherheit ob der Verletzung Mannings, lag die so schwierige Entscheidung förmlich auf der Hand, nämlich den alternden Manning zu entlassen, die Zukunftsoption zu wählen und mit Luck neu aufzubauen.

"Er gab der Stadt so viel"

Das war auch den Bürgern von Indianapolis klar. "Es war kein Schock für mich, weil es sich einfach abzeichnete. Die Fakten sprachen für sich und die Leute haben darüber gesprochen", sagte etwa der Bürgermeister von Indianapolis, Greg Ballard.

"Man konnte logisch an die Sache herangehen, aber mir ging es wie alle anderen: Es war nicht einfach, Peyton gehen zu sehen. Weil er uns so viel bedeutete und der Stadt so viel gab."

Unglaublich viel.

Als Manning nach einer 3-13-Saison 1998 gedraftet wurde, hatten die Colts in Indianapolis drei Playoff-Saisonen zu Buche stehen, 1996 schafften sie es als Höhepunkt bis dahin ins Championship Game, das sie gegen die Pittsburgh Steelers verloren.

Klassisches Vorgeplänkel

In den 14 Jahren mit Manning standen die Colts elf (!) Mal in der Postseason. Er hob die Franchise auf eine Football-Plattform, die Indianapolis zuvor nicht kannte. Seine Fähigkeiten als Denker und Lenker machten ihn nicht umsonst zum vierfachen Rekord-MVP.

Zwei Mal erreichten die Colts mit ihm die Super Bowl, 2007 wurde der Titel nach einem 29;17-Sieg gegen die Chicago Bears zum bislang einzigen Mal nach Indianapolis geholt. 2010 unterlag man den New Orleans Saints im Endspiel mit 17:31.

Gab es Kritik in Mannings Colts-Ära, so bezog sie sich in der Regel auf die Postseason-Bilanz, in der eben nur ein Titel zu Buche steht. In diesem Kontext zog Irsay diese Woche den Unmut auf sich.

Der eigenwille Franchise-Besitzer, der nach der Unsaison 2011 viele Entscheidungsträger auf die Straße setzte und damit auch Manning keine Freude machte, hielt in der "USA Today" seinen Standpunkt fest.