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"Die Austria braucht keine Revolution"

Markus Kraetschmer ist der große Gewinner beim FK Austria Wien.

Diese Sichtweise wird am Verteilerkreis hinter vorgehaltener Hand immer wieder artikuliert.

Denn mit der Bestellung von Franz Wohlfahrt (LAOLA1 hat berichtet) als neuen Sportdirektor ist der künftig alleiniger AG-Vorstand der Violetten.

„Ich fühle mich überhaupt nicht als Gewinner. Alleiniger Vorstand zu sein, hat viel mit Verantwortung und Haftung zu tun“, sagt der Wiener im Gespräch mit LAOLA1.

Am Papier über Wohlfahrt

Fakt ist aber, dass Kraetschmer über dem Sportchef der Veilchen steht – und nicht wie bisher im Fall von Thomas Parits neben ihm. „Ja, es stimmt, dass ich am Papier über Wohlfahrt stehe. Die Intention ist aber ganz klar, zusammenzuarbeiten. Wir werden uns tagtäglich abstimmen“, beteuert der 43-Jährige.

Allerdings gibt es einige Anzeichen dafür, dass die Bestellung Wohlfahrts nicht ganz so reibungslos verlaufen ist, wie es nach außen hin dargestellt wird.

Keine Einstimmigkeit "nicht überraschend"

Tatsache ist, dass der Beschluss, Wohlfahrt vom ÖFB-Tormanntrainer ins Amt des FAK-Sportdirektors zu heben, nicht einstimmig gefasst wurde.

Kraetschmer dazu: „Das hat mich nicht überrascht. Ich bin bei der Austria einen sehr offenen Diskussionsprozess gewohnt. Ich will auch betonen, dass es ein sehr großer Grad an Zustimmung war. Es war keine knappe Entscheidung. In einer Demokratie ist es legitim, dass der ein oder andere seine Bedenken hat.“

LAOLA1-Informationen zufolge soll Heinz Peischl der heißeste Konkurrent Wohlfahrts gewesen sein. Der 51-jährige Österreicher arbeitet seit Dezember 2012 als sportlicher Leiter des FC St. Gallen.

Kein zweiter AG-Vorstand

Außerdem soll zunächst durchaus der Plan gewesen sein, Wohlfahrt zum AG-Vorstand zu machen. Erst die Bedenken einiger Aufsichtsrat-Mitglieder sollen zu einer „Herabstufung“ zum Sportdirektor geführt haben. „Das möchte ich ganz klar dementieren. Das hat nichts mit seiner Person, sondern der durchgeführten Struktur-Analyse zu tun“, hält Kraetschmer fest.

Wohlfahrts Stärken-Schwächen-Profil

Kaum Details will er indes verraten, wenn es um das Konzept Wohlfahrts geht. „Er hat sich mit einem klaren Konzept für die Zukunft des gesamten Sportbereichs präsentiert. Er hat auch mit einem Stärken-Schwächen-Profil gearbeitet. Die traditionellen Stärken der Austria sollen unterstrichen, aber auch der Weg mit jungen, österreichischen Spielern weitergegangen werden.“

Das klingt nicht anders als das, was die Austria bisher gemacht hat. Kraetschmer rechtfertigt sich: „Die Austria braucht keine Revolution, sondern eine Optimierung in einigen Bereichen.“

Das Trainingslager als erstes Ziel

Bevor Wohlfahrt präsentiert wird und sein Konzept auch öffentlich erläutert, sind noch Details mit dem ÖFB zu klären.

Das erklärte Ziel der Austria ist aber, dass der neue Sportdirektor gemeinsam mit seinem Vorgänger Thomas Parits am 21. Jänner mit der Mannschaft ins Trainingslager nach Belek fliegt.

Harald Prantl

Kraetschmer wird jedenfalls bis auf weiteres alleiniger AG-Vorstand bleiben. Die Installation eines Nebenmanns ist nicht geplant: „Das war nicht Gegenstand der Diskussionen. Das wird auf die Entwicklung des Klubs in den nächsten Jahren ankommen.“

Es bleibt beim Vier-Augen-Prinzip

Dem Wiener wird in diesem Zusammenhang sowieso ein wenig zu viel Wert auf die Theorie gelegt. „Aus juristischer Sicht wird er ein Sportdirektor mit Prokura, was mit Haftungsfragen zu tun hat. Das heißt nicht, dass es schlechter oder besser ist. Faktum ist, dass er inhaltlich der Sportchef ist.“

In der Praxis solle sich am bisherigen Vorgehen wenig ändern. „Wir werden das Vier-Augen-Prinzip einhalten. Wohlfahrt, dessen Vertrag bis Sommer 2018 läuft, und ich werden die Verträge mit Spielern und Trainern zeichnen“, sagt Kraetschmer.

Bei einer Spielerverpflichtung laufe das dann so ab: „Er evaluiert die sportliche Qualität eines Spielers gemeinsam mit dem Trainer, ich werde den wirtschaftlichen Rahmen evaluieren. Wenn wir beide der Meinung sind, dass das passt, wird der Spieler kommen.“