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Der Carmen-Jorda-Effekt

Der Carmen-Jorda-Effekt

Könnt ihr euch noch an Giedo van der Garde erinnern?

Ja. genau. Der Mann, der in Australien dafür sorgte, dass der Exekutor angeblich schon an der Sauber-Tür kratzte.

Nach seinem Vertrags-Hick-Hack ist es ruhiger um den Niederländer geworden. Jetzt hat er Zeit, sich ganz entspannt die Formel 1 anzusehen, nachdem er selbst zugegeben hat, wohl keine Chance mehr in der Königsklasse zu haben.

"Ready for the race. Whats your prediction?", fragt er seine Twitter-Follower unmittelbar vor Rennstart. 20 Minuten später der nächste Tweet: "Race is BORING..........." Willkommen im Jahr 2015.

ABER: Es gibt Teams und Menschen, auf die ist immer Verlass, wenn sich in puncto Rad-an-Rad-Duellen nicht viel tut. Danke, Lotus, danke, Pastor Maldonado. Diesmal auch danke, Fernando Alonso, wobei man da eher gute Besserung wünschen muss. Es ist nämlich soweit: Jetzt macht der McLaren sogar den eigenen Fahrern Angst.

Der Flashback:

  • HOT AND NOT

Nico Rosberg

Endlich ist es passiert! Nico Rosberg beendete mit seinem Triumph in Spanien seine Durststrecke und feierte den ersten Saison-Sieg 2015. „Es war ein perfektes Wochenende“, jubelte der Deutsche nach seinem Start-Ziel-Sieg. Rosberg durchbricht damit die Dominanz von Lewis Hamilton und gibt im Stallduell mit dem Weltmeister ein kräftiges Lebenszeichen von sich. „Ich glaube nicht, dass Nico jemals weg war, die beiden waren immer eng zusammen. Aber jetzt wird es mit dem Kopf-an-Kopf-Rennen weitergehen“, glaubt Toto Wolff. In der WM trennen Hamilton und Rosberg noch 20 Punkte.

Fernando Alonso

Für Fernando Alonso war es ein Wochenende zum Vergessen – und das ausgerechnet bei seinem Heim-Grand-Prix. Der Spanier, der mit einer Augenentzündung zu kämpfen hatte, musste seinen McLaren-Honda im Rennen aufgrund von Bremsproblemen frühzeitig abstellen. Dem nicht genug kam es durch das Bremsversagen noch zu einer heiklen Situation beim Boxenstopp, als sich ein Mechaniker gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Trotz des verpatzten Wochenendes übt sich Alonso in Optimismus: "Das Wichtigste ist, dass du glücklich bist mit deinem Job". Na dann…

  • NEWCOMER-CHECK

Lange Zeit sah es danach aus, als würde Max Verstappen seine Pechsträhne beenden und endlich wieder Punkte einfahren. Der Niederländer erwischte einen guten Start und überholte sogar Teamkollege Carlos Sainz. Mit dem Wechsel auf die härteren Reifen büßte der 17-Jährige aber immer mehr Zeit ein – er kostete ihn am Ende sogar einen Platz in den Punkterängen. Verstappen beendete das Rennen schließlich auf Rang elf.

Genau umgekehrt verlief der Grand Prix für Verstappens Toro-Rosso-Kollegen Carlos Sainz. Der 20-Jährige erwischte keinen optimalen Start, im Laufe des Rennens kämpfte sich der Spanier vor heimischem Publikum aber tapfer nach vorne und wurde am Ende mit Platz neun und zwei Punkten belohnt. „Es freut mich, bei meinem ersten Heimrennen zwei Punkte für das Team geholt zu haben“, sagte Sainz.

Felipe Nasr fuhr ein unauffälliges, aber solides Rennen. Der Sauber-Pilot holte das Bestmögliche aus seinem Auto heraus und machte immerhin drei Plätze gut. Für den Brasilianer ist es nach Malaysia und Bahrain bereits der dritte zwölfte Rang in dieser Saison. "Mehr als der zwölfte Platz war heute aus eigener Kraft nicht möglich", resümierte Nasr.

  • TEAM-CHECK: Ricciardo vs. Kvyat

Red Bull Racing fährt in der laufenden Formel-1-Saison weiter hinterher. Beim Grand Prix von Spanien werden beide Autos überrundet, Daniel Ricciardo belegt Rang sieben, Daniil Kvyat wird Zehnter. Der Australier revanchiert sich damit fürs Qualifying und stellt im Renn-Duell auf 4:1. "Ich bin zufrieden, weil wir alles erreicht haben, was wir konnten und der siebte Platz das Maximum war, das ich aus dem Auto holen konnte", sagte Ricciardo. "Ein paar Abschnitte des Rennens waren ermutigend, aber wir sind noch immer weiter zurück als wir sein wollen.“ Motorsportdirektor Helmut Marko formulierte es etwas drastischer: "Wie auf der Geraden an uns vorbeigepfiffen wird, ist irre." Das bekam auch Kvyat zu spüren. Der Russe zog in der letzten Runde im Duell um Platz neun mit Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz den Kürzeren. "Das war ein schlechter Tag für mich, deshalb möchte ich mich jetzt einfach auf Monaco konzentrieren, in der Hoffnung, dass wir dort konkurrenzfähiger sein können." 

  • UNHEIL DER WOCHE: Der McLaren macht Angst!

Nicht konkurrenzfähig, langsam und jetzt auch noch gefährlich. Die Spirale bei McLaren-Honda dreht sich nach unten. In Spanien hat die missliche Lage einen neuen Tiefpunkt erreicht. Mittlerweile gelingt es dem Rennstall auch nicht mehr, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Zwar kündigte Fernando am Samstag noch an, in die Punkte fahren zu wollen, woraufhin Button kopfschüttelnd entgegnete: "Ich hätte zum Frühstück bitte gern das gleiche wie Fernando!" Letztlich schied der Spanier aus, Button wurde überrundet und - wenn man die Manor-Marussias ausklammert - Letzter. Das Schlimme daran: Die Fahrer haben in manchen Situationen nicht mehr die Kontrolle über das Auto. So wie Alonso, als er in der Box nach einem Bremsversagen einen Mechaniker fast über den Haufen fuhr (HIER IM VIDEO). "Es war beängstigend, das Auto zu fahren. Immer, wenn ich aufs Gas gegangen bin, ist es ausgebrochen. Ich bin mir sicher, dass da etwas nicht stimmt", sagt Button. Jetzt wird auch am Fahrermarkt bereits spekuliert. Solange Lewis Hamilton nämlich keinen Vertrag bei Mercedes hat, ist die Tür für Alonso offen...

Daniel Ricciardo Daniil Kvyat
Endplatzierung 7. 10.
Rückstand auf 1. +1 Runde +1 Runde
Topspeed 273,4 km/h (17.) 276,4 km/h (15.)
Schnellste Runde 1:31,124 (8.) 1:31,887 (11.)
Reifenstrategie (Runden) M (13), M (29), H (23) M (11), M (27), H (27)

  • VERLETZUNG DER WOCHE: Eier aus Stahl

Nicht nur die Mechaniker bei McLaren-Honda haben ein gefährliches Leben. Ein junger Mann von Lotus musste sogar kurzfristig um seine Nachkommen fürchten. Was war passiert? Nach Motorenproblemen wurde Romain Grosjean an die Box geholt, ähnlich wie Alonso schießt er über die Markierung und lässt dabei den Mechaniker mit dem Wagenheber durch die Luft fliegen. Dabei bohrte sich dessen Arbeitsgerät kurzfristig in den Bereich des Unterbauchs. Zum Glück konnte eine sofortige Kühlung des Problembereiches eingeleitet werden. Und - Internet sei Dank - ist die Formel-1-Community um ein zauberhaftes Meme reicher. Dass Pastor Maldonado sein Rennen mit halben Flügel bestritt, ging dabei fast unter:

  • KIMI DER WOCHE: Satz mit f***

Unser Lieblingsfinne hat kein wirklich zufriedenstellendes Rennen erlebt. Der Start war zwar einmal mehr fulminant, aber danach half auch eine andere Strategie im Vergleich zu den restlichen Top-Piloten nichts. Am Ende wurde es Platz fünf. Der Frust des "Iceman" war zwischendurch hörbar. "What the fuck is this Marussia doing? He has been in three corners now in the middle of the road", schickte ein angepisster Räikkönen in unnachahmlicher Art über den Äther (HIER zum Nachhören). Auch Teamchef Maurizio Arrivabene, der sich aktuell von einer Armverletzung erholt, war alles andere als happy. Der Abstand zu Mercedes ist nicht kleiner geworden.

  • ZAHLENSPIELEREIEN:

31 - Nico Rosberg fährt mit seinem Sieg nicht nur den neunten Karriereerfolg ein, sondern auch seine 31. Podiumsplatzierung. Er zieht in dieser Wertung mit der australischen Legende Jack Brabham gleich.

56 - Apropos Brabham: Rosberg siegte exakt 56 Jahre nach dessen ersten Grand-Prix-Sieg in Monaco.

2.000 - Mercedes hat seit dem GP von Spanien über 2.000 Runden in Führung verbracht.

5 - Im fünften Rennen in Folge kam Rosberg exakt auf jener Position ins Ziel, von der aus er gestartet ist.

75 - Für Lewis Hamilton war Rang zwei der 75. Podestplatz in seiner Karriere und sein zwölfter in Serie. Nur zwei Fahrer haben längere Erfolgsläufe: Michael Schumacher (19) und Fernando Alonso (15).

14 - Nochmal Hamilton: Der Brite hat nun in 14 Rennen infolge zumindest eine Runde angeführt. Damit liegt er nur noch drei Grand Prix hinter Sir Jackie Stewart und einen hinter Michael Schumacher.

4 - Sebastian Vettel holte in seinem fünften Ferrari-Rennen seinen vierten Podestplatz. Kein einziger Fahrer in der langjährigen Geschichte der Scuderia hat dies zuvor geschaft. Ziemlich beeindruckend.

3 - Carlos Sainz jr. startete zuversichtlich von Platz fünf und kam letztlich als Neunter ins Ziel. Damit holte er in seinen ersten fünf F1-Rennen dreimal Punkte. Das schaffte kein Spanier vor ihm. 

7 - Bitter für Fernando Alonso: Der Routinier hat zum ersten Mal seit 2008 keine Punkte beim Heimrennen geholt. Mittlerweile ist er ganze zwei Jahre ohne Sieg, den letzten feierte er 2013 in Barcelona.

 

Daniela Kulovits / Andreas Terler