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"Kampf gehört genauso dazu"

In Linz beginnt's von Neuem.

Nach der Beurlaubung von LASK-Trainer Karl Daxbacher hat Martin Hiden interimistisch bis Saisonende übernommen. Es gibt eine Vertragsoption auf eine weitere Zusammenarbeit. Der Steirer trainierte zuvor die Amateure, die SPG Pasching/LASK Juniors, in der Regionalliga Mitte (9.).

Für Daxbacher, der sich in einer Reaktion gegenüber LAOLA1 „überrascht und konsterniert“ zeigt, aber das Kommentieren der Entscheidung ganz Sir-like den Beobachtern überlasse, traf die Wende ebenso unerwartet wie die Spieler. „Wir waren überrascht“, sagte etwa Goalgetter Radovan Vujanovic nach dem ersten Training mit Neo-Trainer Hiden im Paschinger Waldstadion.

Auch Thomas Hinum hielt fest: „Keiner hat damit gerechnet. Das hat man auch den Spielern angesehen. Als wir ins Stadion versammelt wurden, dachten wir an einen Appell des Vorstandes.“

Zwischenmenschlich passte es bei Trainern und Spielern. „Jeder weiß, wie menschlich top Karl Daxbacher ist“, so Hinum. „Die Entscheidung ging alleine von der Vereinsführung aus.“

Nachfolger von Baumgartner und nun Daxbacher

Fünf Tage nach seinem 42. Geburtstag leitete Hiden erstmals eine Einheit einer Profi-Mannschaft, wenn auch nur ein knapp 75-minütiges Abschlusstraining vor dem Duell mit Horn am Dienstag.

Seit September 2013 trainierte der frühere Verteidiger den FC Pasching, übernahm damals als Co-Trainer den Posten des zu St. Pölten abgewanderten Gerald Baumgartner, den er schon in dessen Ära bei den RB Juniors unterstützte. Hiden beendete seine aktive Ära ebenfalls dort, spielte zuvor in seiner aktiven Zeit für Sturm, Salzburg, Leeds, Rapid, Austria und Austria Kärnten.

Der vierfache Meister und zweifache Cupsieger absolvierte 332 Bundesliga-Partien, neun in der Champions League und 26 in der Premiere League. Mit LAOLA1 sprach er über den neuen Job.

LAOLA1:Wie überraschend war für Sie Ihre Bestellung zum LASK-Trainer?

Martin Hiden: Genauso überraschend wie für uns alle. Ich habe Sonntag einen kurzen Anruf bekommen, aber da war auch noch nicht abzusehen, was passieren würde.

LAOLA1: Wie war die erste Einheit?

Hiden: Ich kenne die Spieler natürlich, weil ich zuvor mit den Juniors hier auch trainiert habe. Von der Qualität des Kaders wissen wir, dass die da ist. Viel kann ich vor dem Spiel am Dienstag nicht machen. Ich will ein, zwei Dinge sehen und natürlich mit drei Punkten starten.

LAOLA1: Sie hatten mit dem einen oder anderen Spieler ein längeres Gespräch am Feld.

Hiden: In einem halben Abschlusstraining kannst du nicht über die Maßen viel bewirken. Ich habe ihnen einfach nur eine Idee mitgegeben, wie wir spielen wollen. Das muss am Platz dann auch nicht genau so sein. Aber so würde ich eben gerne spielen. Mit dem einen oder anderen habe ich darüber gesprochen, was ich auf seiner Position von ihm verlange. So versuche ich Schritt für Schritt den Spielern in den nächsten Tagen einzuimpfen, wie ich es denn gerne hätte.

LAOLA1: Wie hätten Sie es denn gerne? Was für ein Trainer ist Martin Hiden?

Hiden: Das sollen andere entscheiden. Ich mache keine Selbsteinschätzung, die Einschätzung überlasse ich anderen.

LAOLA1: Anders gefragt: Worauf legen Sie als Trainer wert?

Hiden: Die Einstellung zum Sport, zum Beruf, zum Verein muss einfach passen. Es kann jeder Fehler machen, die passieren, aber die Einstellung muss in jedem Fall da sein, vor allem bei der Qualität, die hier vorherrscht. Die Mannschaft steht nicht zu Unrecht da vorne, es hat vorher schon viel gepasst. Von daher sind es Kleinigkeiten, die ich anders machen will. Es gehört aber alles dazu. Der nötige Ernst wie auch der Spaß. Man muss die passende Mischung finden.

LAOLA1: Haben sich die Gegner besser auf den LASK eingestellt?

Hiden: Die meisten spielen gegen den Abstieg, die haben vielleicht andere Prinzipien im Spiel. Die schauen auf andere Sachen, wie wir. Darauf müssen wir uns einstellen. Wir müssen kämpfen und raufen. Die Spieler haben das Potenzial, viele Situationen spielerisch zu lösen, im Fußball gehört aber der Kampf genauso dazu. Egal in welcher Liga.

LAOLA1: Was bedeutet es für Sie, den LASK als erste Profi-Mannschaft zu trainieren?

Hiden: Alleine schon der Name LASK, das hat schon etwas zu bedeuten. Ich freue mich darauf und bin mit vollem Elan dabei.

LAOLA1: Sie haben mit vielen Trainern gearbeitet. Haben Sie mehr von Peter Pacult oder Gerald Baumgartner mitgenommen?

Hiden: Ich habe alle Arten von Trainer gehabt, auch in England. Im Endeffekt nimmt man von dem einen das mit, vom anderen das. Es gibt immer wieder Schlagworte, aber ich will einfach meinen eigenen Stil kreieren und der Mannschaft mitgeben. Am Ende des Tages zählt der Erfolg, mit dem geht vieles leichter. Das ist so.

LAOLA1: Vier Punkte Rückstand, 13 Runden noch zu spielen. Alles noch drin, oder? 

Hiden: Vielleicht liegt uns ja die Rolle als Jäger mehr als jene des Gejagten.

  

Das Gespräch führte Bernhard Kastler