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"Ein Spiel wird nicht das ganze Leben kaputt machen"

Als allererster Spieler überhaupt stellte sich Marko Arnautovic nach dem Duschen den Medienvertretern, und das ausführlich.

Dabei hätte der 22-Jährige genug Gründe gehabt, sich zu verstecken. Man hätte es ihm wohl nicht verübelt.

Erst eine bescheidene Leistung, dann dafür bei seiner Auswechslung mit einem gellenden Pfeifkonzert bestraft.

Arnautovic war wohl so etwas wie der rot-weiß-rote Verlierer beim 3:1-Sieg gegen Finnland.

„Man hat Tage, da geht es halt nicht“

Um Selbstkritik musste man den Werder-Legionär nicht lange bitten, die kam ungefragt: „Zu meiner Leistung kann ich nur sagen, dass ich nicht gut gespielt habe. Ich war gar nicht in Form, ich weiß nicht wieso.“

Eine schlüssige Erklärung für sein verpatztes 17. Länderspiel konnte die Offensivkraft nicht anbieten: „Man hat Tage, da geht es halt nicht. Ich habe leider so einen Tag gehabt.“

Spätestens, als in Halbzeit eins sein Freistoß „irgendwo hingegangen“ sei, hätte er gemerkt, dass es bei ihm nicht laufen würde. Arnautovic war in der zentralen offensiven Position hinter Stoßstürmer Marc Janko kaum anspielbar, konnte nicht durch Kreativität punkten.

„Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe“

„Mir ist nichts gelungen, ich bin auch nicht zu meinen Bällen gekommen. Einmal hatte ich eine Aktion, wo ich Marc eine Chance aufgelegt habe, ansonsten war es schwierig für mich. Ich kann einiges besser machen“, klagte der frühere Inter-Legionär, der eingestand, dass er in solchen Situationen noch lernen muss:

„Ich bin noch unerfahren damit, wenn es nicht läuft. Das muss man wegschalten können und andere Sachen besser machen. Leider ist es nicht so gelaufen.“

So sehr Arnautovic seine Performance wurmte, so wenig Verständnis hatte er für die Pfiffe gegen seine Person. 10.200 Zuschauer im Klagenfurter Stadion sorgten für eine enttäuschend stimmungsarme Kulisse, als die Nummer 7 für Vereinskollege Zlatko Junuzovic den Platz verließ, machten sie sich zwischenzeitlich doch einmal akustisch bemerkbar.

„Es ist unnötig. Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe. Ich habe schon viel geleistet für Österreich, habe meine Tore gemacht und jetzt solche Pfiffe, wenn man einmal schlecht spielt. Ich denke, dass die Leute da draußen keinen Respekt haben“, ärgerte sich der Sündenbock.

„Ein Spiel wird nicht das ganze Leben kaputt machen“

Arnautovic polarisiert bekanntlich mehr als andere Kicker. Durch sein bisweilen extravagantes Auftreten sind die Blicke vermehrt auf ihn gerichtet, durch sein unbestrittenes Potenzial ist die Erwartungshaltung größer als bei anderen. Gerade letztere hat er diesmal nicht erfüllt.

Aus der Bahn werfen wolle er sich von diesem Negativerlebnis jedoch nicht lassen: „Nein, das wird nicht geschehen. Ich hoffe, dass die Leute und die Mannschaft noch immer hinter mir stehen, auch nach dieser Leistung. Es wird ja nicht ein Spiel das ganze Leben kaputt machen.“

Mehr Freude als seine Leistung und die Reaktion des Publikums bereitete ihm naturgemäß das Erfolgserlebnis für die Mannschaft:

„Es ist ein großer Sieg für uns, aber nicht nur für uns, sondern für ganz Österreich, und natürlich auch für den Trainer. Diesmal war die Leistung weniger gut als in der Ukraine, dafür haben wir gewonnen.“

„Ich kann nur sagen: Diese Leistung tut mir Leid“

Überbewerten dürfe man dieses 3:1 jedoch nicht, denn in der WM-Qualifikation würden stärkere Gegner als Finnland warten. Spätestens dann will Arnautovic wieder mit guten Leistungen Schlagzeilen produzieren:

„Die Mitspieler haben noch probiert, mich aufzubauen. Ich habe auch probiert, mich aufzubauen, es ist nicht gegangen. Ich kann nur sagen: Diese Leistung tut mir Leid. Ich bin hundertprozentig sicher, dass ich es besser kann. Das nächste Mal, wenn ich ins Nationalteam komme, will ich wieder eine bessere Leistung abrufen und jedem zeigen, dass sie nicht pfeifen brauchen, sondern jubeln können.“

Die nächste Gelegenheit dafür gibt es Anfang Juni gegen die Ukraine.


Peter Altmann/Harald Prantl/Jakob Faber