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"Ich hasse nichts mehr als Aufschneider"

Klagenfurt - Er ist Österreichs Mr. Beachvolleyball.

Mit dem Ziel einer Olympia-Medaille hatte sich Clemens Doppler vor fast drei Jahren Top-Hallenspieler Matthias Mellitzer als Partner gesucht.

In der Olympia-Qualifikation liegen die EM-Zweiten allerdings weit im Hintertreffen. Beim Heim-Grand-Slam in Klagenfurt sucht Doppler den Weg aus der Krise.

Mit der APA sprach der 30-jährige Oberösterreicher über enttäuschte Erwartungen, die offene Zukunft von Doppler/Mellitzer und eine Woche Rampenlicht:

Frage: Die Olympia-Qualifikation ist nach einer mäßigen Saison in weite Ferne gerückt. Wie geht es dir dabei?

Doppler: "Ich denke derzeit extrem selten an London 2012. Aber es ist mit Abstand unser größtes Ziel. Es ist der Grund, warum 'Melle' und ich vor drei Jahren zusammengegangen sind. Wenn es nicht sein sollte, sollte es nicht sein. Wir müssen die Saison gut beenden, dann haben wir noch eine Chance. Mit einem Erfolgserlebnis in Klagenfurt kommt das Rad hoffentlich ins Laufen."

Frage: Das heißt, du hast London 2012 noch nicht abgeschrieben?

Doppler: "Nein, das tue ich nur, wenn etwas nicht mehr möglich ist. Wenn wir die Saison schlecht aufhören, hat es aber keinen Sinn mehr. Man braucht zwölf gute Ergebnisse bei Turnieren. Durch diese Qualifikations-Kriterien besteht das Risiko, dass nicht die besten 24 Teams bei Olympia dabei sind. Das verstehe ich nicht."

Frage: Zählst du Doppler/Mellitzer derzeit zu den besten 24 Teams?

Doppler: "Nein, momentan sicher nicht. Aber wir haben das Potenzial, Top Ten zu sein. Wir haben heuer noch keinen Ausreißer nach oben gehabt. Das größte Problem ist die nicht vorhandene Konstanz. Ein Satz ist gut, der andere schlecht. Das kann zermürben."

Frage: Du hast angedeutet, dass du dich nach Saisonende von deinem
Partner trennen könntest. Wie ernst sind die Überlegungen?

Doppler: "Jeder, der sich mit dem Sport befasst, muss hinterfragen, was wir bisher erreicht haben. Das waren vier oder fünf Ergebnisse in fast drei Jahren. Das ist unter unserer Erwartungshaltung. Wir haben uns vor fünf Wochen mit unserem Management und unserem Trainer zusammengesetzt und haben gesagt, dass wir nach Klagenfurt und der EM entscheiden, wie es weitergeht. Wir waren Richtung London auf dem komplett falschen Weg."

Frage: Hat sich das geändert?

Doppler: "Bisher nicht. Eventuell müssen wir unsere Ziele neu definieren. Ich hasse nichts mehr als Aufschneider, die sagen, dass  sie Olympiasieger  werden und dann nichts erreichen."

Frage: Dein langjähriger Trainer Marco Solustri steht ebenfalls zur Diskussion?

Doppler: "Wenn ein Trainer im Fußball drei Jahre nicht wirklich viel erreicht, ist es das Normalste der Welt, dass er zur Diskussion steht. Marco ist einer der fünf besten Trainer der Welt. Aber du musst ihn dir auch leisten können. Er ist in Rom, unser Trainingsort ist daher Rom. Das alles ist eine finanzielle Frage. Wenn wir nach Saisonende noch eine Chance auf Olympia haben, werden wir ihn eher behalten. Dann bleiben uns auch die Sponsoren erhalten."

Frage: Wie gehen Melli und du bei diesem wichtigen Turnier mit der Situation um?

Doppler: "Das Wichtigste ist Ehrlichkeit. Das alles ist kein Geheimnis, zwischen 'Melle' und mir ist alles geklärt. Das Gefühl habe ich auch auf dem Platz. In Klagenfurt musst du alles ausblenden. Als Beach-Volleyballer lebst du von diesem Turnier. Klagenfurt ist wie Kitzbühel für die Skifahrer. Mehr Aufmerksamkeit hast du nirgendwo."

Frage: Wie sehr kann einen diese Aufmerksamkeit ablenken?

Doppler: "Man hat so viele Termine, dass man gar nicht zum Nachdenken kommt. Vielleicht ist das auch gar nicht schlecht. Es ist ein positiver Stress. Es ist gut, dass es nur eine Woche im Jahr ist. Am Sonntag danach bekomme ich immer acht Stresswimmerl. Jede Woche würde ich das nicht aushalten."

Frage: Es kommen immer mehr Fans. Hast du das Gefühl, dass sie auch
vom Sport immer mehr verstehen?

Doppler: "Es gibt Stimmen, die sagen, 80 Prozent kommen nur wegen der Partys und dem Saufen, und 20 Prozent wegen dem Sport. Das glaube ich nicht. Natürlich hat die Veranstaltung Festivalcharakter, aber wenn der Sport niemanden interessieren würde, würde sich auch niemand um 4.00 Uhr in der Früh um den Eintritt anstellen. Die Leute haben Ahnung vom Sport. Sie kennen sich aus."