news

"Es war trotzdem nur gegen die Färöer-Inseln"

Er kam, sah und siegte.

Derzeit scheint es überhaupt keine Bedeutung zu haben, ob sich Philipp Hosiner das Trikot seiner Austria oder jenes des ÖFB-Nationalteams überstreift. Der Stürmer trifft nach Belieben.

Mit seinem Doppelpack beim 6:0-Erfolg gegen die Färöer konnte er seinen Wert weiter steigern, dass es aber überhaupt erst so weit kommen konnte, verdankte er einer Fügung des Schicksals.

Marc Jankos Leid aufgrund einer Adduktoren-Verletzung mündete schlussendlich in Hosiners unverhofftem Durchbruch bei seinem Startelf-Debüt.

„Es gibt nicht viel zu überlegen“

„Natürlich bedeutet mir das sehr viel. Ich bin eigentlich nur durch die Verletzung von Marc in die Anfangself gerutscht. Ich habe das erst wenige Minuten vor dem Anpfiff erfahren“, verriet der 23-jährige Goleador nach seinem zweiten Auftritt im ÖFB-Team.

Die Probleme seines Trabzonspor-Kollegen waren bereits seit dem Abschlusstraining am Vortag bekannt, wie auch Teamchef Marcel Koller bestätigte. Hosiner wurde somit schon für den Fall der Fälle vorbereitet.

„Es gibt natürlich nicht viel zu überlegen. Wenn man die Chance bekommt, von Beginn an zu spielen, muss man natürlich sofort da sein. Ich habe mich schon ein bisschen damit befasst, weil ich gewusst habe, dass Marc Probleme hat. Auch der Trainer hat zu mir gesagt, dass ich bereit sein soll, wenn es bei ihm nicht geht“, gestand der Angreifer im Gespräch mit LAOLA1.

So bereitete sich der Burgenländer so auf die WM-Quali-Partie gegen die Färöer vor, als hätte er sowieso zur ersten Elf gezählt.

Hosiner trotz Startelf-Debüt nach Maß selbstkritisch

Dass er zum ganz großen Helden des Abends werden könnte, deutete er dann bereits nach 45 Sekunden an. Vorerst scheiterte er jedoch noch alleinstehend vor Keeper Nielsen.

In seinem Fall behielt der Spruch „Aller guten Dinge sind drei“ jedoch Richtigkeit. Nach nur acht Minuten verwandelte er eine Hereingabe von Fuchs zur frühen Führung. Nur zwölf Minuten später krönte sich der Austrianer zum „Mr. Doppelpack“.

„Die ersten zwei Chancen waren leider nicht drin. Aber es ist halt kein Wunschkonzert, man kann nicht jede Chance machen. Ich hatte mir vorgenommen, so viele Chancen wie möglich zu erarbeiten und irgendwann wird dann einer hineingehen. Das war heute der Fall“, gab sich Hosiner trotz Galavorstellung selbstkritisch.

Anders als bei den meisten seiner 27 Saisontore in der Bundesliga jubelte der Führende der Torschützenliste diesmal nicht ausgelassen vor der Fan-Tribüne, sondern lief schnurstracks zur Ersatzbank, wo ihn sein Zimmerkollege in die Arme schloss.

„Haben uns in den letzten Tagen gut zugeredet"

„Jakob (Anm. d. Red.: Jantscher) ist ein sehr guter Freund von mir, ich kenne ihn schon aus den Jugend-Nationalteams. Wir haben uns in den letzten Tagen gegenseitig unterstützt und gut zugeredet. Ich hatte ihm versprochen, dass ich zu ihm jubeln komme, wenn ich ein Tor schieße.“

Hosiner hielt sein Versprechen, arbeitete viel und war stets brandgefährlich. All das, was den Offensivspieler seit Wochen und Monaten ausmacht. Da war es schlussendlich Nebensache, dass er eine „unkorrekte Gelbe Karte“ nach einer angeblichen Schwalbe sah.

Trotzdem schien es dem Doppel-Torschützen beinahe unangenehm zu sein, nun auch im Nationalteam sofort im Rampenlicht zu stehen.

„Es war trotzdem nur gegen die Färöer-Inseln. Ich glaube, ich habe meine Leistung gebracht, aber am Dienstag wird ein anderes Spiel sein. Wir werden sehen, ob mir der Teamchef gegen Irland die nächste Chance gibt“, stapelte der Ex-Admiraner tief.

Hosiner gab mehr als Empfehlung ab

Gegen die Iren hat Teamchef Koller nun die Qual der Wahl, sollte sich Janko rechtzeitig von seinen Blessuren erholen. Denn Hosiner würde sich gerne auch auf sportlichem Wege eine Nominierung in die Startelf verdienen.

„Ich hoffe, dass Marc in den nächsten Tagen wieder fit wird. Vielleicht ist er mit seiner Kopfballstärke gegen die Iren besser. Wenn der Teamchef aber wieder mir vertraut, werde ich versuchen, eine gute Leistung zu bringen.“

Koller selbst geizte nicht mit lobenden Worten und stellte ihm indirekt eine Chance für Dienstag in Aussicht. "Das war heute natürlich ein weiterer Schritt für ihn, sich auch international zu bewähren. Die Färöer können aber natürlich kein Maßstab sein. Er muss sich in Irland bewähren."

Gegen die Färöer war das Spiel auf Hosiner zugeschnitten, da man gegen einen überforderten Gegner eine Vielzahl an Chancen herausspielen konnte. Mit der Auswahl von Giovanni Trapattoni wartet aber ein anderer Gradmesser.

„Es wird natürlich um einiges schwieriger. Die Iren sind eine sehr kampfstarke Mannschaft mit sehr vielen harten Spielern. Aber wenn wir unsere Leistung abrufen, können wir auch in Irland punkten.“

Hosiner für ÖFB-Team derzeit unverzichtbar?

Dass wird laut dem viel umjubelten Matchwinner auch nötig sein, will man noch ernsthaft ein Wörtchen um die Qualifikation für die WM in Brasilien mitreden.

„Wir werden versuchen, das Selbstvertrauen mitzunehmen. Der zweite Platz ist unser großes Ziel.“

Mit der personifizierten Torgefahr auf dem Platz könnten die Chancen auf ein gutes Ergebnis in Irland steigen. Denn auch wenn er sich bei der Doping-Kontrolle nach dem Färöer-Spiel nicht gerade als Scharfschütze erwies und in der Mixed Zone deshalb lange auf sich warten ließ, scheint er auf dem grünen Rasen derzeit unverzichtbar zu sein.

Nachdem das Startelf-Debüt gegen die Fähringer in die Kategorie „Geschichten, die nur der Fußball schreibt“ fiel, geht es für Hosiner ab sofort um Bestätigung.


Alexander Karper