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"Bewiesen, dass wir das Spiel machen können"

„Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht“, stöhnte Zlatko Junuzovic, „vom Chancen-Plus her hätten wir die Partie ganz klar früher entscheiden müssen.“

Mangels Zielgenauigkeit machte es das Nationalteam im Testspiel gegen Lettland jedoch spannender als notwendig, ehe in der letzten Viertelstunde doch noch ein verdienter 3:1-Erfolg eingefahren wurde.

Ein Sieg, der Teamchef Didi Constantini eine Verschnaufpause verschafft. „Wichtig war, dass wir keinen neuen Rekord aufgestellt haben mit sechs Niederlagen“, erklärte der Tiroler.

Denn hätten die Letten ihre 1:0-Führung über die Distanz gerettet, hätte das ÖFB-Team den bisherigen Negativrekord von sechs Pleiten en suite aus den Jahren 1946 und 1947 egalisiert.

Guter Beginn, schlechte Chancenauswertung

So durfte sich der 56-Jährige im 20. Match seiner Teamchef-Ära über den siebten Sieg freuen. Nach Rumänien, Färöer, Litauen, Dänemark, Kasachstan und Aserbaidschan befindet sich nun also auch Lettland auf Constantinis Abschussliste.

Der Spielverlauf ist schnell erklärt: Österreich begann gut, konnte aber keine der sich bietenden Chancen nutzen und verlor gegen Mitte der ersten Halbzeit den Faden. In dieser Phase rettete Goalie Christian Gratzei zwei Mal in höchster Not.

Erst in den letzten Minuten vor der Pause erfing sich die rot-weiß-rote Auswahl, vergab aber durch Kopfbälle von Junuzovic und Martin Harnik zwei hundertprozentige Chancen.

Nach Wiederanpfiff setzte es eine kalte Dusche, als der aufgerückte Innenverteidiger Pavels Mihadjuks (49.) einen kapitalen Stellungsfehler der ÖFB-Abwehr zur lettischen Führung nutzte.

„Beim Gegentor war ich geschockt“

„Als wir das Tor gekriegt haben, muss ich ganz ehrlich sagen, war ich ein bisschen geschockt. Denn wir haben sehr viel für das Spiel gemacht, waren ganz klar die spielerisch bessere Mannschaft“, blickte Manuel Ortlechner zurück.

Dieser Schock war in der Folge der kompletten Mannschaft anzumerken. Nach einer guten Stunde brachten die Einwechslungen von Daniel Royer und Erwin Hoffer neue Impulse, das Nationalteam setzte Lettland unter Dauerdruck.

„Es war fast wie bei einem Handballspiel“, fand Harnik, der mit den Treffern zum 2:1 (81.) und 3:1 (96., Elfmeter) letztlich für den Sieg sorgen sollte.

Der Ausgleich war zuvor ausgerechnet Debütant Christopher Dibon vorbehalten. Bei einer Freistoß-Flanke des starken David Alaba schraubte sich der Admiraner in der 75. Minute hoch und köpfte ein.

„Es freut jeden Spieler, wenn er trifft. Dann haben wir die Partie sogar noch gedreht und gewonnen. Es gibt nichts Schöneres für einen jungen Spieler“, jubelte der Rookie.

„Von Kombinationen her unser stärkstes Spiel“

Unter dem Strich steht, dass die ÖFB-Elf gegen überschaubar starke Letten ihre Pflicht erfüllt hat. Vor allem spielerisch präsentierte man sich angetrieben von Junuzovic, Alaba und Harnik phasenweise sehr ansehnlich.

„Von den Kombinationen her haben wir fast unser stärkstes Spiel gezeigt“, erklärte Junuzovic, „natürlich waren ein paar Fehler dabei, der Ball war extrem glitschig. Dennoch: Wir haben Doppelpässe gespielt, in die Tiefe gespielt, und Laufwege freigehalten – so taugt mir das Kicken.“

Einen weiteren Pluspunkt wusste Florian Klein zu vermerken: „Es war eine neue Herausforderung, dass wir beweisen, dass wir das Spiel machen können. Das ist uns auf alle Fälle gelungen.“

„Standards ein probates Mittel“

Während man gegen Deutschland noch durch zwei Treffer aus Standards besiegt wurde, schlug man diesmal selbst drei Mal nach ruhenden Bällen zu.

„Dass wir durch Standards zum Erfolg kommen, ist ein probates Mittel, das hat gut funktioniert“, meinte Kapitän Christian Fuchs.

So wichtig nach fünf Pleiten in Serie ein Erfolgserlebnis war, so wenig darf man diesen Erfolg überbewerten.

„Wir müssen im Nationalteam den Kurs beibehalten, diesen Trend weiter fortsetzen, dürfen jetzt aber auch nicht in Euphorie verfallen“, betonte Junuzovic.

„Selten drei Ausschlüsse in Freundschaftsspiel erlebt“

Dafür sieht auch Harnik keinen Anlass: „Wir haben um einiges mehr Fehler gemacht als gegen die Deutschen, vor allem im Spielaufbau. Wir hatten aber heute mehr Ballbesitz, da kann das schon einmal passieren.“

Selten passiert es, dass eine Mannschaft ein Match mit nur acht Spielern beendet. Mihadjuks und Klava kassierten nach schweren Fouls die Ampelkarte, Goalie Vanins sah nach einem Torraub an Erwin Hoffer, der zum Strafstoß führte, Rot.

„Drei Ausschlüsse in einem Freundschaftsspiel habe ich auch selten erlebt. Aber es war natürlich am Ende einiges an Frust dabei, wie beim letzten Ausschluss“, kommentierte Harnik die Karten-Orgie.

„Froh, dass es noch vor Urlaub gelungen ist“

Österreichs nächstes Länderspiel steigt am 10. August in Klagenfurt gegen die Slowakei.

„Beim nächsten Team-Treffen sollten wir dort anknüpfen, wo wir jetzt aufgehört haben“, forderte Ortlechner, dem wie allen Beteiligten die Erleichterung über das positive Ergebnis zum Saison-Ausklang anzumerken war:

„Ich bin froh, dass das noch vor dem Urlaub gelungen ist.“


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