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Von Null ins CL-Finale in nur zwei Jahren

Von Null ins CL-Finale in nur zwei Jahren

Steiler nach oben geht es wohl kaum.

Vor rund zweieinhalb Jahren existierte der SVS Ströck noch nicht einmal. Diesen Freitag (ab 19:15 Uhr im LIVE-Stream bei LAOLA1.tv) bestreiten die Schwechaterinnen bei Berlin eastside das Finalhinspiel in der Champions League.

Die Österreicherinnen gelten sogar als Favorit. Untermauert wird ihre Stellung durch ihre unglaubliche Sieg-Bilanz. „Seit der Vereinsgründung vor zwei Jahren haben wir mit der ersten Mannschaft 28 Partien bestritten und davon nur eine verloren“, erklärt SVS-Manager Martin Sörös im Gespräch mit LAOLA1.

Die einzige Pleite der Vereinsgeschichte war das Aus im Viertelfinale des vorjährigen ETTU-Cup. Der Gegner damals hieß ausgerechnet Berlin eastside.

Die Unbesiegbare

Naheliegend, dass die Ströck-Damen auf Revanche sinnen. Zumal mit Fan Ying die beste Spielerin der diesjährigen Champions League vergangene Saison noch nicht mit von der Partie war. „Sie ist die einzige Chinesin, die noch nie gegen eine Nicht-Chinesin verloren hat“, weiß Sörös über die Weltranglisten-17.

Wie der SVS zu so einem Top-Star kommt? „Sicherlich ist das bis zu einem gewissen Grad auch eine finanzielle Frage, aber das alleine hilft dir nicht. Du brauchst einfach ein unglaubliches, chinesisches Netzwerk, welches wir vor allem dank unseres Trainers Liu Yan Yun haben. Er kennt dort Gott und die Welt.“

Obwohl die Berlinerinnen ausschließlich mit Europäerinnen (u.a. Vize-Europameisterin Irene Ivancan) antreten, will sich Sörös nicht zu sehr auf den Nimbus seiner fernöstlichen Super-Waffe verlassen.

„Fan Yings Serie ist keine Garantie. Auch Thomas Muster hat in seiner Zeit 44 Matches auf Sand in Folge gewonnen, dann ist Carlos Moya gekommen und hat ihn in München geschlagen. Und genau so wird auch ihre Serie irgendwann einmal reißen. Nur hoffentlich geschieht das nicht gegen Berlin.“

Bedingungen ausgenützt

Obwohl der Aufstieg der Ströck-Damen zweifellos rasant ist, kommt er allerdings nicht ganz unerwartet. Denn durch die Werner-Schlager-Akademie (WSA) findet der Klub eine Infrastruktur vor, die höchsten internationalen Ansprüchen entspricht. Hinzu kommt, dass durch das Herren-Team des SVS Niederösterreich auch das nötige Know-how vorhanden ist.

Das erkannten damals auch die Gründer des SVS Ströck. „Vor der Eröffnung der WSA haben wir beschlossen, dass wir auch ein neues, offensives Damen-Projekt starten“, erinnert sich Sörös, der betont, dass SVS Niederösterreich und SVS Ströck zwei ganz eigenständige Vereine sind.

„Wir sind damals angetreten, um im Nachwuchsbereich etwas zu bewegen und im europäischen Spitzensegment auf dem höchsten europäischen Level mitzuspielen.“ Zumindest Letzteres scheint bereits nach so kurzer Zeit aufzugehen, wobei sich der Stratege dort langfristig festsetzen will.

Wo Erfolg, da auch Missgunst

National konnte der SVS bereits in seiner Premieren-Saison 2010/11 die 14 Jahre andauernde Konkurrenz von Linz AG Froschberg, die man zuletzt auch im Halbfinale der Champions League besiegte, durchbrechen.

Bei einem derartig kometenhaften Aufstieg liegt natürlich die Frage nach Neidern nahe. „Innerhalb Österreichs gelegentlich schon“, meint Sörös, den das aber nicht zu stören scheint. „Ich sage immer, nichts im Leben musst du dir so hart erkämpfen wie Neid.“

Bei Vielen sei es aber schon Anerkennung. „Innerhalb Europas gelten wir als Real Madrid.“

Durch das hervorragende Umfeld bieten sich dem Manager reihenweise Spielerinnen von sich aus an. „Alleine während der Team-Weltmeisterschaften in Dortmund hätte ich zehn Spielerinnen verpflichten können.“ Aus budgetären und strategischen Gründen sei das aber weder möglich noch zielführend.

Manches braucht mehr als zwei Jahre

Durch das Erreichen der europäischen Spitze geht es für die SVS-Verantwortlichen künftig auch vermehrt darum, den Nachwuchs in die erste Mannschaft zu integrieren, was vor zwei Jahren als zweites Hauptziel ins Auge gefasst wurde.

„In der Super-Liga funktioniert das schon ganz gut“, verweist Sörös auf Nicole Galitschitsch (17) und Valerie Tischler (15). Das dieses Ziel aber mehr Zeit als nur zwei Jahre benötigt, liegt auf der Hand.

Abseits davon sieht man sich bereits nach neuen Herausforderungen um. Eine mögliche könnte chinesische Super League heißen.

Blick nach China

„Wir haben eine Einladung bekommen vom chinesischen Verband, als Gastteam an der Super League teilzunehmen“, verrät Sörös, der von einem „Ritterschlag“ spricht. „Eine schönere Form der Anerkennung gibt es nicht.“

Konkret würde der SVS für zweimal eine Woche im Frühjahr sowie für zweimal eine Woche im Herbst nach China fliegen, um dort innerhalb von sieben Tagen acht oder neun Partien zu absolvieren.

„Das ist relativ stressig und es setzt auch viele Ohrfeigen“, stellt Sörös den Lernfaktor in den Vordergrund. Für diese Saison haben sie das Angebot allerdings abgelehnt, da sich die Spiel-Termine zu sehr mit der Olympia-Vorbereitung von Li Qiangbing und Daniela Dodean überschneiden.

„Aber für nächstes Jahr ist es eine tolle Option.“

Reinhold Pühringer

 

>>> Berlin gegen SVS Ströck am Fr. 19:15 Uhr im LIVE-VIDEO <<<