news

Fankurven: Der letzte große Trumpf

Die österreichische Fankultur entwickelt sich in die richtige Richtung. Das ist essenziell für die Zukunft des heimischen Fußballs. Ein Kommentar:

Fankurven: Der letzte große Trumpf Foto: © GEPA

Restlos ausverkauft! 30.000 Fans werden das Cup-Finale zwischen dem SK Sturm und dem SK Rapid im Klagenfurter Stadion (heute, ab 17 Uhr im LIVE-Ticker >>>) zu einem Spektakel machen. Unabhängig vom Geschehen am Rasen.

Fraglos ist die wichtigste Frage des Abends, wer am Ende den Titel gewinnt. Doch alleine schon der Umstand, dass im Vorfeld viele gespannt sind, was die beiden Fankurven darbieten werden, ist erfreulich und bewahrenswert.

Die österreichische Fankultur hat sich in den vergangenen Jahren in die richtige Richtung entwickelt, Um- und Irrwege inklusive.

Fünf Klubs mit über 10.000 im Schnitt

Am Ende der Saison werden in der Bundesliga mit Rapid, Sturm, der Austria, dem LASK und RB Salzburg fünf Klubs einen fünfstelligen Zuschauerschnitt haben. Das ist – man denke an die durch die Qualigruppe stolpernde Austria – nicht alleine den sehenswerten Leistungen auf dem Rasen geschuldet. 

In sehr vielen Bundesliga-Stadien gibt es auf den Rängen etwas zu erleben. Immer wieder tauchen Listen von Groundhoppern auf, die in einem Stimmungsranking etwa den SK Rapid weit bis ganz vorne haben. Die Sturm-Anhänger versetzten mit ihrer Pyro-Show beim letztjährigen Cup-Finale weltweit Fans in Staunen.

Die Austria-Szene hat seit der Übernahme einer neuen Führungsgruppe mit rechtsextremen "Freunden" gebrochen und erlebt regen Zulauf junger Mitglieder.

Die LASK-Ultras bekommen ob ihres kritischen Kurses der Klubführung gegenüber viel Zuspruch und können zumindest kleine Teilerfolge feiern. Die Stadtrivalen von Blau-Weiß erweisen sich nicht zuletzt dank des neuen Stadions stimmungstechnisch als echte Bereicherung für die Liga.

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Die Klagenfurter Szene ist aufgrund des fehlenden Drumherums in einem viel zu überdimensionierten Stadion unterschätzt. Die Kurven in Altach und Lustenau sorgen immer wieder für Highlights, vor allem bei Choreos. Selbst in Hartberg etabliert sich eine kleine Szene. Und dann kommt in der neuen Saison mit dem GAK noch eine starke Kurve dazu.

Nein, man kann und muss nicht alles gut finden, was da in den Kurven dieses Landes passiert. Dass so manche Ultrá-Gruppierung beim Wandeln am schmalen Grat zwischen Traditionsbewusstsein und Progression gelegentlich ausrutscht, weil sie ja immer gerne auch ein bisschen aneckt, ist offenkundig.

Doch es ist ja nicht so, dass alle anderen Stakeholder des Bundesliga-Fußballs fehlerfrei durchs Leben gingen. Von den Unparteiischen (VAR!) über die Klub-Bosse, die Zuständigen für Transfers, die Trainer und Spieler, da läuft nicht weniger schief.

Viel Unwissen, wenig Interesse

Viel erstaunlicher ist da schon die mediale Rezeption diverser Fan-Aktionen. Rund 25 Jahre nachdem die Ultrá-Kultur in Österreich Fuß gefasst hat, sind stellenweise noch immer viel Unwissen und wenig Interesse vorhanden.

Interessant ist diesbezüglich die Divergenz zwischen regelmäßigen Stadiongängern und TV-Konsumenten. Während Erstere die Ultrá-Logik aufgrund ihrer (zwangsläufig) regelmäßiger Auseinandersetzung damit verstehen und einen Stadionbesuch wohl unisono als ungefährlich einstufen, wird Zweiteren mitunter ein ganz anderes Bild vermittelt.

Dabei muss es im Interesse aller, die im und am österreichischen Fußball arbeiten, sein, die bunte Fanlandschaft zu bewahren. Viele Ultras der ersten Stunde sind inzwischen auf den Längstribünen angekommen, auch mit ihren Kindern, die sie als nächste Generation für den heimischen Kick begeistern.

Auch wenn es viele von ihnen nur ungern lesen, aber die Mitglieder der Fanszenen von heute sind auch die Konsumenten von morgen.

Sie zu vertreiben, wäre kurzsichtig und der Zukunft des österreichischen Fußballs nicht zuträglich. Die Qualität des Spiels wird in anderen Ländern immer höher sein, der Zugang dazu ist inzwischen simpel.

Was aber keine TV-Übertragung, kein Live-Stream ersetzen kann, ist das Erlebnis im Stadion. Es ist der letzte und einzige große Trumpf, den die österreichische Bundesliga noch hat.

Die schönsten Choreos der Herbstsaison

Kommentare